Die Umfragen lassen kein gutes Ergebnis für den Wahlsonntag Ende September erahnen. Trotzdem übte sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am Montagabend für ihre „Aufholjagd“ in Zweckoptimismus. Sie werde, betonte Rendi-Wagner im ORF-„Sommergespräch“ mit Moderator Tobias Pötzelsberger, bis zuletzt „um jede Stimme kämpfen“. Neben der Ibiza-Affäre, den parteiinternen Turbulenzen und ihrem Programm für eine mögliche Regierungsbeteiligung ging Rendi-Wagner auch auf das Werbevideo von Schauspielerin Christiane Hörbiger für ÖVP-Chef Sebastian Kurz ein. Das abgelehnte Angebot zu einem privaten Treffen konnte sich die SPÖ-Chefin nur so erklären: „Ich glaube, sie hat nicht alles verstanden.“
Hörbiger, die am Wochenende knallhart mit der roten Parteivorsitzenden ins Gericht gegangen war - Stichwort „vollkommen verblödeter Misstrauensantrag“ gegen die Regierung -, lehnte ein Gesprächsangebot Rendi-Wagners ab. „Man kann unterschiedlicher Meinung sein. Aber man sollte miteinander reden und sich austauschen können. Und ich denke, sie hat nicht alles verstanden, was meine Beweggründe für diese für Österreich wichtige Entscheidung waren“, bedauerte die Spitzenkandidatin.
FPÖ ist kein Regierungspartner für Rendi-Wagner
Trotz der Absetzung der Kurz-Regierung kann sich Rendi-Wagner unter Umständen vorstellen, mit der ÖVP eine Koalition zu bilden. Allerdings wolle sie zunächst die Ergebnisse der Nationalratswahl am 29. September abwarten und sich dann ansehen, welche Konstellationen überhaupt möglich seien. Die SPÖ-Chefin betonte allerdings, sie werbe um die Wählerstimmen - und nicht um Sebastian Kurz. Einen Regierungspartner schloss Rendi-Wagner vehement aus: die FPÖ!
Obwohl der türkise Parteichef in allen Umfragen derzeit auf Platz eins rangiert, hat die SPÖ ihren Führungsanspruch noch nicht aufgegeben. Der Grund für diesen Zweckoptimismus? „Wir haben einen Aufwärtstrend, während andere einen Abwärtstrend haben“, so Rendi-Wagner, die sich sicher zeigte, dass „Richtung, Dynamik und Programm“ der SPÖ stimmten.
Parteiinterne Zwischenrufe sind „Stärke der Sozialdemokratie“
Das von Moderator Pötzelsberger angesprochene Problem mit Zwischenrufen innerhalb der Sozialdemokraten - in diesem Zusammenhang wurden vor allem Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Tirols Landeschef Georg Dornauer und Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda erwähnt - sah die Spitzenkandidatin eher als „Stärke und DNA der Sozialdemokratie“. Eine breite Bewegung habe eben „viele Köpfe“. Ihre Bewegung sieht Randi-Wagner übrigens als einzigen Garant dafür, „dass keine zweite Ibiza-Regierung“ kommt.
Klimapolitik „nicht auf Kosten der Konsumenten“
Klimapolitischen Maßnahmen, die die Kosten - Stichwort Fleischsteuer oder CO2-Steuer - vor allem auf die Konsumenten abwälzen würden, erteilte Rendi-Wagner eine Absage und erneuerte ihren Wunsch nach einem Klimaticket. Wie berichtet, soll man laut den SPÖ-Plänen für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr als drei Euro pro Tag ausgeben müssen. Das wären knapp 1100 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Die aktuelle Österreich-Card der ÖBB schlägt mit knapp 1900 Euro zu Buche.
In Sachen Migration plädierte Rendi-Wagner für die Bekämpfung der Fluchtursachen und Verfahrenszentren mit raschen EU-Verfahren in Afrika. Bei der Aufnahme von Bootsflüchtlingen sieht sie Österreich nicht vorrangig gefordert: „Es müssen nicht immer Österreich, Deutschland oder Schweden sein“, die ohnehin schon sehr viel geholfen hätten, jetzt wären andere an der Reihe.
Die krone.at-„Sommergespräche“:
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