Aus nach 100 Jahren

„Anscheinend muss letztes Wirtshaus sterben …“

Steiermark
20.06.2019 11:20

Gut 100 Jahre hat es am Buckel, das Gulasch ist legendär, Arbeiter und Uni-Professoren fühlen sich hier gleichermaßen willkommen: Die Rede ist von der „Blaukrah“ in der Grazer Sparbersbachgasse. Da der Wirt seit Jahren keinen Nachfolger findet, kommt das Traditionsgasthaus nun unter den Hammer. Auch andere Gastronomen kämpfen. So wird die „Kaminstub‘n“ in Deutschlandsberg zugesperrt.

„Ich habe Angebote von Italienern, Chinesen und Türken bekommen. Nicht falsch verstehen, ich habe keinerlei Ressentiments gegen andere Nationen. Aber ich würde mir halt schon sehr wünschen, dass mein Betrieb ein österreichisches Traditionsgasthaus bleibt“, sagt Werner Ilzer, die gute Seele der Grazer „Blaukrah“. „Aber anscheinend muss das letzte Wirtshaus sterben, damit man sich auf dessen wichtige Bedeutung besinnt.“

Seit drei Jahren sucht der 69-Jährige jetzt schon nach einem geeigneten Nachfolger - vergebens: „Nach reiflicher Überlegung werde ich mein Gasthaus nun nach Bestbieterverfahren versteigern. Vielleicht komme ich ja so ans Ziel, sprich in die Pension“, schmunzelt Ilzer.

Auch andere Spezies will gerettet sein
Sein Lokal heißt übrigens nicht zufällig „Blaukrah“. Der schöne und mittlerweile sehr seltene Vogel hat es dem Biologen angetan, in seiner Pension will er sich wieder auf Herzensthemen wie dieses fokussieren: „Ich freue mich auf viel Zeit in der Natur in meiner Heimat Mureck“, sagt Ilzer. „Denn die Gastronomie mit ihren Untiefen ist wohl mit keiner anderen Branche vergleichbar“, meint der Wirt. Bleibt nur zu hoffen, dass die „Blaukrah“ noch zu retten ist - und zwar in doppelter Hinsicht!

„Kaminstub’n“ ist ab dem 1. Juli Geschichte
Zu viele behördliche Auflagen, Investitionsstaus und die Landflucht zwingen vor allem in der Peripherie immer mehr steirische Wirtshäuser in die Knie. Nachdem erst zu Jahresende der Gasthof „Klugveitl“ am Reinischkogel schließen musste, trifft es nun einen weiteren Traditionsbetrieb in der Region: Die Deutschlandsberger „Kaminstub’n“ steht vor dem Zusperren. Wer noch einmal die großartigen Steinpilze in Olivenöl als Spezialität des Hauses genießen will, muss sich beeilen - ab 1. Juli ist endgültig Schluss.

Christine Kiegerl schließt ihre „ Kaminstub’n“ per 1. Juli. (Bild: Fürbass Josef)
Christine Kiegerl schließt ihre „ Kaminstub’n“ per 1. Juli.

„Mir ist einfach die Luft ausgegangen“, sagt Christine Kiegerl, die das Gasthaus 33 Jahre lang mit viel Liebe und Erfolg geführt hat. Seit Dezember ist die 61-Jährige in Pension, Personalmangel und überbordende Bürokratie machten zuletzt auch der weststeirischen Wirtin das Leben schwer.

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