Material abgelehnt

SPÖ im Wahlkampf 2017 Ibiza-Video angeboten?

Österreich
24.05.2019 08:08

Eine der großen Fragen im Skandal um das Ibiza-Video (siehe Clip oben) ist: Warum erst jetzt? Warum warteten die Hersteller des Videos fast zwei Jahre lang, bis sie es an die Öffentlichkeit brachten? Hatten sie den „perfekten Zeitpunkt“ abgewartet oder war es eher so, dass jene, denen das Material bisher angeboten worden war, die Brisanz nicht erkannten? Einen möglichen Hinweis darauf gibt nun ein Bericht, wonach der SPÖ Auszüge bereits im Wahlkampf 2017 angeboten worden sein könnten - man habe damals aber abgelehnt. „Aus Prinzip.“

Wie die „Presse“ in ihrer Freitagausgabe schreibt, habe der Wiener Anwalt, eine der Personen des Interesses in der Aufarbeitung des Skandals, im August 2017 - als der ehemalige Berater der SPÖ, Tal Silberstein, in Israel festgenommen worden war und die SPÖ in einer schweren Krise steckte - bei den Sozialdemokraten angerufen und Material angeboten, das die über die Ibiza-Affäre gestolperten Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus beim Konsum von Drogen zeigen soll. Der Angerufene habe „sofort abgelehnt, aus Prinzip“, wie dieser gegenüber der Zeitung betont habe.

Bereits das Ibiza-Video oder weiteres kompromittierendes Material?
Der Inhalt des Telefonats sei auch nicht an den damaligen SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler weitergeleitet worden. Die Atmosphäre innerhalb der Partei sei „sowieso schon paranoid“ gewesen, sagte der Mann, dem die mögliche Wahlkampfmunition angetragen worden sei. Niedermühlbicher bestätigte: Er habe von dem Video „erst jetzt im Zuge der Berichterstattung erfahren“.

Zudem könnte es sein, dass es sich bei dem Angebot gar nicht um das Ibiza-Video, sondern weiteres, potenziell kompromittierendes Material gehandelt habe. Denn gesehen habe bei der SPÖ niemand das Angebotene, und bereits 2015, vor der Wiener Gemeinderatswahl, sei der Advokat mit belastendem Material hausieren gegangen, schreibt die „Presse“ weiter. Hinweise des Anwalts auf die nun bekannt gewordenen staatspolitisch relevanten Aussagen von Strache und Gudenus gab es offenbar ebenfalls nicht.

(Bild: Screenshot spiegel.de)
Strache und Gudenus im Ibiza-Video (Bild: Screenshot spiegel.de)
Strache und Gudenus im Ibiza-Video

Anwalt, der Material anbot, ist Schlüsselfigur im Ibiza-Skandal
Bei dem Anwalt, der sich an die SPÖ gewendet habe, handelt es sich allerdings um eine Schlüsselfigur in dem Skandal, der das Polit-Beben in Österreich auslöste. Der Mann soll behilflich gewesen sein, die Falle für den Damals-noch-nicht-und-jetzt-nicht-mehr-Vizekanzler Strache und den inzwischen von allen Ämtern zurück- und aus der FPÖ ausgetretenen ehemaligen FPÖ-Klubobmann Gudenus auszulegen. Mit dem Juristen und eben dem Lockvogel traf sich Gudenus im März 2017 in einem Nobelrestaurant am Ring. Im Juli desselben Jahres kam es zu dem fatalen Treffen in der mit Kameras und Mikrofonen präparierten Finca auf der Partyinsel Ibiza, allerdings ohne den Anwalt.

Video: Die „Krone“ in der Skandal-Finca auf Ibiza

Sollte es anfangs nur eine Drogenfalle werden?
Die interessanteste Frage ist weiterhin: Wer gab den Auftrag für die über Monate aufgebaute Video-Falle? Und: Erhofften sich die Macher tatsächlich den großen Knüller, der er durch die Wahnsinnsaussagen Straches - wie zur Übernahme der Kronen Zeitung oder über das Schleusen von Parteispenden vorbei am Rechnungshof - schlussendlich auch wurde, oder wollte man ihn und Gudenus lediglich in eine Drogenfalle locken?

Dieses Video haben „SZ“ und „Spiegel“ veröffentlicht:

Fakt ist jedenfalls: Einzelne Journalisten kannten Auszüge aus dem Video bereits seit rund einem Jahr, in den letzten Monaten dürfte es verstärkt Personen bzw. Redaktionen angeboten worden sein. Am Freitag vergangener Woche wurde es der breiten Masse bekannt gemacht - durch die große Aufdeckerstory von „SZ“ und „Spiegel“. Geld sei für das Material nach Angaben der beiden Redaktionen keines geflossen - vermutlich wurde den Personen hinter dem Video spätestens mit der Romy-Dankesrede des deutschen Satirikers Jan Böhmermann klar, dass sie das Material nicht mehr verkaufen, sondern nur mehr an die Öffentlichkeit bringen konnten.

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