Ibiza-Video

Was nicht gezeigt wird, ist „eklig und entlarvend“

Österreich
23.05.2019 16:30

Nach dem Auftauchen des unsäglichen Skandal-Videos aus Ibiza (siehe Video oben) ist in Österreichs Politik kein Stein auf dem anderen geblieben. Rund sieben Stunden lang soll das Orginal-Video rund um Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus sein - in der Öffentlichkeit ist aber seit der Veröffentlichung durch deutsche Medien nur ein kleiner Bruchteil des Materials bekannt, das eine der größten Regierungskrisen der Zweiten Republik auslöste. Einer der Aufdecker findet jetzt deutliche Worte und spricht von „vielen entlarvenden“ und „manch ekligen“ Szenen, die aber allesamt privater Natur seien.

Die „Süddeutsche Zeitung“ und „Der Spiegel“ haben bislang nur bestimmte Passagen aus dem Ibiza-Video veröffentlicht, nämlich jene, die von den Journalisten als politisch brisant erachtet wurden. Weitere Szenen zu veröffentlichen, würde die Privat- und Intimsphäre der Beteiligten verletzen, so die Argumentation.

Gudenus hat Angst vor „weiterem Material“
 Gudenus selbst hatte erst am Dienstag Sorgen geäußert, es könnten noch weitere Veröffentlichungen folgen. „Ich befürchte weiteres Material, das mich in kompromittierenden Situationen zeigt“, sagte der nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos aus allen Funktionen zurückgetretene ehemalige FPÖ-Politiker. Dies sei neben dem bekannten Video ein weiterer Grund für den vollständigen Rückzug aus der Politik gewesen.

Der frühere geschäftsführende FPÖ-Klubchef im Nationalrat sieht sich als „willkommenes und willfähriges Opfer“, das man „womöglich zusätzlich mit K.-o.-Tropfen oder ähnlichen Substanzen und Drogen“ gefügig gemacht habe. „Mir fehlen streckenweise Erinnerungen über Stunden hinweg und ich weiß auch nicht mehr, was ich in diesen Zuständen von mir gegeben habe bzw. welche Handlungen daraus resultierten“, so Gudenus.

Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache

Obwohl die Journalisten, die das ganze Ibiza-Videomaterial gesichtet haben, keinen sichtbaren Drogenkonsum feststellen konnten, hält sich in Insiderkreisen das Gerücht, dass der Ex-Vizekanzler und sein Vertrauensmann damals auf Ibiza dabei gefilmt worden seien. Immer wieder werden auch pikante Sex-Szenen, in die Strache oder Gudenus involviert gewesen sein sollen, ins Gespräch gebracht. Konkret bestätigt wurde das aber von niemandem.

„Entlarvende und eklige Szenen“
 Aber auch wenn „SZ“ und „Spiegel“ jetzt betonen, keine weiteren Szenen veröffentlichen zu wollen, liefern sie der gespannten Öffentlichkeit neue Einblicke in das Material. Denn „Süddeutsche“-Chefredakteur Kurt Kister beschreibt Teile der noch nicht öffentlich gezeigten Passagen. Es seien „viele entlarvende, manche eklige und etliche fast mitleiderregende Sequenzen. Die meisten davon sind privater Natur“, so Kister laut mehreren Medienberichten. Den teils wilden Gerüchten darüber, was in den rund sieben Stunden in der Finca auf Ibiza alles passiert sein könnte, werden derartige Aussagen wohl keinen Abbruch tun.

Den Spott haben der Ex-FPÖ-Chef und sein engster Vertrauter, der gar aus der Partei ausgetreten ist, ohnehin schon. In einem aktuellen Social-Media-Sujet der Mietwagenfirma Sixt wird etwa groß Ex-Vizekanzler Strache neben einem Mercedes A-Klasse gezeigt - und ein bissiger Spruch dazu: „Piept, bevor Sie gegen die Wand fahren.“

Ibiza-Video: Detektiv-Verband kritisiert Produzenten
 Kritik an den Machern des Ibiza-Videos kam inzwischen vom „Österreichischen Detektiv-Verband“ ÖDV. Das Vorgehen der Produzenten sei weder durch ein berechtigtes Interesse der Auftraggeber gedeckt noch im Rahmen der ethischen Grundsätze seriöser Detektive, so die Vereinigung von drei Dutzend Berufsdetektiven.

Ein Detektiv dürfe nur tätig werden, wenn es ein berechtigtes Interesse des Auftraggebers gebe - etwa um einen Schaden abzuwehren - und keine rechtswidrigen Handlungen provozieren. Beides sieht ÖDV-Präsident Lukas Helmberger im Fall des Ibiza-Videos nicht als gegeben an.

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