Das folgenschwere Ibiza-Video zieht auch eine Woche nach der Veröffentlichung immer weitere Kreise: Nachdem mit „Austria in Motion“ und „Wirtschaft für Österreich“ bereits zwei FPÖ-nahe Vereine namentlich genannt worden waren, berichtet das Nachrichtenmagazin „profil“ in seiner neuen Ausgabe nun sogar von drei weiteren - darunter ein Personenkomitee namens „Wir für HC Strache“. Demnach seien insgesamt 600.000 Euro an diese Vereine geflossen, an die FPÖ selbst soll es aber „weder direkte noch indirekte“ Zahlungen gegeben haben.
Einer dieser Vereine wurde erst drei Monate vor den Nationalratswahlen 2017 gegründet und klingt verdächtig nach Wahlkampffinanzierung, wie das Magazin schreibt: „Wir für HC Strache - Parteiunabhängiges Personenkomitee“. Die anderen beiden Vereine heißen „Patria Austria“ und „Reformen - Zukunft - Österreich“.
Namen dreier Akteure tauchen immer wieder auf
In den Vorständen aller fünf Vereine sitzen in unterschiedlicher Konstellation stets die drei selben Akteure: FPÖ-Nationalrat Markus Tschank, ORF-Stiftungsrat (auf FPÖ-Ticket) Markus Braun und Alexander Landbauer, älterer Bruder von Udo Landbauer, der als FPÖ-Klubobmann im niederösterreichischen Landtag sitzt.
Justiz wartet auf Entscheidung des Parlaments
Was Tschank betrifft, ist dessen Auslieferung an die Justiz noch offen. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft wartet noch auf die Freigabe durch das Parlament und gab nur bekannt, dass sie um die Aufhebung der parlamentarischen Immunität zweier Abgeordneter ersucht hat, aber nicht, um welche Mandatare es sich handelt. Es dürfte dabei aber um Tschank sowie den inzwischen von allen Ämtern zurückgetretenen, ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus handeln. Erst danach können Ermittlungen eingeleitet werden. Letzterer ist bereits zurückgetreten, womit auch seine Immunität erloschen ist.
Die gesamte Ibiza-Affäre im Video-Rückblick:
Vereine sollen über 600.000 Euro gesammelt haben
Insgesamt sollen die Vereine über 600.000 Euro an Spenden eingesammelt haben - etwa 110.000 davon sollen an „Patria Austria“ geflossen sein. Die Vereine „Wir für HC Strache“ und „Reformen - Zukunft - Österreich“ sollen über keine Konten verfügen. Braun und Tschank bestreiten direkte oder indirekte Zahlungen an die FPÖ durch die Vereine, Landbauer gab keinen Kommentar ab.
Geldflüsse werden genau unter die Lupe genommen
Schon zuvor war die Existenz der FPÖ-nahen Vereine „Austria in Motion“ und „Wirtschaft für Österreich“ bekannt geworden. Die FPÖ hat bereits offengelegt, wie viel Geld in diesem Zusammenhang offiziell an die Partei geflossen ist. Wirtschaftsprüfer haben angekündigt, diese Geldflüsse genau unter die Lupe zu nehmen. Auch der designierte FPÖ-Obmann Norbert Hofer erklärte gegenüber krone.tv, „die eigene Partei und Vereine“ überprüfen lassen zu wollen.
Ibiza-Affäre zieht Neuwahlen nach sich
Die Ibiza-Affäre, in der sich der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der inzwischen auch aus der FPÖ ausgetretene Gudenus einem weiblichen Lockvogel gegenüber um Kopf und Kragen reden, hat die türkis-blaue Regierungskoalition in rekordverdächtigem Tempo zerplatzen lassen. Im September finden Neuwahlen statt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.