Die Österreich-Verbindung des Christchurch-Attentäters Brenton Tarrant wird immer klarer: Nicht nur hatte der 28-Jährige, der bei dem Massaker in der neuseeländischen Stadt 50 Muslime beim Freitagsgebet erschossen und Dutzende weitere verletzt hatte, auf seiner Reise um die Welt unser Land besucht, er war mit Österreichern auch unterwegs. Wie Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) am Donnerstagvormittag im Nationalrat sagte, reiste Tarrant im Jahr 2014 nach Nordkorea - Teil seiner Reisegruppe waren drei Österreicher.
Der rechtsextreme Attentäter von Christchurch besuchte vor wenigen Monaten Österreich. Auf dem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil von Brenton Tarrant fanden sich Bilder von Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck. Der Facebook-Account, von dem Tarrant auch die Live-Übertragung seines Terroranschlags auf zwei Moscheen in Christchurch in Neuseeland gestartet hatte, ist mittlerweile gelöscht, genauso wie sein Instagram-Profil, es gibt allerdings noch einige Screenshots, wie das deutsche Portal t-online in Online-Archiven recherchierte.
Eine Woche durch Österreich gereist
Kickl erklärte am Donnerstag zu Tarrants Bewegungsprofil, dass dieser am 27. November 2018 aus Budapest angereist war - per Zug. Hier habe er sich ein Leihauto gemietet und sei 2000 Kilometer durchs Land gefahren. Am 2. Dezember habe der 28-Jährige Österreich wieder verlassen: Er flog demnach von Wien nach Tallinn in Estland. Ob Tarrant in Österreich Kontakt zur rechtsextremen Szene hatte, ist noch nicht klar. Bekannt sei mittlerweile allerdings, dass er den Identitären rund um Martin Sellner 1500 Euro spendete.
Drei Österreicher Teil von Tarrants Reisegruppe in Nordkorea
Eine weitere Verbindung gebe es auch bei einer Reise nach Nordkorea, die bereits im Jahr 2014 stattgefunden hatte. Damals sei Tarrant laut Kickl mit einer Reisegruppe in dem Land von Machthaber Kim Jong Un unterwegs gewesen - Teil dieser Gruppe seien auch drei Österreicher gewesen. Laut Kickl würden diese Personen durch die Behörden befragt. Auch in Pakistan sei Tarrant gewesen.
In Europa weiß man inzwischen, dass er im Jahr 2018 unter anderem in Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Spanien, Frankreich, Israel, Estland und der Türkei war. Ein Foto einer Überwachungskamera zeigt ihn am Flughafen in Istanbul (siehe unten). Offenbar machte der Rechtsextremist aber auch einen Abstecher nach Deutschland: Einige seiner geposteten Fotos zeigen das Schloss Neuschwanstein in Bayern.
Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2016 hatte Tarrant Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien bereist. Er besuchte laut Medienberichten historische Schlachtstätten, an denen Gefechte gegen Muslime stattgefunden hatten.
Vor allem auf den Reisen durch Europa radikalisiert
Erst auf seinen Reisen durch die Welt - Tarrant hatte Geld mit Kryptowährungen gemacht - hattee sich der 28-Jährige radikalisiert. Vor allem die „Zustände“ in Europa hätten ihn schockiert, wie er in seinem 74-seitigen Manifest schrieb, das der wegen vielfachen Mordes Angeklagte zehn Minuten vor Beginn des Massakers von Christchurch veröffentlichte und unter anderem auch an die neuseeländische Premierministerin Jacinda Adern schickte.
Die Sicherheitslage in Österreich habe sich durch den Terroranschlag in Christchurch aber nicht verändert, sagte Kickl weiter. „Österreich gilt nicht als eines der primären Zielländer“, versicherte der Innenminister. Das BVT, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, stuft die Gefahr eines Anschlages nach wie vor als „abstrakt erhöht“ ein.
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