„Moderner“ mit Kickl

Hofer stellt klar: „Die Doppelspitze bleibt“

Österreich
29.09.2019 20:02

Ihre zweitgrößte Wahlschlappe nach 2002 muss die FPÖ mit ihrem neuen Parteichef Norbert Hofer bei der Nationalratswahl einstecken. „Ibizagate“ und dann noch die kurz vor der Wahl bekannt gewordene Spesenaffäre rund um Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache bescheren ihr laut Hochrechnung mit einem zweistelliges Minus ein Ergebnis, das schwächer ist als das erste mit Strache 2008. Für Hofer, der vom Wahlergebnis „nicht begeistert“ ist, ist klar: Seine Partei wird nach der Niederlage in Opposition gehen. Die FPÖ soll modernisiert werden. Die freiheitliche Doppelspitze mit ihm und Ex-Innenminister Herbert Kickl werde „im Amt bleiben“.

Der FP-Obmann glaube, dass das Wahlergebnis keines sei, um Regierungsverhandlungen zu führen: „Das heißt, wir bereiten uns auf Opposition vor.“ Er sprach sich am Sonntagabend für eine Neuaufstellung der Partei aus: „Es wird eine modernere Partei, lassen Sie sich überraschen.“ Zu einem möglichen Parteiausschluss von Strache wollte sich Hofer noch nicht äußern: „Es ist heute nicht der Tag, wo man solchen Dingen nachgeht.“ 

FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer
FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer
FPÖ-Spitzenkandidat und Wahlverlierer Norbert Hofer (FPÖ) zwischen Wahlsieger Sebastian Kurz (ÖVP) und Beate Meinl-Reisinger, die mit ihren NEOS ebenfalls einen Erfolg verbuchen konnte (Bild: APA/Herbert Neubauer)
FPÖ-Spitzenkandidat und Wahlverlierer Norbert Hofer (FPÖ) zwischen Wahlsieger Sebastian Kurz (ÖVP) und Beate Meinl-Reisinger, die mit ihren NEOS ebenfalls einen Erfolg verbuchen konnte

Spindelegger sieht FPÖ nicht aus dem Rennen
Der frühere VP-Vizekanzler und -Obmann Michael Spindelegger sah die FPÖ trotz deren Festlegung auf die Oppositionsrolle nicht völlig aus dem Rennen als möglichen Koalitionspartner der Volkspartei. Aus seiner Sicht gelte es einmal, den „internen Diskussionsprozess“ der Freiheitlichen abzuwarten. Schließlich hätten die Blauen jetzt wochenlang plakatiert, die Koalition mit der ÖVP fortsetzen zu wollen. Vor diesem Hintergrund sei die Festlegung auf die Opposition doch „verwunderlich“, so Spindelegger, der als Förderer von ÖVP-Chef Sebastian Kurz galt und diesen in Regierungsverantwortung nahm, indem er ihm das Integrationsstaatssekretariat überantwortete.

Sebastian Kurz und der frühere Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Sebastian Kurz und der frühere Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger
(Bild: P. Huber)

Bei der Nationalratswahl sah es die längste Zeit nicht wirklich dramatisch für die FPÖ aus. In den Umfragen lag die Partei bei um die 20 Prozent. Aber dass kurz vor der Wahl dann ein Spesenkonto und Vorwürfe angeblich falscher Spesenabrechnungen Straches bekannt wurden, dürfte - trotz der knappen Zeit - dann doch noch viele Wähler abgeschreckt (oder Richtung ÖVP gebracht) haben.

Video: Vilimsky nach dem Debakel im krone.at-Interview

FPÖ jetzt wieder am Wert der ersten Wahl mit Jörg Haider
Mit etwas über 16 Prozent (laut Hochrechnungen) liegt die FPÖ jetzt am Wert von 1990 - also der ersten Wahl mit Jörg Haider, mit dem sie dann bis auf 26,9 Prozent (1999) anwuchs. Nach dem Einbruch 2002/2006 (mit 10,0 und 11,0 Prozent) und der Abspaltung von Haiders BZÖ übernahm Strache die verbliebenen Blauen - und schaffte 2008 auf Anhieb die Konsolidierung auf 17,5 Prozent.

Hofer und Strache in gemeinsamen Tagen: FPÖ-Neujahrstreffen 2017 (Bild: APA/Barbara Gindl)
Hofer und Strache in gemeinsamen Tagen: FPÖ-Neujahrstreffen 2017

Mit Strache ging es weiter bergauf - über 20,4 (2013) auf 26,0 Prozent 2017. Nach „Ibizagate“ und Regierungscrash lag es an seinem Nachfolger Hofer, die Partei wieder auf die Beine zu bringen. Der Schatten Straches wurde mit der Spesenaffäre allerdings noch größer, und so musste Hofer jetzt mit nur mehr 16 Prozent ein ziemliches Debakel verdauen. Platz 2 ist - trotz der Schwäche der SPÖ - wieder weit außer Reichweite, dafür rückten die Grünen der FPÖ nahe wie lange nicht mehr.

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