Ein Meer an Menschen hat am Samstag am Wiener Ballhausplatz die innenpolitischen Geschehnisse des Tages verfolgt (siehe auch Video oben). Nach dem Rücktritt von Heinz-Christian Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef brandete am Platz zwischen Hofburg und Kanzleramt erster Jubel auf, untermalt von nahezu ohrenbetäubendem Trillerpfeifen-Lärm. Doch das war der Menge noch nicht genug, denn sie forderte auch Neuwahlen. Als Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Abend vor die Kameras trat, die Worte „Genug ist genug!“ aussprach und damit das Ende von Türkis-Blau besiegelte, war die Genugtuung schließlich enorm.
Schon Stunden vor dem eigentlichen Beginn der für 13 Uhr angesetzten Demo gegen die Regierung nach der Veröffentlichung des brisanten Ibiza-Videos hatten sich Scharen an Menschen auf dem Ballhausplatz versammelt. Auch Vertreter der Opposition befanden sich nahezu geschlossen in der Menge, darunter Grünen-Chef und EU-Spitzenkandidat Werner Kogler, NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, SPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda - er brachte ein Transparent mit den Worten „Verantwortung statt Chaos. Schluss mit der gekauften Politik“ mit.
„Anklagebank statt Regierungsbank“
Mit Plakaten, Tafeln und Transparenten forderten Tausende Demonstranten Neuwahlen, auch Sprechchöre waren immer wieder zu hören. „Wer das Risiko trägt, muss auch Verantwortung tragen!“, war etwa zu lesen, ebenso „Schweigekanzler, Witzekanzler, Nixmehr Kanzler“, oder „Anklagebank statt Regierungsbank“. Zwischen den Reden schallte aus den Lautsprechern „We‘re going to Ibiza“ von den Vengaboys. Doch auch der Abgang von Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde lautstark gefordert.
Mehr als 150 Polizisten waren - auch in Zivil - vor Ort, Absperrungen wurden errichtet, die Situation streng überwacht. Doch die Stimmung unter den Demonstranten war vielmehr gelöst als angespannt.
Eine Vielzahl an Journalisten - auch aus dem Ausland - befand sich ebenso auf dem Ballhausplatz. Die Erklärung Straches zu seinem Rücktritt verfolgten die meisten Demo-Teilnehmer über ihre Handys mit, doch auch ein von den SPÖ-Gewerkschaften gestellter Lautsprecherwagen übertrug Straches Rede. Danach strömten weiterhin zahlreiche Menschen auf den Ballhausplatz - nicht zuletzt, um auch die Reaktion des Bundeskanzlers auf die brisanten Vorfälle zu hören und zu erfahren, wie es künftig mit Österreichs Regierung weitergeht.
Jubel nach stundenlangem Warten
Doch es sollte Stunde um Stunde vergehen, wenige Informationen rund um den Zeitpunkt des Auftritts wurden bekannt, immer wieder wurde dieser nach hinten verschoben, ehe kurz nach 16.30 Uhr plötzlich laute Pfiffe und Schreie aus der Menschenmenge zu hören waren. Der Grund: Erst um 19.45 Uhr werde der Bundeskanzler ein Statement zur Ibiza-Causa und der künftigen Regierung abgeben, hieß es. Viele der Demonstranten zeigten sich verärgert, so mancher verließ zunächst den Ballhausplatz, um jedoch am Abend für die Erklärung des Kanzlers zurückzukehren - und nach dieser zu jubeln.
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