Katia Wagner

„Jedes Kind, das Kopftuch trägt, ist eins zu viel“

Politik
28.08.2019 19:00

Nachdem die türkis-blaue Regierung ein Kopftuchverbot bei Kindergarten- und Volksschulkindern beschlossen hat, geht die ÖVP einen Schritt weiter und fordert ein solches Verbot auch bei Lehrerinnen sowie Schülerinnen bis 14 Jahren. Wäre diese Maßnahme sinnvoll? Ist das lediglich ein „populistischer Ablenkungsversuch“, wie es SPÖ, NEOS und JETZT orten? Und schränkt dieses Verbot tatsächlich die freie Religionsausübung ein? In der aktuellen Diskussionsrunde bei Katia Wagner dreht sich alles um diese Fragen. Zu Gast diesmal: die ehemalige Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz, Femen-Aktivistin und Autorin Zana Ramadani und die Bundesvorsitzende von „Aktion kritischer Schüler_innen“, Noomi Anyanwu. Oben im Video sehen Sie die Highlights der Diskussion. Die ganze Sendung sehen Sie hier.

„Hier geht es nicht um eine religionspolitische, sondern um eine reine integrationspolitische Maßnahme“, so Bogner-Strauß. Die ehemalige Frauenministerin will mit der Ausweitung des Verbots sicherstellen, dass sich „Mädchen frei von jeglichen Zwängen und Diskriminierung entwickeln können“. Die Wiener Stadtpolitik hinkt laut ihr bei der Umsetzung der bisherigen Verbote noch hinterher.

(Bild: thinkstockphotos.de (Symbolbild))

Bogner-Strauß: „Kein religiöses Symbol“
Das Kopftuch sei außerdem „kein religiöses, sondern ein patriarchalisches Symbol der Unterdrückung“, meint Bogner Strauß, die selbst eine elfjährige Tochter hat und den elterlichen Einfluss bei Mädchen unter 14 Jahren sehr hoch einschätzt. Das Verbot für Lehrerinnen begründet sie mit einer Vorbildwirkung der Lehrer auf die Schüler und nimmt während der Diskussion auch andere Länder in die Kritik: „Wenn wir in Länder schauen, wo Frauen eine Kopfbedeckung tragen, sind wir weit davon entfernt, dass dort eine Gleichberechtigung herrscht.“ Fest steht für Bogner-Strauß jedenfalls: „Jedes Kind, das Kopftuch trägt, ist ein Kind zu viel.“

Ex-Freuenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) (Bild: Zwefo)
Ex-Freuenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP)

Yilmaz: „Millionen für Integration einfach weggestrichen“
Ganz anders sieht das die SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz. Sie sieht die Diskussion um das Kopftuchverbot nicht als integrationspolitische Maßnahme: „Es gibt kopftuchtragende Frauen im Berufsleben - Lehrerinnen, Uni-Studentinnen, die hier aufgewachsen und integriert sind.“ Anstatt richtige integrationspolitische Maßnahmen anzugehen, habe man 80 Millionen Euro für integrative Maßnahmen einfach weggestrichen: „Jetzt den Mädchen und berufsausübenden Frauen das Kopftuch per Gesetz zu verbieten, ist sehr blauäugig und mitten im Wahlkampf auch nicht angebracht.“

SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz (Bild: Zwefo)
SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz

Was Yilmaz bei der Debatte auch stört, ist, dass hier lediglich der Islam in die Kritik genommen werde: „Ist die Erstkommunion ab 14 Jahren? Ich glaube nicht.“

Ramadani: „Apfel und Birnen“
Für die Aktivistin Zana Ramadani vergleicht Yilmaz hier „Äpfel mit Birnen“. Ähnlich wie Juliane Bogner-Strauß sieht sie das Kopftuch nicht als religiöses, sondern als patriarchales Symbol. Das Tragen von Kopftuch innerhalb eines gewissen Rahmens ist für sie kein Problem, da „die Ausübung von Religion etwas Persönliches ist“. Ein großes Problem sei jedoch, dass „gewissen schutzbedürftigen Menschen, und das sind alle unter 18 Jahre, das Kopftuch aufgezwungen wird“, so die Autorin des Buchs „Die verschleierte Gefahr“.

Femen-Aktivistin Zana Ramadani (Bild: Zwefo)
Femen-Aktivistin Zana Ramadani

Anyanwu: „Mädchen fühlen sich durch Kreuz unterdrückt“
„Wir hören in den Schulen oft, dass sich Mädchen von einem Kreuz im Klassenzimmer unterdrückt fühlen, aber natürlich haben sie dann nicht die Möglichkeit, das zu sagen, weil ja immer nur Musliminnen die Angriffsfläche sind“, sagt die Bundesvorsitzende von „Aktion kritischer Schüler_innen“, Noomi Anyanwu. Unterdrückung sei außerdem nichts Religiöses und gebe es auch in christlichen Haushalten. Es brauche daher Maßnahmen, wie man Frauen allgemein stärken könne: „Mich persönlich stört es, dass die ÖVP vor allem sagt, dass sie feministisch und integrativ ist, aber dabei genau das Gegenteil ist. Das ist dann das, was die Leute anfangen zu glauben.“

Noomi Anyanwu (Bild: Zwefo)
Noomi Anyanwu

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