Sonntag, 10.15 Uhr, Kitzladen: 50 Gläubige lauschen der Messe in der Kirche. Nicht mehr oder weniger als sonst, nur der Pfarrer ist ein anderer. Die Woche davor stand noch ihr Priester vorne am Altar, diesmal predigt der Dechant aus Mariasdorf von Buße und Vergebung – ein heikles Thema. Denn erst vor wenigen Tagen wurde der abgelöste Pfarrer selbst mit der Sünde konfrontiert. 20 Kinder soll er vor 25 Jahren missbraucht haben. Rechtlich sind die Übergriffe verjährt, ob ihm seine "Schäfchen" vergeben, ist fraglich.
"Das hätten wir uns nie gedacht"
Die Stimmung ist gedämpft, als die Kirchgeher den Heimweg antreten. "Von den Vorwürfen haben wir aus der Zeitung erfahren. Das hätten wir uns nie gedacht", sagen sie. "Er war eigentlich ein lieber Pfarrer." Aber auch jähzornig soll er gewesen sein. Mitleid haben nur wenige: "Es bringt aber niemandem etwas, diese alten Geschichten wieder hervorzuholen", meint etwa ein Pensionist.
Auch in Wolfau, wo am Sonntag die Kirche geschlossen blieb, ist der Pfarrer Gesprächtshema Nummer eins. Der Tenor: "Dürften Priester heiraten, wäre sicherlich vieles anders."
von Tina Blaukovics, Kronen Zeitung
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