„Das gibt‘s ja nicht!“

Wanderer laufen mit Baby und Hund durch Kuh-Herde

Tirol
17.08.2019 06:01

Freitagfrüh auf einer Almwiese in Hochfilzen in Tirol: Dort weiden die Kühe von Hans Peter Wimmer. Doch als er um 9 Uhr seine Runde macht, glaubt der Landwirt seinen Augen nicht trauen zu können. Inmitten der Tiere steht eine Wandererfamilie, unterwegs mit zwei nicht angeleinten Hunden samt Kinderwagerl, das der Papa gerade einer Kuh direkt vor die Nase schiebt. „Die Leute verhalten sich katastrophal“, urteilt der Landwirt angesichts dieser Szene.

Immer wieder kommt es auf den heimischen Almen zu teils dramatischen Vorfällen mit Nutztieren. Erst am Donnerstag waren eine Frau (58) und ihr 56-jähriger Lebensgefährte bei der Tulfein-Alm nahe Innsbruck von einer Kuh angegriffen worden. Das Tier lief laut Polizei auf die beiden zu und stieß den Mann um, der wiederum gegen die Frau fiel. Daraufhin stürzten die beiden 15 bis 20 Meter über einen Hang hinunter. Einer der tragischsten Fälle war aber wohl jener, bei dem eine Frau, die mit ihrem Hund unterwegs war, im Jahr 2014 in Tirol von einer Kuh attackiert und getötet wurde. Ein Aufreger-Urteil gegen den Besitzer der Kuh war die Folge.

(Bild: Peregrin Lackner)

Verhaltensregeln beschlossen
„Zu 99 Prozent ist aber das Verhalten der Leute schuld“, zeigte sich Wimmer im Gespräch mit krone.at überzeugt. Nicht zuletzt deshalb hatte das Parlament Mitte April neue Haftungsregeln für Almen beschlossen und Verhaltensmaßregeln für Wanderer mit Hunden ausgegeben.

„Die Leute sind mitten hinein in die Kühe“
Doch wie es scheint, werden diese Vorsichtsmaßnahmen nur allzu oft in den Wind geschossen. Das zeigt auch der aktuelle Vorfall in Hochfilzen, den der Landwirt gleich auf einem Foto festgehalten hat.

„Die Leute sind mitten hinein in die Kühe“, beschreibt Wimmer die Szene, die sich ihm Freitagfrüh bot: ein Mann, eine Frau, ein Kind und ein Baby im Kinderwagen, dazu noch zwei Hunde. Damit nicht genug: Die Familie wagte sich völlig sorglos an die großen Tiere heran, so nah, bis schließlich eine Kuh ihren Kopf fast in den Kinderwagen stecken konnte. „Das gibt es ja nicht!“, dachte der Landwirt.

(Bild: Christof Birbaumer)

Eskalation durch Schrecksituation
„Wenn der Hund des Kind beschützen will, bewegt sich die Kuh und is‘ mit dem Kopf im Kinderwagen drinnen“, skizziert Wimmer, wie schnell die Situation eskalieren könnte. Seine Kühe seien ja gutmütige Tiere, aber auch eine unbeabsichtigte Schrecksituation könne die idyllische Stimmung rasch zerstören. Auch seine Frau hat kein Verständnis für das Verhalten der Ausflügler und machte ihrem Ärger via Facebook Luft: „Wie dumm kann man eigentlich sein?? Und dann großes Geschrei, wenn man im Graben liegt.“

„Wir Bauern müssen uns wehren“
Glücklicherweise ist diesmal alles gut ausgegangen, „aber wir Bauern müssen uns wehren“, stellt Wimmer gegenüber krone.at klar. Denn ein solch fahrlässiges Verhalten der Wanderer sei einfach inakzeptabel. Andere Landwirte haben bereits Konsequenzen gezogen. In Schladming in der Steiermark wurden etwa zwei Wanderwege auf Almen für Hunde gesperrt. Das kommt für Wimmer vorerst aber noch nicht infrage. Ihm gehe es vor allem darum, die Situation aufzuzeigen und die Leute dafür zu sensibilisieren, die Verhaltensregeln für den Umgang mit den Tieren auch wirklich ernst zu nehmen.

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