Trotz des prognostizierten historischen Tiefstands der SPÖ will Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner nicht aufgeben: „Das ist nur eine Zwischenstation, dieser Weg geht weiter.“ Man habe im Wahlkampf auf die richtigen Themen gesetzt, dessen ist sich die SPÖ-Chefin sicher: „Die Richtung stimmt.“ Die Partei werde den Weg der Menschlichkeit gemeinsam weitergehen. Allerdings sei es natürlich nicht das Ergebnis geworden, „das wir uns gewünscht haben und wofür wir in den letzten Wochen gekämpft haben“. So ehrlich müsse man sein.
Bei den Anhängern im Festzelt bedankte sich die Spitzenkandidatin für die Unterstützung. „Ihr wart großartig“, rief sie ins Publikum. Ein Danke richtete sie auch allen Wählerinnen und Wählern aus. „Ich freue mich, den Weg mit euch weiterzugehen“, sagte sie, bevor zum wiederholten Mal die Gute-Laune-Wahlkampfhymne „Gleich und verschieden“ von Alf & DJ Mike erklang.
Zum ersten Mal seit 53 Jahren landete die SPÖ am Sonntag zum zweiten Mal hintereinander auf Platz 2. Aber immerhin blieb ihr Platz 3 hinter der FPÖ erspart - aber nur, weil dieser „Ibizagate“ und Spendenaffäre schwere Einbußen bescherten. Die SPÖ konnte davon nicht profitieren - dafür die ÖVP. Und so liegt die SPÖ weit wie nie zuvor - um gut 15 Prozentpunkte laut Hochrechnung - hinter der ÖVP.
Fraglich, ob SPÖ wieder Regierungspartei wird
Der SPÖ mit Rendi-Wagner - die dies im Wahlkampf unerschütterlich vorgebetet hatte - ist es nicht gelungen, „das Ruder herumzureißen“ und doch als „stärkste Partei“ durchs Ziel zu gehen. Angesichts der - überraschenden - türkis-grünen Mehrheit ist es auch fraglich, ob die SPÖ wieder Regierungspartei wird - die sie doch immerhin 61 Jahre seit 1945 war. Vom Stimmenanteil ist die SPÖ jetzt nicht einmal mehr halb so groß wie 1979, als Bruno Kreisky den Spitzenwert von 51,03 Prozent holte. Seither gab es nur zweimal (1995 und 2002) ein deutliches und 2017 ein schmales Plus für die Sozialdemokratie.
Dornauer: „Ohne Scheuklappen und Tabus“ Ergebnis besprechen
Von einer personellen Debatte will auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda nichts wissen, ebensowenig wie der Chef der Tiroler Sozialdemokraten, Georg Dornauer, der bereits mehrmals die Führung infrage gestellt hatte. „Das ist das Einzige, das sich Kurz jetzt wünscht“, ist der Tiroler überzeugt. Aber er forderte eine „Kurskorrektur“. Offenbar habe die SPÖ im Wahlkampf nicht überzeugen können, daher müsse die Partei „ohne Scheuklappen und Tabus“ das Ergebnis besprechen, sagte er.
„Die SPÖ hat die Wahl verloren“
„In der SPÖ muss sich was ändern“, sagte Dornauer. Trotz guter Arbeit im Nationalrat habe man kein besseres Ergebnis erzielen können. Auch junge Wähler zu gewinnen und der FPÖ „nach dieser skandalträchtigen Zeit“ Wähler abzuwerben, sei nicht gelungen. „Die SPÖ hat die Wahl verloren“, meinte er. Trotz der Stimmeneinbußen will Dornauer, dass die SPÖ künftig mitregiert.
„Genügend junge Leute, die an eine positive Veränderung glauben“
Auch der SPÖ-Delegationsleiter im Europaparlament, Andreas Schieder, wollte das Ergebnis der SPÖ bei der Nationalratswahl „nicht schönreden“. Das schlechte Abschneiden gebe der Partei „leider nicht die Kraft, unsere Politik im Nationalrat wie gewünscht zu vertreten“. Seiner Meinung nach wäre es aber wichtig, weiterhin inhaltliche Konzepte vorzulegen. In Zukunft müsse sich die Partei öffnen, forderte Schieder. Sie müsse lebhafter werden - es gebe aber „genügend junge Leute in der Partei, die an eine positive Veränderung glauben“.
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