Landeschef-Wechsel

„Perfekter Nachfolger“: Doskozil angelobt

Burgenland
28.02.2019 15:26

Mit einem Festakt im burgenländischen Landtag ist am Donnerstag Hans Niessl als Landeshauptmann offiziell verabschiedet worden. Zahlreiche Freunde und Wegbegleiter aus Politik, Wirtschaft und allen gesellschaftlichen Bereichen waren gekommen, um diesen Tag mit dem scheidenden SPÖ-Landeschef, der sein Amt nach mehr als 18 Jahren an Nachfolger Hans Peter Doskozil abgibt, zu begehen. Für Doskozil votierten 20 der 33 anwesenden Abgeordneten, zwölf stimmten gegen ihn. Eine Stimme war ungültig.

Doskozil führt nun eine Koalition von SPÖ und FPÖ an. ÖVP und Grüne hatten im Vorfeld angekündigt, Doskozil nicht zu wählen, das Bündnis Liste Burgenland wollte für den Südburgenländer stimmen. Mit Doskozil wurden auch der bisherige Landtagspräsident Christian Illedits sowie Daniela Winkler und Heinrich Dorner (alle drei SPÖ) neu in die Landesregierung gewählt.

„Ein Landeshauptmann für alle Burgenländer“
„Mir ist ganz wichtig, ein Landeshauptmann für alle Burgenländer zu sein, für die gesamte Bevölkerung da zu sein, zusammenzuführen. Nicht zu diskutieren über Nord und Süd, nicht zu diskutieren über links und rechts, nicht zu diskutieren parteipolitisch über schwarz und rot, sondern ein Landeshauptmann für alle Lebensbereiche, für alle Menschen, für alle Probleme zu sein“, meinte Doskozil in einem Pressestatement.

Niessl als „Baumeister in diesem Land“ gewürdigt
Illedits erinnerte im Rahmen des Festakts zum Abschied von Niessl daran, wie der nunmehrige ehemalige Landeshauptmann in seiner ersten Regierungserklärung seine Pläne und Visionen für das Burgenland skizziert habe. Niessl sei seinem ehrgeizigen Anspruch „mehr als gerecht“ geworden. Das Burgenland sei heute ein modernes, dynamisches Bundesland, das international Anerkennung gefunden habe. Mit Niessl verlasse „ein ganz Großer“ das politische Parkett, um sich neuen Herausforderungen zu stellen, sagte Illedits.

Doskozil und Niessl mit Bischof Ägidius Zsifkovics (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Doskozil und Niessl mit Bischof Ägidius Zsifkovics

Vertreter aller Landtagsfraktionen bedankten sich bei Niessl: „Du bist Baumeister in diesem Land“, Niessl habe Grundsteine gelegt und für die Opposition immer ein offenes Ohr gehabt, sagte Manfred Kölly vom Bündnis Liste Burgenland. Es habe viele gemeinsame Projekte mit der Grünen Bewegung gegeben, meinte Landessprecherin Regina Petrik. Neben Übereinstimmungen wie in der Bildungspolitik habe es aber auch Differenzen gegeben, etwa beim Verkehr, der Umwelt- und der Sicherheitspolitik.

Doskozil mit seinem Vorgänger Hans Niessl (Bild: APA/Robert Jäger)
Doskozil mit seinem Vorgänger Hans Niessl

Die Dritte Landtagspräsidentin Ilse Benkö (FPÖ) dankte Niessl „für die wirklich gute Zusammenarbeit“ im Landtag und in der Landesregierung. Das Burgenland habe sich in den vergangenen 20 Jahren „natürlich dank dir, lieber Herr Landeshauptmann“, in einem „grandiosen Aufschwung“ gezeigt. ÖVP-Obmann Thomas Steiner blickte auch auf 15 Jahre Koalition der SPÖ mit der Volkspartei zurück, in denen es „gute Zeiten und weniger gute Zeiten“ gegeben habe. In den vergangenen eineinhalb Jahren sei sein Verhältnis zu Niessl von einer „sehr sachlichen und guten Zusammenarbeit“ geprägt gewesen, man habe auch gute Projekte gemeinsam umgesetzt.

Hans Peter Doskozil und Michael Ludwig, SPÖ (Bild: APA/Robert Jäger)
Hans Peter Doskozil und Michael Ludwig, SPÖ

Niessl habe die Burgenländer immer in den Mittelpunkt gestellt, sagte SPÖ-Klubobfrau Ingrid Salamon, die auch auf in den vergangenen 18 Jahren Erreichtes einging. Dass etwa das Burgenland heute Modellregion bei erneuerbarer Energie sei, „das hätte es ohne dich, lieber Hans Niessl, nicht gegeben“. Den scheidenden Landeschef zeichne aus, dass er über Parteigrenzen hinweg alle Burgenländer gleich behandelt habe.

„Schon Wehmut dabei“
Es sei „schon etwas Wehmut dabei“, wenn man Menschen, mit denen man jahrzehntelang zusammengearbeitet habe, in dieser Intensität nicht mehr sehe, stellte Niessl fest, als er zum letzten Mal das Wort als Landeshauptmann ergriff. Jedoch sei für ihn auch „Dankbarkeit und Freude dabei - und das überwiegt“. Dankbarkeit dafür, dass er 18 Jahre an der Spitze eines großartigen Bundeslandes habe stehen dürfen und einen Beitrag leisten durfte, dass sich das Land „in die richtige Richtung entwickelt“ habe.

Niessl mit einer Abordnung der Blasmusik Frauenkirchen (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Niessl mit einer Abordnung der Blasmusik Frauenkirchen

Ohne entsprechende Mitarbeiter könne man nicht an der Spitze des Landes stehen, wandte sich Niessl an sein langjähriges Team: „Es war, ich sage einmal zu 99 Prozent, eine große Freude mit euch zusammenzuarbeiten“, sagte der scheidende Landeschef und fügte hinzu: „Bei dem einen Prozent war ich vielleicht selber schuld.“

Unter stehendem Applaus fand die Festveranstaltung im Landhaus ihren Ausklang. Und während der scheidende Landeschef zum Empfang geladen hatte und vor dem Landhaus Polizei- und Militärmusik aufspielten, wurde im Landtagssitzungssaal bereits das Namensschild gewechselt.

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