Die große Debatte

Themen, Sager: Das war die „Krone“-Elefantenrunde

Österreich
20.09.2019 22:13

In gut einer Woche wählt Österreich. Der Start in die heiße Phase des Wahlkampfes erfolgte Freitagabend, als sich die Spitzenkandidaten bei Moderatorin Katia Wagner zur „Krone“-Elefantenrunde trafen. Kurz, Rendi-Wagner und Co. diskutierten über weite Strecken friedlich über die großen Themen Umwelt, Migration und Arbeit und Soziales - und wurden am Ende von der Moderatorin noch in Paartherapie geschickt. Auch wenn einander die Kandidaten sicher nicht mit Samthandschuhen anfassten, wurde viel gescherzt und gelacht. Deutlicher Sieger der TV-Runde ist für die krone.at-Leser, die während der Live-Sendung befragt wurden, ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

Eine spannende Elefantenrunde wurde erwartet, hatte es doch zwischen den Spitzenkandidaten zuletzt ordentlich gekracht. Behandelt wurden im Puls-4-Studio ab 20.15 Uhr mit ÖVP-Altkanzler Sebastian Kurz, SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, FPÖ-Obmann Norbert Hofer, NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, JETZT-Frontmann Peter Pilz und Grünen-Boss Werner Kogler die drei großen Sachthemen des Wahlkampfs 2019: Klimaschutz, Migration, Arbeit und Soziales.

Thema Umwelt zum Einstieg
Den Anfang machte das Thema der Stunde, Umwelt und Klimaschutz. Der Reihe nach referierten die Spitzenkandidaten über die Umweltpläne ihrer Parteien. Der Ton blieb dabei sachlich und neutral, als ÖVP-Chef Kurz zum Einstieg seinen Mix aus kurz-, mittel- und langfristigen Lösungen vortrug.

Es folgten SPÖ-Chefin Rendi-Wagner und FPÖ-Chef Hofer, die ebenfalls die jeweiligen bereits bekannten Umweltziele ihrer Parteien zum Besten gaben. Klar zu erkennen: Die Spitzenkandidaten sind Wahlkampfprofis - vor allem rund eine Woche vor der Wahl tingeln sie von Duell zu Duell und haben die meisten Antworten im Puls-4-Studio schon im kleinen Finger.

NEOS-Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger und auch Peter Pilz von der Liste JETZT betonten in Sachen Umwelt vor allem eines: die Brisanz. Der Tenor: Es muss jetzt sofort etwas unternommen werden. Pilz warf hier den anderen Parteien zum wiederholten Male vor, das Thema Umwelt nicht wirklich ernst zu nehmen. Es sei eine Änderung des politischen Verhaltens dringend nötig, damit in der Klimapolitik etwas weitergehen kann, mahnte das Polit-Urgestein.

Umfrage-Ergebnis zum Thema Umwelt: Welcher Spitzenkandidat präsentierte sich am besten? Befragt wurden krone.at-Leser während der Live-Sendung.

(Bild: krone.at-Grafik)

Die Grünen müssen zuerst einmal ins Parlament zurück, wie Spitzenkandidat Werner Kogler zu bedenken gab. Kogler stimmte Kurz zu, dass nicht eine Maßnahme allein die Lösung sein wird. „Das Gute entlasten, das Schlechte belasten“, fasste er zusammen. Eines wurde hier in der TV-Diskussion deutlich: Knackpunkt bleibt beim Thema Umwelt die Finanzierung der diversen Vorschläge der Parteien, vor allem was etwaige Steuerbelastungen für die Österreicher bedeutet.

Nichts Neues in Sachen Migration
Beim Thema Migration wurde der Ton dann erstmals merklich emotionaler - und die ersten Unterbrechungen waren zu verzeichnen. Altkanzler Kurz wäre „froh“, nach der Wahl auf EU-Ebene wieder mitreden zu können, etwa beim Schutz der EU-Außengrenzen. Der Wahlkampflinie der Volkspartei folgend, geht es Kurz in Sachen Migration vor allem darum, den begonnenen Kurs fortzusetzen, und um eine „starke österreichische Stimme“ auf internationaler Ebene.

(Bild: Reinhard Holl)

Nichts Neues war in Sachen Migration von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner zu hören, die aber unter lautem Klatschen des Publikums auf die Menschenrechte pochte. Deutlich der Parteilinie folgte auch FPÖ-Chef Norbert Hofer, der diverse Statistiken in Zusammenhang mit der Zuwanderung nach Österreich aufzählte.

Umfrage-Ergebnis zum Thema Migration: Welcher Spitzenkandidat präsentierte sich am besten?

(Bild: krone.at-Grafik)

Altbekanntes gab es auch zum Thema Asylwerber in Lehre. Kurz stellte klar: Er will eine Regelung, wonach Flüchtlinge ihre Lehre abschließen dürfen, dann aber das Land verlassen müssen, wenn ihr Bescheid negativ ist. Hofer will nicht einmal das. Die Regeln sollten für alle gleich sein. Keine Freunde mit der Migrationsdebatte haben SPÖ und NEOS. Immer nur reden, aber keine nachhaltigen Schritte setzen, beklagte Rendi-Wagner bezüglich der ÖVP, Meinl-Reisinger sieht die FPÖ als Profiteurin der ewigen Diskussionen. „Das Thema Migration ist eine Cashcow für die FPÖ“, so die NEOS-Frontfrau.

Insgesamt verstrich die Redezeit aller sechs Spitzenkandidaten, ohne dass diese wirklich neue Erkenntnisse zum Migrationsthema lieferten. Aber auch eine kurze und verständliche Zusammenfassung, wie die wahlkämpfenden Parteien Migration künftig anpacken wollen, ist im Endspurt des Wahlkampfs durchaus nützlich.

Viele Beispielfälle beim Thema Arbeit und Soziales
Beim dritten großen Themenblock verlor sich die Debatte etwas in den diversen Beispielfällen, die von den sechs Spitzenkandidaten zur besseren Veranschaulichung der Probleme geschildert wurden. Es wurde auch einmal mehr deutlich, welch komplexes Themengebiet Arbeit und Soziales darstellen. Hierbei kurz und prägnant Lösungen wie aus der Pistole geschossen vorzutragen, bedarf einiges an Redekunst. Konsens besteht eine Woche vor der Wahl wenig überraschend darüber, dass es möglichst keine neuen Belastungen für die Österreicher, sondern vielmehr Entlastungen geben müsse.

Umfrage-Ergebnis zum Thema Arbeit: Welcher Spitzenkandidat präsentierte sich am besten?

(Bild: krone.at-Grafik)

Nach den drei großen Themenblöcken blieb noch Zeit für ein überraschendes Element der Sendung, als die Spitzenkandidaten beim „Rollentausch“ gefordert waren. Verständnis gab es dabei zumindest für den Moderatoren-Job: Jetzt verstehe er, wie sich ein Moderator fühlt, scherzte Altkanzler Kurz, als die Politiker im Puls-4-Studio auf ihre Fragen an die anderen Kandidaten lange, verschachtelte Antworten bekamen, die oft gar keine Antworten waren.

Insgesamt gelang es allen sechs Spitzenkandidaten, ihre eigenen Themen hochzuhalten. Für Rendi-Wagner ist zudem die Koalitionsfrage auch schon geklärt: „Es ist so gut wie abgemacht, dass die Ibiza-Koalition weitergeht“, so Rendi-Wagner. Von dieser Aussicht schwärmte auch weiter FPÖ-Obmann Hofer, der die von Moderatorin Katia Wagner gewährte Frage an Kurz dazu nutzte, ob man gemeinsam in der kommenden Legislaturperiode das Bundesheer ausreichend finanzieren werde. Der ÖVP-Chef blieb vage, verwies auf die schon begonnen Bemühungen, die Mittel schrittweise zu erhöhen, betonte aber, dass er auch auf andere Politikfelder nicht vergessen werde.

(Bild: Puls 4)

Hofer wiederum wollte NEOS-Chefin Meinl-Reisinger nicht sagen, wie er die „Einzelfälle“ in seiner Partei beenden wolle, und auch Rendi-Wagner gab Kurz nicht wirklich Auskunft, ob sie eine Koalition an ihm vorbei plane. Einzig, dass man nicht mit der FPÖ zusammengehen werde, betonte sie zum wiederholten Male.

Spitzenkandidaten in der Paartherapie
Zum Abschluss wurden die Kandidaten dann noch in die Paartherapie geschickt. „Zumindest sehr hartnäckig“, sagte dabei Kurz über Peter Pilz. „Dass er nicht mehr Bundeskanzler ist“, antwortete Kurz für Rendi-Wagner, als diese etwas Positives über ihn sagen sollte. Lange überlegen musste hingegen Pilz, bis ihm etwas Nettes über Norbert Hofer über die Lippen kam. Im Grunde sei Hofer ein freundlicher Mensch, rettete sich Pilz aus der Verlegenheit.

Umfrage-Ergebnis: Wer hat die „Krone“-Elefantenrunde für sich entschieden?

(Bild: krone.at-Grafik)

Um die Analyse des Auftritts im Puls-4-Studio im Anschluss kümmerten sich der Geschäftsführende „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann, „Salzburg-Krone“-Chef Claus Pándi, „Krone“-Chef-Interviewerin Conny Bischofberger, OGM-Geschäftsführer Wolfgang Bachmayer, Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik und Tatjana Lackner von der „Schule des Sprechens“.

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