In der SPÖ wurden 24 Stunden nach dem schlechten Abschneiden bei der Nationalratswahl die Weichen neu gestellt: Am Montagvormittag kündigte Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda seinen Rücktritt an, schon am Abend wurde ein Nachfolger aus dem Hut gezaubert: Christian Deutsch, zuletzt Wahlkampfleiter der mäßig erfolgreichen SPÖ-Kampagne, soll nun das Ruder für die Sozialdemokraten herumreißen. Während Drozda als Vertrauter von Ex-Kanzler Christian Kern galt, wird Deutsch eine Nähe zu dessen Vorgänger Werner Faymann nachgesagt.
Der ehemalige Wiener Landesparteisekretär übernimmt den Posten in schwierigen Zeiten: Auf 21,2 Prozent waren die Sozialdemokraten unter Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner bei der Nationalratswahl am Sonntag abgestürzt, wie die am Dienstagabend veröffentlichten vorläufigen Briefwahl-Ergebnisse zeigen - ein historischer Tiefpunkt. Mitverantwortlich dafür war nicht zuletzt Deutsch selbst, der im Juni als Wahlkampfleiter installiert worden war.
Parteichefin Rendi-Wagner bestätigte am Montag nach dem Präsidium, dass Deutsch dem erst wenige Stunden zuvor zurückgetretenen Drozda als Bundesgeschäftsführer nachfolgt. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen. Auch der Nationalratsabgeordnete Mario Lindner war für den Posten kolportiert worden, er kam nicht zum Zug.
Rendi-Wagner: Wahlkampf war „sehr gut, sauber und strukturiert“
Rendi-Wagner streute Deutsch für dessen Performance im Wahlkampf Rosen: „Sehr gut, sauber und strukturiert“ sei dieser gewesen. Der neue Bundesgeschäftsführer habe Kenntnis über Parteistruktur und Parteileben und genieße „zu 100 Prozent“ ihr Vertrauen. Deutsch selbst sprach von einem „sehr starken inhaltlichen Wahlkampf“ und gab lediglich zu bedenken: „Vielleicht hätten wir mehr Zeit gebraucht.“
Nach dem Ergebnis werde man dennoch „nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen“, so Deutsch: „Die Erneuerung der Partei ist ein Gebot der Stunde.“ Rendi-Wagner kündigte einen „Strukturanpassungsprozess“ an, der rasch angegangen, aber wohl eine gewisse Zeit dauern werde. Alle Teile der Partei würden eingebunden: „Wir dürfen so gut wie keinen Tag verlieren, wenn es um die Zukunftsfitness der Sozialdemokratie geht.“
„Dafür braucht es eine Sozialdemokratie“
Sie selbst wolle jedenfalls an Bord bleiben: „Unsere Themen waren die richtigen, weil sie die Probleme der Menschen in Österreich darstellen“, so die SPÖ-Chefin. Das Land benötigte „dringend“ sozialen Ausgleich und sozialen Frieden, „dafür braucht es eine Sozialdemokratie, egal in welcher Rolle“.
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