Am Montag dürften die Telefone bei der Wiener Bildungsdirektion sowie bei Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) heiß laufen: Die Facebook-Initiative „Wir fordern: Rücktritt der Direktion der HTL Ottakring“ rief ihre mittlerweile mehr als 14.500 Unterstützer dazu auf, aktiv via Mail und Telefon den Rücktritt des Direktors zu fordern. Damit soll der Druck auf die Entscheidungsträger deutlich erhöht werden. Die Seite der Facebook-Initiative wurde noch im Lauf des Montagvormittags offline genommen ...
Eigentlich ist es ein ganz normaler Schultag, doch am Montag läuft in der HTL Ottakring in Wien nichts wie sonst. Nach dem Mobbing-Skandal rund um einen der Lehrer sollte sich Schuldirektor Peter Johannes Bachmair im Laufe des Tages der Bildungsdirektion stellen - doch der Termin wurde abgesagt, da sich der betroffene Lehrer im Krankenstand befindet. Wie die „Krone“ erfuhr, soll auch entgegen bisheriger Informationen die geplante Disziplinarkonferenz, bei der über die Zukunft der involvierten Schüler entschieden werden soll, erst nächste Woche stattfinden.
Vertrag von Lehrer nicht verlängert
Jener Schüler, der den betroffenen Lehrer gestoßen hatte, sei jedenfalls vorerst suspendiert worden, so Direktor Bachmair Montag früh im Gespräch mit der „Krone“. Der Lehrer sei freigestellt worden. Interessant: Wie Bachmair am Montag sagte, sei bereits vor einigen Wochen beschlossen worden, dass der Vertrag des Lehrers ohnehin nicht verlängert wird.
„Stellen wir klar, dass das so nicht geht“
Montag früh erhöhte indes die nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegründete Facebook-Initiative den Druck auf die Entscheidungsträger: „Es ist an der Zeit, richtig Dampf bei der Bildungsdirektion (vormals Stadtschulrat) sowie dem zuständigen Stadtrat Czernohorszky zu machen! Bitte alle mitmachen und per Mail UND am besten auch per Telefon den Rücktritt des Direktors fordern. Ruft wenn ihr wollt auch öfters an, sorgen wir für richtig Beschäftigung dort im Haus und stellen wir klar, dass das so nicht geht! Friedlicher Protest ist immer die wirkungsvollste Form“, forderten die Initiatoren die mittlerweile mehr als 14.500 Unterstützer zum Handeln auf.
Facebook-Initiative offline
Der Druck wurde dann wohl offenbar zu groß: „Man dreht uns gerade die Funktionen ab, wir könne nicht mehr posten und die Bedrohungen werden ebenfalls immer persönlicher und aggressiver“, meldete sich Initiator Chris bei krone.at. Seither ist die Seite offline.
Am Freitag war der Skandal rund um die HTL Ottakring öffentlich geworden: Zunächst tauchte ein Video auf, das einen Streit zwischen einem Lehrer und einem Schüler zeigt. Im Zuge einer verbalen Auseinandersetzung spuckt die Lehrkraft plötzlich dem Jugendlichen mitten ins Gesicht, dieser attackiert den Mann daraufhin körperlich.
Stifteten Lehrer Schüler zum Mobbing an?
Binnen kürzester Zeit wurden dann aber auch zahlreiche weitere Videos veröffentlicht, die zeigen: Der Lehrer wurde bereits seit geraumer Zeit von seinen Schülern immer wieder schikaniert. Neuester Vorwurf: Andere Lehrer sollen die Jugendlichen sogar zum Mobbing angestiftet haben, um den Lehrer loszuwerden.
Volksanwaltschaft leitet Verfahren ein
Um alle Vorwürfe restlos aufklären zu können, leitete die Volksanwaltschaft am Montag ein Prüfverfahren wegen des Verdachts auf grobe Verletzung der Aufsichtspflicht ein. „Liest man die Berichte über den Vorfall, scheinen bei allen Beteiligten die Sicherungen durchgebrannt zu sein“, so Volksanwalt Peter Fichtenbauer in einer Aussendung. „Aufgeklärt werden muss, wie lange diese Zustände schon bekannt waren und ob und inwieweit es sich um eine Intrige der Schüler gegen den Lehrer handelt.“
Außerdem soll ermittelt werden, ob andere Lehrer Schüler tatsächlich angestiftet haben, ihren Kollegen zu mobben. „Auf gar keinen Fall kann zur Tagesordnung übergegangen werden. Die Leitungsqualität ist beim derzeitigen Stand der Dinge schwer zu hinterfragen“, so Fichtenbauer weiter.
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