„Ich hoffe, dass es dem Papa jetzt besser geht“, erklärte der 32-Jährige. Der Mann saß am Montag in Wien auf der Anklagebank, weil er im August des Vorjahres seinen alkoholkranken Vater erstochen hatte. Er hatte ihm beim Sterben zugesehen, das austretende Blut in einer Cola-Flasche aufgefangen, um es bei der anschließenden Reinigung einfacher zu haben. Der Angeklagte wurde schlussendlich wegen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Seit dem Jahr 2015, nachdem die Beziehung des Mannes in die Brüche gegangen war, hatte der 32-Jährige in der Messie-Wohnung seines Vaters gelebt. Das Verhältnis der beiden war eigentlich gut, jedoch missfiel dem Jüngeren die starke Alkoholsucht des 59-Jährigen, der in der Folge immer öfter seine Körperhygiene vernachlässigte, antriebslos wurde und sogar auf den Gang zur Toilette verzichtete und stattdessen in der Badewanne seine Notdurft verrichtete.
Das Verhalten des Älteren färbte jedoch auch auf den Sohn ab, der selbst in früheren Jahren alkoholabhängig war. Der 32-jährige Arbeitslose fiel in der Folge wieder in alte Muster zurück, kaufte bereits in der Früh mit der Pension seines Vaters Alkohol und verbrachte gemeinsam mit dem 59-Jährigen den restlichen Tag vor dem Fernseher, bis auch die letzte Flasche Alkohol geleert war.
Sohn hinderte Vater an der Flucht
Am 3. August wollte der 32-Jährige diesem Treiben ein - blutiges - Ende setzen und griff zum Messer. Nachdem er an diesem Tag vom Einkaufen zurückgekehrt war, ging er in das Zimmer des 59-Jährige, zückte ein Klappmesser und stach seinem Vater, der zu diesem Zeitpunkt schlief, zweimal in den Hals. Der schwerst Verletzte erwachte und wollte noch aus dem Raum fliehen, doch der Sohn hielt von außen die Türe zu - so lange, bis er einen „Pumperer“ hörte, wie er vor Gericht erklärte.
Danach kehrte er zurück ins Zimmer und sah dem 59-Jährigen beim Sterben zu, fing dabei auch mit einer Plastikflasche das austretende Blut auf, um sich die Reinigungsarbeiten zu erleichtern. Im Anschluss daran verpackte er die Leiche seines Vaters in Müllsäcken und versteckte sie in einem Kasten, ehe er die Türen zunagelte und die Fugen mit Klebeband abdichtete. Eine Woche lang sollte der Angeklagte danach umherirren, bis er schließlich zur Polizei ging und sich stellte.
„Ich war so in einem Loch“
Laut Gutachten war der Beschuldigte bei der Tat zurechnungsfähig, leidet aber an einer Persönlichkeitsstörung und stand zum Zeitpunkt der Bluttat unter dem Einfluss von Alkohol. Vor Gericht stellte er seinen Vater als hilflosen Menschen dar, der ihn öfters gebeten habe, „ihm zu helfen“. „Ich war von meiner Hilflosigkeit überfordert“, meinte der Beschuldigte, der auf eine unglückliche Kindheit, eine gescheiterte Beziehung ohne Kontakt zum Kind, Arbeitslosigkeit und Alkoholismus zurückblicken musste. „Ich war in so einem Loch, dass ich auch immer mehr gesoffen habe.“ Zum Zeitpunkt der Tat habe er nicht nachdenken können, aber schon länger einen Suizid geplant gehabt, für den bereits ein dreiviertel Jahr ein Strick bereitlag. Nach der Tat hätte er dafür „ein schönes Platzerl im Wald gesucht“, aber dann doch nicht den Mut aufgebracht.
„Ich hoffe, dass es dem Papa jetzt besser geht“, sagte der 32-Jährige in seinem Schlusswort. Anschließend entschieden die Geschworenen nach einstündiger Beratung einstimmig auf Mord, blieben aber gemeinsam mit den Berufsrichtern mit den zwölf Jahren nahe an der unteren Strafgrenze von zehn Jahren, was der Vorsitzende Thomas Kreuter als schuld- und tatangemessen bezeichnete. Als mildernd wurden das Geständnis und der bisherige ordentliche Lebenswandel gewertet, „leicht“ erschwerend der Umstand, dass sich der schlafende Vater nicht gegen den Angriff hatte wehren können.
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