Älter als 50 Jahre und seit mehr als einem Jahr arbeitslos: Dieser Zielgruppe verschaffte die „Aktion 20.000“ Jobs. Die VP-FP-Regierung stoppte das Projekt zwar, fast 1000 Steirer blieben aber im Programm; 600 sind es nach wie vor. Ende Juni ist aber endgültig Schluss, Lösungen werden jetzt gesucht, teilweise gibt es sie schon.
Es war ein Prestigeprojekt des damaligen Bundeskanzlers Christian Kern (SPÖ): Ältere Langzeitarbeitslose übernehmen gemeinnützige Tätigkeiten im öffentlichen Bereich. 20.000 Personen sollten österreichweit profitieren, 540 Millionen Euro waren dafür vorgesehen.
Als steirische Modellregionen wurden Voitsberg und Deutschlandsberg auserkoren. Startschuss war im Juli 2017, doch bald zogen dunkle Wolken auf: Kaum im Amt, drückte die türkis-blaue Bundesregierung Anfang 2018 - als auch alle anderen Bezirke nachzogen - die Stopptaste. Jene Arbeitslosen, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits vermittelt wurden, durften aber bleiben.
Bei Gemeinden und Vereinen einegsetzt
Eingesetzt wurden sie vor allem in Gemeinden: „Bauhofarbeiten, Grünlandpflege, Kinderbetreuung, Verwaltungsarbeiten“, zählt das AMS einige Tätigkeiten auf. Auch Vereine griffen vielfach auf die Fähigkeiten der Über-50-Jährigen zurück - von der Buchhaltung bis hin zur Geschäftsführung!
In Deutschlandsberg fanden 87 ältere arbeitssuchende Personen über die „Aktion 20.000“ eine Beschäftigung. 69 Personen sind noch in einem Dienstverhältnis. In Voitsberg wurden sogar 144 Dienstverhältnisse geschaffen. Aktuell sind es im Bezirk noch 102 Beschäftigte. Gründe für Auflösung des Dienstverhältnisses waren u. a. Jobwechsel, Pensionierungen, gesundheitliche Gründe.
„Aktion hat gewirkt“
„Die Aktion 20.000 hat gewirkt. Die Zahlen belegen das. In den Pilotregionen Deutschlandsberg und Voitsberg ist die Arbeitslosenquote in der Zielgruppe um mehr als 50 Prozent gesunken“, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Auch aus den Gemeinden - von Bärnbach bis Gleisdorf - gibt’s „positives Feedback“.
AMS ist jetzt gefordert
Doch Ende Juni läuft die befristete „Aktion 20.000“ endgültig aus. Steiermarkweit sind noch fast 600 Personen im Programm. Was geschieht mit ihnen? „Es lässt sich noch nicht abschätzen, wie viele Personen sich wieder als arbeitssuchend anmelden“, heißt es beim AMS. Mit Gemeinden und öffentlichen Trägern werden Perspektiven für die Betroffenen ausgelotet.
Kampus fordert aber eine generelle Weiterführung der Aktion und machte am Freitag beim Treffen der Soziallandesräte Druck auf den neuen Sozialminister. Fraglich nur, wie lange der im Amt ist...
„Ich bekomme viel Positives zurück“
Positiv: Für 104 Alltagsbetreuer ist die weitere Finanzierung vorerst gesichert. Einer von ihnen ist der knapp 60-jährige Heinz Reiser. Er hilft älteren Weststeirern beim Aufräumen, geht mit ihnen spazieren, leistet einfach Gesellschaft. Diese Aufgabe bekam er über die „Aktion 20.000“ - und er ist dankbar: „Es ist eine Arbeit, bei der ich sehr viel Positives zurückbekomme.“
Neue Chance mit 57 Jahren
Er hat im Lager- und im Gastrobereich gearbeitet, zuletzt war er arbeitslos. Mit 57 Jahren bekam Reiser nochmals die Chance auf einen Arbeitsplatz: als Alltagsbegleiter. Nach einer Heimhilfeausbildung wurde er bei der Volkshilfe angestellt, 30 Stunden in der Woche ist der Voitsberger seitdem unterwegs und besucht ältere Personen, die Unterstützung brauchen.
„Ich leiste ihnen Gesellschaft, helfe bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, begleite sie auch ins Café oder ins Gasthaus“, sagt Reiser. Dadurch sollen die Kunden mobil bleiben und weiter zu Hause wohnen können. Auch pflegende Angehörige werden so entlastet.
Finanzierung vorerst gesichert
Die Besuche dauern meist mehrere Stunden. „Die Alltagsbegleitung soll die Lücke zwischen den Mobilen Diensten und der 24-Stunden-Betreuung schließen“, erklärt Brigitte Schafarik, die Geschäftsführerin der Volkshilfe. (Weitere Träger sind Caritas, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Sozialmedizinischer Pflegedienst.)
Da die „Aktion 20.000“ in wenigen Wochen ausläuft, hat sich das Land Steiermark bereit erklärt, für das zweite Halbjahr 104 Alltagsbegleiter zu finanzieren. Ab 2020 soll die Dienstleistung dann bereits fix als Bestandteil der Mobilen Pflegedienste etabliert sein.
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