Fußi-Wutrede an SPÖ:

„Nicht nur der Kreisky tät‘ sich umdrehen im Grab“

Politik
30.09.2019 21:48

Dass die SPÖ nach ihrer schweren Wahlniederlage am Montag Christian Deutsch, zuletzt Wahlkampfleiter der mäßig erfolgreichen SPÖ-Kampagne, zum Bundesgeschäftsführer gekürt hat, sorgt bei beim SPÖ-nahen PR-Berater Rudolf Fußi für völliges Unverständnis. Auf Facebook veröffentlichte er deshalb eine viereinhalbminütige Wutrede, in der er das Verhalten der Sozialdemokraten geißelt. Sein Resümee: Die Roten seien zu einem reinen Verwaltungsverein verkommen, nicht nur Bruno Kreisky täte sich im Grab umdrehen.

Im laut eigenen Angaben „mit hohem Blutdruck“ aufgenommenen Filmchen erinnert Fußi daran, dass „alles in diesem Land, was mit Sozialstaat zu tun hat, vom Bildungsbereich angefangen über faire Bezahlung der Arbeit, über ein Gesundheitssystem, das noch halbwegs funktioniert“, von der Sozialdemokratie erkämpft worden sei - und zwar über Jahrzehnte. Aber, so Fußi: „Für die Vergangenheit wählt einen niemand“, es bedürfe schon einmal neuer Ideen für die Zukunft.

„Die Umsatzsteuer auf Mieten zu streichen (eine Forderung der SPÖ im Wahlkampf, Anm.), wo spätestens nach fünf Jahren die Inflation diese Einsparung wieder weggefressen hat, ist kein Programm für leistbares Wohnen“, so der SPÖ-nahe PR-Berater Fußi.

„Die SPÖ liefert kein Konzept“
Die Menschen wollten konkrete Antworten. „Warum man von der eigenen Arbeit nicht mehr leben kann, warum man sich keinen Wohlstand aufbauen kann, während Millionenerben und internationale Online-Multis aus Amerika die Kaufkraft abziehen und null Steuern zahlen, während jeder normale Unternehmer dem Land seine Steuern brennt. Das alles versteht keiner mehr. Die SPÖ liefert hier kein Konzept“, so die Analyse von Fußi, der im Brotberuf Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Mindworker ist.

Rudi Fußi (Bild: APA/Rudi Fußi)
Rudi Fußi

Mit den 22 Prozent sei die Partei am historischen Tiefpunkt, doch das reiche offenbar noch nicht: „Will man auf 15, will man auf 13 Prozent? Die Antwort ist: Alles okay. Wir tun weiter, wir machen Christian Deutsch vom Wahlkampfmanager zum Bundesgeschäftsführer. Einen Super-Apparatschik!“, kritisiert Fußi.

Die SPÖ agiere, als würde es diese Welt, die sich immer schneller dreht, nicht geben. „Weiter so, die Richtung stimmt“, spielt Fußi auf ein Zitat von Rendi-Wagner an und stellt die Frage: „Welche Richtung? Die Richtung in den Abgrund? Wie kann man als sozialdemokratischer Funktionär zufrieden sein, wenn es immer nur nach unten geht? Und das hat einen Grund: Weil der SPÖ niemand mehr ein Wort glaubt!“, so die These Fußis, der damit in die gleiche Kerbe schlägt wie Max Lercher, der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Vorgänger des am Montag zurückgetretenen Thomas Drozda.

Max Lercher (Bild: Jürgen Radspieler)
Max Lercher

Fußi rät: Die Partei muss sich öffnen
„Jetzt ist es so weit, dass man als Sozi nicht einmal mehr die Roten wählen kann, weil sie nichts verstanden haben. Sie haben nicht verstanden, dass dieses Einigeln auf eine Funktionsärs-Junta nichts bringt“, so Fußi wütend. Sein Rat daher: Die Partei müsse sich öffnen, neue Leute reinbringen, der Parteivorsitz müsse von den Mitgliedern gewählt werden.

Im Moment habe die SPÖ kein Konzept für die Zukunft, weil sie nur an den nächsten Wahltag denke. Das sei die Situation der Sozialdemokratie. „Sagt den Wählern doch gleich ins Gesicht, dass es scheißegal ist, wie das Ergebnis ausfällt. Ihr werdet Euch nie ändern“, spottet Fußi. Die SPÖ sei ein Verwaltungsverein geworden, der Macht haben wolle und sonst nichts. Pamela Rendi-Wagner sei eine tolle Frau, aber als Parteivorsitzende „genauso ungeeignet wie ich für eine Olympia-Teilnahme im 100-Meter-Sprint. Das wird mit meinen 100 Kilo nicht funktionieren.“

SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner (Bild: APA/Roland Schlager)
SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner

„Man hat nichts verstanden“
„Es ist unfassbar, es ist so beschämend. Nicht nur der Kreisky tät‘ sich umdrehen im Grab, alle anderen auch, von der Johanna Dohnal (die erste Frauenministerin Österreichs, Anm.) über die Barbara Prammer. Was da passiert, ist ein derart letztklassiges Schauspiel. Man hat nichts verstanden, man schaut weiter zu, wie man die wichtigste historische Partei Österreichs, die die größten Leistungen für die Menschen erbracht hat, in ihrer Vergangenheit versenkt. Alles Gute, die Richtung stimmt. Gratuliere!“, so Fußi.

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