Die Grünen wollen bei der Nationalratswahl das „größte Polit-Comeback der Zweiten Republik“ schaffen. Diese Devise gab Parteichef Werner Kogler beim offiziellen Wahlkampfauftakt am Samstagnachmittag in Wien aus. In seiner Rede sparte der Bundessprecher nicht mit Kritik an der ÖVP, kündigte aber auch an, offensiv in mögliche Gespräche nach der Wahl gehen zu wollen. Dies passte gut zur Ansage von Stargast Robert Habeck: Der Chef der deutschen Grünen hatte in seiner Rede die Volkspartei aufgefordert, die Flanke zur FPÖ dichtzumachen und nicht mehr mit den „Rechtspopulisten“ zu regieren.
Freilich sind für Kogler die Türkisen mittlerweile selbst die „Rechtspopulisten“, an denen er sich wortreich abarbeitete, während er die „rechtsextreme“ FPÖ kaum einer Erwähnung wert fand. Vor allem in Sachen Parteienfinanzierung wusste der Grünen-Chef einiges an der ÖVP auszusetzen. Gäbe es hier schon entsprechende Straftatbestände, müsste sich der halbe Vorstand der Volkspartei im „Häfen“ treffen. Wörtlich sprach Kogler von einer „moralischen Devastiertheit“ der Partei von Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Kogler an ÖVP: „Nie zu spät zur Umkehr“
Nichtsdestoweniger will er nach dem Urnengang Gespräche mit der Volkspartei über eine Zusammenarbeit nicht verweigern, sondern sie offensiv angehen, „auch wenn die Chancen sehr gering sind“. Möglicherweise sei die ÖVP „resozialisierbar“: „Es ist nie zu spät zur Umkehr.“
Wiewohl das nasskalte Wetter eher in Richtung Eiszeit deutete, war die Klimaerwärmung das inhaltlich bestimmende Thema bei der einstündigen Auftaktveranstaltung zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum. Es gelte, Umweltschutz, Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit unter einen Hut zu bringen: „Diese Mischung kriegt man nur von den Grünen“, versicherte Kogler und warf neben der ÖVP auch der SPÖ vor, tragischerweise immer auf der falschen Seite zu stehen, so jetzt auch beim Klimaschutz.
Habeck: „Können nicht länger auf Zeit spielen“
Habeck, der sich freute, „Krafttank“ Kogler unterstützen zu dürfen, betonte ebenfalls die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen: „Das ökologische Korsett wird immer enger. Wir können nicht länger auf Zeit spielen.“
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