Slogans, wohin man schaut: Seit Beginn des Intensivwahlkampfes gibt es kein Vorbeikommen an Parteiplakaten mehr. Zwei Experten analysieren für die „Krone“, was hinter ihnen steckt.
Ist es noch zeitgemäß, in Zeiten von digitaler Kommunikation Hauswände, Dreieckständer und Litfaßsäulen für enorme Summen mit Zweizeilern und einem Politikerfoto vollzukleben? Ja, sagen die Parteien: Denn mit dem nun auch offiziellen Wahlkampfstart kann man den Plakaten von ÖVP, SPÖ & Co. nirgends mehr entrinnen.
Kurz-Kickl-Haider: Amüsante Slogan-Wiederholung
Für Aufregung sorgte eine amüsante Slogan-Wiederholung: Sebastian Kurz und Herbert Kickl werben beide mit der Zuschreibung „Einer, der unsere Sprache spricht“ - ein alter Slogan von Jörg Haider. Doch was wird fernab dieser Posse über die Plakate mitgeteilt? Wessen Sujets sind gelungen, wer setzt auf Abgedroschenes? Die „Krone“ hat bei renommierten Experten nachgefragt: Werbe-Guru Gerhard Puttner und Politikberater Thomas Hofer haben die Plakate der Parteien unter die Lupe genommen.
ÖVP: Mischung aus Slogans von Schüssel, Kreisky und Pröll
ÖVP: Laut Hofer ist die Botschaft von ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf den Plakaten klar: Sie ist eine Mischung aus den Slogans von Wolfgang Schüssel („Wer, wenn nicht er?“), Bruno Kreisky („Lasst den Kanzler und sein Team arbeiten“) und Erwin Pröll („Klarheit“). Mit dem Plakat, das Kurz mit einem Kind zeigt, wolle die ÖVP sich gegen Attacken wehren, Kurz agiere mangels eigener Kinder nicht menschlich. Puttner indes erkennt „vom ersten Plakat 2017 bis jetzt im Jahr 2019“ dieselbe Linie in der Kurz-Kampagne: „Er ist und bleibt der richtige Bundeskanzler“, will man suggerieren.
„Wie in SPÖ beliebt, wird Kandidat nah am Volk gezeigt“
SPÖ: „Die SPÖ lässt es menscheln, das ist eine wohlbekannte und gerne eingesetzte Linie der Partei“, analysiert Puttner. „Wie in der SPÖ beliebt, wird der Kandidat nah am Volk gezeigt.“ Das Fazit des Werbe-Gurus: „Menschlichkeit ist eine gute Botschaft für die Sozialdemokratie.“ Hofer sieht im Fokus auf Soziales und Jobs ebenfalls einen „Klassiker“ - fragt sich aber, ob der Fokus auf das Schlagwort „Menschlichkeit“ ausreicht.
FPÖ: „Paarlauf“ mit ÖVP und „Rückgriff“ auf Stilmittel von Haider
FPÖ: Zwei Dinge, die laut Hofer an den FPÖ-Plakaten bemerkenswert sind: Der „Paarlauf“ mit der ÖVP und der „Rückgriff“ auf Stilmittel von Jörg Haider. Die Blauen plakatieren ja sogar, dass sie wieder mit der ÖVP koalieren wollen, erwähnt der Experte - „die betteln ja fast“, so Hofer. Die freiheitlichen Sujets zeigen jedenfalls, dass man „Vertrauen wiederherstellen und Treue ausstrahlen will“, erklärt der Politikberater. Puttner findet sie im Grunde genommen gelungen: „Hier wird werbepolitisch gesehen nichts falsch gemacht.“ Auch er fühlt sich an Haider erinnert: „Diese Art der Heimat-Werbung wurde ja von ihm erfunden und vom talentierten Herrn Kickl perfektioniert. Das Wort ,Heimat‘ ist ja unbezahlbarer Markenbesitz der FPÖ.“
„NEOS tun sich schwer aufzufallen“
NEOS: „Gefühlsmäßig ist das durch die schwarz-weiß gehaltene Fotografie sehr cool, das bringt Spannung“, anerkennt Puttner. Die Aussage „Macht sonst keiner“ sei ein markantes Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz. Laut Hofer haben die NEOS indes ein Problem in diesem Wahlkampf: Sie tun sich schwer aufzufallen, auch ihre Themen haben nicht gerade Hochkonjunktur. Mit den plakatierten Themen Bildung, Pensionen und Postenschacher „wollen sie der ÖVP zumindest ein paar Prozentpunkte abspenstig machen“.
„Kogler als eine Art ,Grüner Phönix‘“
Grüne: Laut Puttner stellt sich Kogler erfolgreich als eine Art „Grüner Phönix“ dar. Die Botschaft sei klar, die Themenlage zudem günstig.
Ein gutes Zeugnis stellt auch Hofer aus: „Auch wenn die ,Zurück zu den Grünen‘-Linie etwas retro wirkt, sie spricht große Emotionen an und unterstreicht die Kernstärken der Grünen."
Kronen Zeitung
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