Auch wenn SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner den Tiroler SP-Chef Georg Dornauer nicht als eines ihrer parteiinternen Sorgenkinder verstanden wissen will, eine Schelte aus der SPÖ für Dornauer gab es nach seinem Interview mit einem rechtsextremen Magazin doch: „Ich hätte einer Zeitschrift wie ,Info Direkt‘ nie und nimmer so ein Interview gegeben“, sagte der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried. Dornauer, der seine Entscheidung am Montag noch mit „Ich rede mit allen“ verteidigt hatte, sprach am Dienstag von einem „Fehler“. Und: Er habe nicht einmal gewusst, mit welchem Magazin er da spreche.
Die Frage, ob Dornauer seiner Partei mit dem Interview schade, wollte Leichtfried am Rande einer Pressekonferenz in Wien nicht beantworten. Gefragt, ob es Konsequenzen geben werde, sagte Leichtfried, dass er „über interne Gespräche, die es gibt, nicht berichten will“. Der Tiroler SP-Chef scherte bereits mehrmals aus der Parteilinie aus - so war für ihn lange eine Koalition mit der FPÖ nicht vom Tisch - und sorgte für Wirbel, unter anderem mit dem „Horizontalen“-Sager oder der Veröffentlichung eines vermutlich gefälschten anonymen Spenden-Mails der ÖVP.
Am Dienstag klingt die Sache etwas anders
Dornauer hatte sich zunächst auf Twitter für das Interview gerechtfertigt: „Ich rede mit allen. Punkt.“ Deshalb habe er „auch in diesem Medium sozialdemokratische Positionen zum Ausdruck gebracht. Diese Tatsache bringt weder Unterstützung zum Ausdruck, noch dass ich die Blattlinie gutheiße - das Gegenteil ist der Fall“, so der Tiroler SP-Chef am Montag. Am Dienstag klang die Sache dann ganz anders. Das Interview sei lediglich ein Telefongespräch gewesen, sagte Dornauer gegenüber Ö1 - und er habe nicht einmal gewusst, wer da am anderen Ende der Leitung war.
„Nicht glücklich, dass ich in doppelseitigem Interview aufschlage“
„Schauen Sie, ich führe am Tag bis zu 70 Telefonate“, so Dornauer in einem Telefongespräch mit dem Radiosender. Er habe an diesem Tag vor rund vier Wochen „beim besten Willen nicht an irgendein rechtspopulistisches oder möglicherweise rechtsradikales Magazin gedacht“. Er sei gebeten worden, ein paar Fragen zur gescheiterten türkis-blauen Bundesregierung zu beantworten - „und das habe ich getan“. Er sei „nicht glücklich“, dass er in der jüngsten Ausgabe des Magazins „in einem doppelseitigen Interview aufschlage“. Das Magazin sei ihm nicht bekannt gewesen, beteuerte Dornauer. „Im Nachhinein“ hätte er es aber wissen müssen.
„Wüsste nicht mal einen Ansprechpartner bei der FPÖ“
„Bis zum heutigen Tag“ habe er das Interview weder gesehen noch zum Redigieren oder als Belegexemplar erhalten, zu den Antworten, die er damals gegeben habe, stehe er aber „zu 100 Prozent“. Gefragt, wie das mit einer SPÖ-FPÖ-Koalition denn aussehe, holte Dornauer etwa aus: Er habe wohl geantwortet, dass er als Demokrat keine ins Parlament gewählte Partei kategorisch ausschließen würde, aber in den Wochen seit dem Interview sei „doch einiges passiert“. Insofern müsse er „zum heutigen Tag“ eine Koalition „insofern ausschließen, weil ich nicht einmal den Ansprechpartner wüsste“.
Die FPÖ habe innerparteilich „solche Probleme“ und „einen desolaten Zustand“, dass sie als Partner derzeit nicht infrage komme, wie seine Parteichefin am Montagabend im „Sommergespräch“ auch gesagt habe. Rendi-Wagners Aussage, wonach die FPÖ auf der Regierungsbank „nichts zu suchen“ habe, unterstützt Dornauer demnach „hundertprozentig“. Mit Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda habe er am Montag zur Causa „Info Direkt“ telefoniert, noch einmal würde er dem Magazin, das vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft wird, kein Interview geben.
Tiroler SPÖ dank Dornauer „wieder eine Größe“ - und er bleibt in Tirol
Bei einem Besuch in der Redaktion der Tiroler „Krone“ betonte Dornauer am Montag, dass er auch bei einem Wahlsieg oder einer Regierungsbeteiligung der SPÖ in Tirol bleiben und nicht in die Bundeshauptstadt wechseln werde. Ein Ministeramt würde ihn schon reizen, wie er zugibt, aber realistisch wäre das ohnehin nur mit der ÖVP. Er finde, dass sein gesamtes Vorgehen ihm „am Ende des Tages mehr bringt als schadet“ - und dank ihm sei die Tiroler SPÖ „wieder eine Größe“, die auch in der Wiener Löwelstraße Gehör finde. Die Bundesländer-Achse Michael Ludwig - Hans-Peter Doskozil - Dornauer würde geschätzt.
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