Stierhatz zu Ende
Pamplona: Zum Abschluss noch einmal brutal
Mit dem gefährlichsten aller acht Stiertreiben und drei auf die Hörner genommenen Läufern ist das traditionelle „Sanfermines“-Fest im nordspanischen Pamplona (im Video oben sehen Sie die heurige Auftakthatz) zu Ende gegangen. Der unbestrittene Protagonist am Sonntag war der braune Kampfbulle „Rabanero“, mit stolzen 640 Kilogramm das mächtigste Tier auf der Strecke. Verletzte gab es auch am letzten Tag zu beklagen, insgesamt waren es in den acht Tagen 35. Mehrere mussten sich Operationen unterziehen. Todesopfer - zumindest menschliche - gab es seit 2009 keine mehr. Die Stiere hingegen sterben am Abend bei der „Corrida“, wenn ein Torero ihnen den Todesstoß versetzt.
Nachdem er kurz zu Boden gegangen war, blieb „Rabanero“ hinter der Gruppe zurück und verletzte in einem wilden Lauf mehrere Teilnehmer, die bei dem Spektakel ihren Mut unter Beweis stellen wollten. Ein 30-jähriger Australier wurde am linken Bein aufgespießt und durch die Luft gewirbelt. Ein weiterer Australier und ein junger Mann aus Madrid bekamen die Hörner „Rabaneros“ ebenfalls zu spüren. Zwei Teilnehmer hätten zudem Prellungen und Quetschungen erlitten, teilten die Ärzte mit.
Tausende reisen aus aller Welt an, um die Stiere rennen zu sehen
Das Volksfest, das der Stierkampf-Fan Ernest Hemingway in seinem Roman „Fiesta“ (1926) so schwärmerisch beschrieben hat („Man tanzte und trank unentwegt“), sorgt trotz aller Kritik von Tierschützern weiterhin für einen Hype, zumindest in Spanien. Aber auch Tausende Touristen aus aller Welt - speziell aus Europa, Australien und den USA - reisen alljährlich an, um die Stiere die fast 880 Meter lange Strecke in die Arena rennen zu sehen oder selbst ihren Mut zu testen.
Der staatliche Fernsehsender RTVE, der die Hatz traditionell jeden Morgen um 8 Uhr live überträgt, entsandte eigens 80 Mitarbeiter nach Pamplona. Mit 29 Kameras wurde jeder Moment der berühmt-berüchtigten „Encierros“ festgehalten, bei denen Stiere und Menschen über vier Abschnitte quer durch die kurvige Altstadt Pamplonas jagen: Santo Domingo (280 Meter), Mercaderes (100 Meter), Estafeta (300 Meter) und Telefonica (120 Meter) heißen die berühmten Teilstücke, deren Namen jeder „Fiesta“-Fan kennt.
Im Anschluss gibt es Zeitlupeneinstellungen und Expertenrunden sowie Gespräche mit Züchtern und Mozos (Läufern), während Ärzte bei Liveschaltungen in die Klinik vom Zustand der Verletzten berichten. Das Rote Kreuz behandelt gleich an Ort und Stelle die, die mit leichteren Blessuren davongekommen sind. Blut bekommen die Fernsehzuschauer dabei fast jeden Tag zu sehen.
Proteste von Tierschützern, aber auch von Pampona-Veteranen
Das Töten der Stiere in der Arena ruft seit vielen Jahren Tierschützer auf den Plan, die jedes Jahr wenige Tage vor dem Startschuss mit aufsehenerregenden Aktionen vor dem Rathaus protestieren. „Wir leben im Jahr 2019. Kein Lebewesen sollte qualvoll erstochen werden, damit sich ein lauter Mob daran ergötzen kann“, hieß es von der Organisation PeTA.
Einen Aufstand ganz anderer Art gab es hingegen am Donnerstag: Gleich mehrere Pamplona-Veteranen, die seit Jahren mit den Stieren rennen, kritisierten die heutigen „Encierros“ als „verfälscht“ und „Betrug“ - und versammelten sich deshalb zu einem kurzen Sitzprotest. Das Portal Navarra.com sprach von einer „historischen Rebellion“.
Kritiker: Bullentreiben heute nur noch eine „Farce“
So mache es der Einsatz von extrem schnellen Leitochsen, die den Stieren das Tempo vorgeben, heute fast unmöglich, noch vor den in rasendem Tempo durch die Straßen preschenden Tieren herzulaufen, beklagten die Männer. Zudem werde der Straßenbelag mit einem Anti-Rutsch-Mittel behandelt, was die Tiere noch schneller mache. Die Bullentreiben seien somit zu einer „Farce“ verkommen, hieß es.
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