Heute wählt Europa ein neues Parlament, dazu sind zahlreiche europäische Spitzenpositionen neu zu vergeben (siehe auch Video oben). In Österreich jedoch wird der Kampf um Stimmen völlig vom Ibiza-Skandal überschattet, sämtlich Kandidaten waren in dieser Woche kaum wahrzunehmen. Die jüngsten Umfragen landeten allesamt im Mülleimer, die Karten scheinen neu gemischt, doch nicht einmal Experten wagen nun eine Prognose. Die ersten Wahllokale öffneten um 6 Uhr, seit spätestens 8 Uhr sind alle Lokale geöffnet. Wahlschluss ist um 17 Uhr, das Ergebnis wird um 23 Uhr veröffentlicht. Mit krone.at sind Sie ab 17 Uhr live mit den ersten Trends und Prognosen dabei!
Vor dem 17. Mai, dem Tag, an dem das skandalöse Ibiza-Video von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus aufgetaucht ist, waren sich die Meinungsforscher ziemlich einig. Die ÖVP lag bei etwa 30 Prozent, die SPÖ eindeutig auf dem zweiten Platz bei rund 27 Prozent und die FPÖ wäre auf circa 24 Prozent gekommen.
So wählte Österreichs 2014:
Jetzt ist alles anders. Viele gehen davon aus, dass sich der entlarvende Auftritt der beiden Freiheitlichen auf Ibiza negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken wird. Vor allem Blaue, die ohnehin nicht als Europa-Fans gelten, könnten zu Hause bleiben.
SPÖ: „Schluss mit gekaufter Politik“
Die SPÖ hingegen macht sich ziemlich große Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis. Bei den Roten hat man rasch auf die jüngsten innenpolitischen Ereignisse reagiert und noch zusätzlich „Am Sonntag: Schluss mit gekaufter Politik“ auf die Plakate kleben lassen.
Geht ÖVP-Strategie mit Doppelspitze auf?
Unklar ist, ob die eigenartige Strategie der ÖVP aufgeht. Der staubtrockene EU-Profi Othmar Karas und Staatssekretärin Karoline Edtstadler aus dem türkisen Lager zogen für die ÖVP in den Wahlkampf. Meist sagten die beiden nicht das Gleiche, was aber ohnehin egal war, weil ab einem gewissen Zeitpunkt sowieso nur zählte, was Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte. Er gab die Richtung vor.
Grüne und NEOS werden die Vier-Prozent-Hürde wohl recht locker schaffen, die Frage ist, wer es auf ein zweites Mandat bringt.
Vorzugsstimmen für Ex-FPÖ-Chef Strache?
Besonders kurios ist die Tatsache, dass Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache für die EU-Wahl kandidiert - für die Nationalratswahl im September ließ er sich von der Liste streichen, für die Stimmabgabe am Sonntag ging sich das nicht mehr aus.
Strache steht auf dem 42. Listenplatz, mit genügend Vorzugsstimmen könnte er jedoch nach vorn rücken und tatsächlich ins EU-Parlament einziehen. Das wiederum gefällt den rechtsextremen Identitären. Deren Chef Martin Sellner macht in den sozialen Medien fleißig Wahlwerbung für Strache.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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