Der ehemalige ÖGB-Chef und Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist im 68. Lebensjahr verstorben. Er war bis zuletzt als Funktionär aktiv. Erst am Dienstag vergangener Woche absolvierte er seinen letzten öffentlichen Auftritt: In seiner Funktion als Präsident der Volkshilfe Wien eröffnete er eine neue Sozialeinrichtung für obdach- und wohnungslose Menschen in der Donaustadt.
Wie der „Krone“ aus Gewerkschaftskreisen bestätigt wurde, erlag der ehemalige Präsidentschaftskandidat der SPÖ Dienstagfrüh im Urlaub auf der kroatischen Insel Brac einem Herzinfarkt. Hundstorfer sei nach einem Bad im Pool von seiner Gattin leblos aufgefunden worden, heißt es.
Katzian: „Er hat die Menschen geliebt“
Der aktuelle ÖGB-Chef Wolfgang Katzian bezeichnete Hundstorfer einem Tweet des Gewerkschaftsbundes zufolge als jemanden, „der die Menschen geliebt hat und sich immer für die ArbeitnehmerInnen eingesetzt hat“. Auch Katzian selbst setzte eine Kurznachricht ab. Die Nachricht vom Tod Hundstorfers habe ihn „wie ein Keulenschlag“ getroffen.
Rendi-Wagner: „Zutiefst persönlich getroffen“
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach von einem „Verlust für die Sozialdemokratie in Österreich und für die Politik“. Hundstorfer sei über die Parteigrenzen hinweg respektiert worden. „Ich hatte das Glück, ihn persönlich zu treffen. Er war für mich besonders beeindruckend als Krisenmanager der Nation, etwa wenn es um die Rettung des Gewerkschaftsbundes oder um die Rettung unseres Sozialsystems ging. Ich bin zutiefst persönlich getroffen.“
Lange Polit-Karriere
1951 in Wien geboren, hatte sich Hundstorfer aus finanzschwachen Verhältnissen im Wiener Rathaus vom Kanzleimitarbeiter bis zum Chef der Gemeindebediensteten-Gewerkschaft hochgearbeitet, ohne die in Wien bis heute so gut wie gar nichts geht. Nebenbei wurde er Anfang der 1990er-Jahre Abgeordneter des Wiener Landtags und Gemeinderats, in dem er von 1995 bis 2007 auch den Vorsitz führte.
„Retter des ÖGB“
Die große Karriere kam spät: Als nach dem BAWAG-Debakel niemand so recht an die Spitze des ÖGB wollte, übernahm dort Hundstorfer im Jahr 2006 das Ruder und profilierte sich. Dass der Gewerkschaftsbund seine größte Krise übertauchen konnte, gilt auch als dessen Mit-Verdienst.
Sozialminister unter Faymann
Als „Retter des ÖGB“ war dann nach der Nationalratswahl 2007 sein Wechsel ins Sozial- und Arbeitsministerium im Jahr 2008 (unter Rot-Schwarz im Kabinett Werner Faymann) fast schon die logische Folge. Dort blieb der als leutselig und beliebt beschriebene Wiener gut sieben Jahre. Anfangs profitierte er von den guten Daten am Arbeitsmarkt und schaffte ohne Aufstand eine gar nicht so kleine Pensionsreform. Auch wurde unter seiner Ära die Ausbildungsgarantie in die Wege geleitet.
SPÖ-Präsidentschaftskandidat
Sein letzter großer politischer Schritt blieb ihm verwehrt: Als Bundespräsidentschaftskandidat der SPÖ scheiterte er 2016 bei der letzten Hofburg-Wahl in der ersten Runde und wurde nur Vierter. Dabei war Hundstorfer kein Verlegenheitskandidat: Wer ihn kannte, wusste, dass er gerne die Nachfolge Heinz Fischers angetreten hätte.
Im Wahlkampf schien der stets mit hohen Beliebtheitswerten ausgestattete Ex-Sozialminister dann aber zunehmend missmutig. Beobachter meinten damals, ihm habe es auf den Magen geschlagen, dass ihm die Herzen plötzlich nicht mehr automatisch zuflogen. Zudem kamen seine rhetorischen Defizite in einem Medien-Wahlkampf deutlicher zu Tage als seine zweifelsohne vorhandene Gabe, mit dem Volk im direkten Kontakt auf Augenhöhe zu kommunizieren.
„Darum wird‘s mir immer gehen!“ - so warb Rudolf Hundstorfer vor der Präsidentschaftswahl:
Bis zuletzt als Funktionär aktiv
Nach seinem Aus im Präsidentschaftswahlkampf blieb Hundstorfer bis zuletzt als Funktionär aktiv. Der in dritter Ehe verheiratet gewesene Vater einer Tochter wurde im November 2016 zum neuen Präsidenten der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) gewählt, der er bis zu seinem Tod vorstand.
Darüber hinaus fungierte Hundstorfer seit Mai 2018 auch als Präsident der Volkshilfe Wien. In dieser Funktion hatte er erst am Dienstag der vergangenen Woche seinen letzten öffentlichen Auftritt. „Hinsehen, wo andere wegsehen - helfen, wo sich andere taub stellen“, gab er als Credo aus.
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