Notre-Dame-Katastrophe
Wie konnte dieses Inferno passieren?
Ein Großfeuer hat am Montag große Teile der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre Dame verwüstet. Der ganzen Welt stockte der Atem, als eines der bedeutendsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt beinahe komplett abbrannte. Nur durch den unermüdlichen Einsatz Hunderter Feuerwehrleute konnte das Schlimmste verhindert werden: Die Baustruktur, das Gewölbe und insbesondere die beiden viereckigen Haupttürme an der Westfassade konnten gerettet werden. Doch nun stellt sich die Frage, wie das passieren konnte.
Das Feuer kurz vor Ostern könne mit Renovierungsarbeiten zusammenhängen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Feuerwehr. Die Staatsanwaltschaft leitete bereits eine Untersuchung wegen unbeabsichtigter Zerstörung durch Feuer ein, von Brandstiftung ist bisher nicht die Rede. Die Ermittler begannen in der Nacht, die Arbeiter der Baustelle zu befragen. Sie hatten kurz vor Ausbruch des Feuers ein Gerüst angebracht, um 18.50 Uhr wurde der Brand dann entdeckt. Die Flammen breiteten sich über den Dachstuhl rasant aus. Der 93 Meter hohe, im 19. Jahrhundert errichtete hölzerne Dachreiter (Spitzturm) über der Vierung brach zusammen, gefolgt vom ganzen Dachstuhl. Aus den beiden großen Türmen der Kathedrale drang schwarzer Rauch.
„Bin traurig, wie dieser Teil von uns allen brennt“
„Ich bin traurig, dass ich heute Abend sehen muss, wie dieser Teil von uns allen brennt“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor Ort. Die Notre-Dame sei ein Teil der französischen Geschichte und Psyche, „das Epizentrum unseres Lebens“. Er versicherte: „Wir werden Notre-Dame gemeinsam wieder aufbauen“. Man werde „eine nationale Spendenaktion ins Leben rufen.
Die französische Milliardärsfamilie Pinault versprach umgehend 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der von Flammen verwüsteten Kathedrale, wie Francois-Henri Pinault, der Chef des Luxusmodekonzerns Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga), in der Nacht auf Dienstag bekannt gab.
Politiker auf der ganzen Welt entsetzt
Politiker und Verantwortliche auf der ganzen Welt zeigten sich entsetzt über die Verwüstung von Notre-Dame. EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte etwa, ganz Europa stehe an der Seite von Paris. Durchwegs traurig reagiert auch die österreichische Spitzenpolitik auf den Brand in der Pariser Kathedrale. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach von schockierenden Bildern und drückte seine Hoffnung aus, dass niemand verletzt wurde. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich von den „verstörenden“ Bildern erschüttert. Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) meinte auf Twitter: „Meine Gedanken sind in Frankreich bei diesem einzigartigen Wahrzeichen.“
Kardinal Christoph Schönborn sah die Bilder von der brennenden Pariser Kathedrale „tief erschüttert“, wie er auf Twitter schrieb. Alle müssten nun helfen, die Kirche - „das Herz von Paris“ - wieder aufzubauen. Der Vatikan reagierte seinerseits entsetzt: „Der Heilige Stuhl hat die Nachricht des entsetzlichen Brandes, der die Kathedrale von Notre-Dame, Symbol der Christenheit in Frankreich und der Welt, verwüstet hat, mit Schock und Trauer aufgenommen“, erklärte Papst-Sprecher Alessandro Gisotti.
Trump sorgte mit Tweet für Ärger
US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter, es sei „so entsetzlich“, Notre Dame brennen zu sehen. Er riet zudem zum Einsatz von Löschflugzeugen. Der französische Zivilschutz erklärte, dies käme nicht infrage, weil dadurch das gesamte Gebäude zerstört werden könnte. Priorität der Arbeiten sei es gewesen, die Struktur der beiden Türme zu schützen, sagte der Sprecher der Pariser Feuerwehr, Gabriel Plus. Die Befürchtung sei gewesen, dass die Konstruktion der Türme geschwächt würde und die tonnenschweren Glocken von Notre-Dame abstürzen könnten. Eine weitere große Herausforderung für die Arbeiten sei die Sicherung der Kunstschätze gewesen.
Sprachlosigkeit und Tränen auf der Straße
Tausende Menschen versammelten sich indes auf den Seine-Brücken und sahen mit an, wie sich das Feuer durch das Bauwerk aus dem zwölften Jahrhundert fraß. Viele von ihnen waren sprachlos und hatten Tränen in den Augen. Gläubige beteten und sangen auf den Straßen. Das Drama um das Gotteshaus fällt in die Karwoche, in der sich die Christen auf Ostern - das Fest der Auferstehung Jesu Christi - vorbereiten.
Meisterwerk der Gotik
Notre Dame ist ein Meisterwerk der Gotik und wird jedes Jahr von rund 13 Millionen Touristen besichtigt. Weltberühmt wurde die Kathedrale auch durch den Romanklassiker „Der Glöckner von Notre Dame“ (1831) von Victor Hugo. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe und bekannt unter anderem für ihre gotischen Bögen, steinernen Wasserspeier und bunten Glasfenster. Wegen Renovierungsarbeiten sind weite Teile der Kirche derzeit eingerüstet. Die Behörden nahmen Ermittlungen wegen fahrlässiger Sachbeschädigung auf. Die Generaldirektorin der UNESCO, Audrey Azoulay, teilte auf Twitter mit, die UNESCO werde Frankreich zur Seite stehen, um dieses „Welterbe von unschätzbarem Wert“ zu retten.
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