Luxusgeschenk-Affäre

Der Gönner des SP-Politikers: Spion und Millionär

Österreich
10.05.2019 09:34

Er war in zwielichtigen Kreisen als Claus Möllner, Dieter Koch, Richard Nelson, Horst Faber, Dr. Lampe, Jacques, Marlowe, Otto John und Herbert Rick bekannt - der deutsche Spion, der mit bürgerlichem Namen Werner Mauss heißt, erfährt nach der Affäre rund um Luxusgeschenke an den niederösterreichischen Landesvize Franz Schnabl (SPÖ) für einen Privatdetektiv äußerst unangenehme Aufmerksamkeit. Schnabl nahm von Mauss unter dessen Decknamen „Herr Schneider“ Luxusgeschenke wie eine Korsika-Reise oder ein kostspieliges Damastmesser an …

Eigentlich hätte das Leben des Agenten ganz anders aussehen sollen. Auf einem Bauerhof aufgewachsen, absolvierte er die Ausbildung zum Landwirt, um später den Familienbetrieb zu übernehmen. Als aus diesen Plänen nichts wurde, ließ er sich zum Detektiv ausbilden. Was folgte, war eine Erfolgskarriere, die ihm als Spion Kontakte bis ins deutsche Bundeskanzleramt bescherte.

Das deutsche Bundeskanzleramt in Berlin (Bild: APA/dpa/Paul Zinken)
Das deutsche Bundeskanzleramt in Berlin

Berufsbedingt war Mauss viel im kriminellen Milieu unterwegs - er ermittelte anfangs für private Kunden gegen das organisierte Verbrechen, ehe er auch von der Versicherungswirtschaft und schließlich sogar von Sicherheitsbehörden engagiert wurde. Seine Informanten kamen dabei aus Polizeikreisen und der Unterwelt - Mauss soll es bei seinen Recherchen mit dem Gesetz nicht so genau genommen haben.

Mauss half dabei, mehrere spektakuläre Fälle zu lösen
Der deutsche Top-Spion konnte während seiner Laufbahn dabei helfen, spektakuläre Fälle zu lösen. So spielte er beispielsweise eine wichtige Rolle dabei, die mehrfach aus dem Gefängnis ausgebrochenen deutschen Schwerverbrecher Alfred Lecki und Werner Derks aufzuspüren und zu fassen. Weitere aufsehenerregende Fälle waren die Verhaftung eines mutmaßlichen RAF-Terroristen, die Befreiung von Hisbollah-Geiseln sowie die Rückführung eines Teils der wertvollen Diebesbeute aus der Domschatzkammer in Köln. Die Täter wurden - mit der Hilfe von Hinweisen aus der Unterwelt - gefasst und erhielten hohe Haftstrafen.

Außerdem ermittelte Mauss in der Causa um den entführten Sarg des Milliardärs Karl Friedrich Flick, zudem im Erbschaftsstreit in der Familie des Waffen-Tycoons Gaston Glock. In diesen Fällen traf sich Mauss mit Niederösterreichs Landesvize Schabl, der dem Privatdetektiv bei seiner Tätigkeiten helfen sollte. 

Der Sarg von Karl Friedrich Flick wurde nach seiner Entführung erneut beigesetzt. (Bild: APA/Gert Eggenberger)
Der Sarg von Karl Friedrich Flick wurde nach seiner Entführung erneut beigesetzt.

Identität flog wegen „verschwörerischen“ Ermittlungen auf
Trotz dieses medienwirksamen Betätigungsfelds schaffte es Werner Mauss lange Zeit, sein Aussehen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Doch als er wegen eines Versicherungsbetrugs engagiert wurde, flog seine Identität auf: Ein Schmuckverkäufer hatte behauptet, dass ihm Ware gestohlen wurde. Der Agent gab sich schließlich als Hehler aus, um dem Geschäftsmann den ihm vermeintlich gestohlenen Schmuck abzukaufen. Dem Gericht war das Vorgehen des Privatermittlers zu „verschwörerisch“ - es hob die zuvor verhängte Haftstrafe gegen den Juwelier schließlich auf. Im Zuge des Verfahrens wurde schließlich das erste Foto des Geheimagenten veröffentlicht.

Eines der wenigen Bilder von Agent Werner Mauss (Bild: dpa)
Eines der wenigen Bilder von Agent Werner Mauss

Gegen verdeckten Ermittler wurde schließlich selbst ermittelt
 Mauss wurde zu einer Legende und galt sogar als „deutscher James Bond“. Doch im Jahr 2016 stand der Ex-Agent selbst im Fokus von Ermittlungen: Er landete wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung vor Gericht. Es ging um die Summe von mehr als 15 Millionen Euro. Unter seinem Decknamen Claus Möllner war er Begünstigter zweier Stiftungen - das Geld war in Deutschland allerdings nicht versteuert worden. Er wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe verdonnert, das Urteil allerdings später wieder aufgehoben. Die Causa beschäftigt die Justiz noch bis heute und ist nach wie vor nicht abgeschlossen.

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