Als Präsident von Blue Shield International sieht sich Karl von Habsburg für den Schutz von Kulturgütern verantwortlich. Die „Krone“ begleitete ihn bei seiner jüngsten Mission im Libanon.
„Ein Kaiserenkel zum Plaudern. Sympathisch, gebildet und keineswegs abgehoben“, so beschreibt UNIFIL-Soldatin Christina P. (28) aus der Steiermark Karl von Habsburg nach einem kurzen Gespräch über ihren Blauhelm-Dienst im Libanon. „Echt nett, wie begeistert er von seiner Arbeit als Kulturbewahrer und seiner Leidenschaft fürs Fliegen erzählt hat“, sagt die 28-Jährige aus dem Murtal mit strahlenden Augen.
Mit seinem Frontbesuch im Camp der Österreicher im libanesischen Naqoura leitete Kulturgüterschutz-Offizier Habsburg (58) die erste internationale Zusammenarbeit von UN-Militärs und „seinen Archäologen“ von Blue Shield ein.
„Kulturgüter sind ein Teil der Identität der Menschen“
Offizielles Ziel der Mission: Schutz von Kulturgütern vor den Auswirkungen von Kriegen oder bewaffneten Konflikten. Konkret geht es beim Pilotprojekt darum, das UNESCO-Weltkulturerbe im historischen Teil von Tyros, nur eine halbe Autostunde vom rot-weiß-roten Camp entfernt, zu bewahren. „Kulturgüter sind ein Teil der Identität der Menschen, die an einem bestimmten Ort leben. Zerstört man ihre Kultur, so zerstört man damit auch ihre Identität. Viele Menschen werden entwurzelt, haben oft keine Perspektiven mehr und flüchten in der Folge aus ihrer Heimat“, so bringt das Oberhaupt der einstigen Dynastie seinen Einsatz als „Kulturretter“ klar auf den Punkt.
Wie bescheiden der Präsident von Blue Shield International tatsächlich ist, zeigt sich, als eine libanesische Teilnehmerin der internationalen Expertengruppe völlig erstaunt ist, als sie erst vom „Krone“-Reporter erfährt, wer der Vortragende ist: der Enkel von Österreichs letztem Kaiser Karl. „Ich werde ihn später um eine Autogramm bitten“, ist die Frau hörbar begeistert, einen so prominenten Vortragenden zu haben.
Arbeit bei Blue Shield: eine Art blaublütige „Theresianische Mission“
Habsburg selbst legt auf Titel und Ansprache keinen allzu großen Wert. Schmunzelnd und hörbar stolz erklärt er dann im „Krone“-Gespräch, dass „seine Vorfahrin Maria Theresia als erste Regentin in Europas Geschichte einen Armeebefehl erlassen hat, der die Zerstörung und Plünderung von Kulturgut unterband“. Somit ist seine Arbeit bei Blue Shield eine Art blaublütige „Theresianische Mission“.
„Bisher gab es Treffen nur in Konferenzräumen. Hier im Libanon arbeiten wir erstmals mit UNIFIL im Gelände zusammen. Wir wollen zeigen, dass Kulturgüterschutz auch den Frieden sichert“, erklärt Dr. Friedrich Schipper das Wesen des Einsatzes.
Als Archäologe und Soldat weiß der Geschichteprofessor um die Bedeutung kultureller Ikonen auch als sicherheitsrelevante, sprich strategische Materie. „Wer ein Kulturerbe vernichtet, zerstört auch den sozialen Frieden. Kulturstätten sind emotionale und sensible Symbole. Deshalb hat der IS bei seinen Terroraktionen gegen Christen Bibeln, liturgische Gegenstände und Kirchen abgefackelt, damit die Menschen nicht mehr heimkehren.“ Ein Schlusswort von Karl von Habsburg gibt es nicht – er ist im historischen Areal ins Gespräch mit Kursteilnehmern vertieft ...
Blue Shield International
Blue Shield International (Blaues Schild) ist eine internationale und mit der UNESCO verbundene Organisation. Der Sitz befindet sich in Den Haag. Die Aufgabe beruht auf dem Schutz von Kulturgut vor den Auswirkungen von Kriegen, bewaffneten Auseinandersetzungen sowie Katastrophen. Wichtigste Aktivitäten: Unterstützung und Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit, Einsätze zur tatsächlichen Umsetzung von internationalen Kulturschutz-Abkommen sowie regionale und nationale Aktivitäten im Bereich des Kulturschutzgutes.
Christoph Matzl, Kronen Zeitung
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