Wieder gibt Wirt auf

„Ich bin überzeugt: Landgasthäuser sterben aus“

Steiermark
15.10.2019 06:00

Stirbt die heimische Wirtshauskultur langsam aus? Heuer mussten bereits 74 Gastronomiebetriebe in der Steiermark Insolvenz anmelden, in den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der traditionellen Gasthäuser um fast die Hälfte geschrumpft. Die Gründe sind vielfältig: Preisdruck, Personalmangel und die Abwanderung. Ein obersteirische Wirt gibt auf und ist nur einer von vielen.

1527 wurde zum ersten Mal ausgeschenkt, 2018 wanderten die letzten Speiseteller über die Theke: Der aufgrund der idyllischen Lage und seiner gutbürgerlichen Küche beliebte Berggasthof Zierer in Liezen musste wochentags die Pforten schließen. Sonntags ist zwar noch geöffnet, aber das ist zu wenig zum Überleben: „Die großen Möbelhäuser in unserer Umgebung verkaufen Mittagsmenüs viel billiger, da konnten wir nicht mithalten. Das Wochenendgeschäft allein macht das Kraut leider nicht fett“, bedauert Ewald Stangl.

Der 52-jährige obersteirische Wirt aus Leidenschaft, der nie etwas anderes machen wollte, als den Kochlöffel schwingen, zeichnet ein düsteres Zukunftsbild: „Ich bin überzeugt, dass die Landgasthäuser künftig überhaupt aussterben werden!“

Ewald Stangl vor seinem Berggasthof Zierer. (Bild: Juergen Radspieler)
Ewald Stangl vor seinem Berggasthof Zierer.

In 20 Jahren musste die Hälfte der Gasthäuser schließen
Die Zahlen geben ihm recht: Die Wirtshauskultur in der Steiermark wandelt sich, die „Krone“ thematisierte dieses Problem bereits beim großen Gasthaus-Gipfel zu Jahresbeginn. Während es im Jahr 1999 noch 1490 Gasthöfe und 2539 Gasthäuser gab, beleben 20 Jahre später nur mehr 884 Gasthöfe und 1444 Gasthäuser die weiß-grüne Gastroszene.

Ein Rückgang von über vierzig Prozent! Hauptbetroffen von den Schließungen sind ländliche Regionen. Andere Betriebsarten boomen hingegen geradezu - die Anzahl von Restaurants und Cafés ist im selben Zeitraum um 71 bzw. 21 Prozent gestiegen.

Klaus Friedl, Gastro-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer, befürchtet auch Auswirkungen infolge des generellen Rauchverbots in Lokalen, das am 1. November in Kraft tritt: „Jenen Betrieben, bei denen jetzt noch geraucht werden darf, drohen Umsatzeinbußen von bis zu 15 Prozent.“

Kreditschützer Rene Jonke (KSV1870) (Bild: Christian Jauschowetz)
Kreditschützer Rene Jonke (KSV1870)

2019 bereits 74 Insolvenzen
Heuer schlitterten schon 74 steirische Gastgewerbebetriebe mit Passiva von insgesamt 15 Millionen Euro in die Pleite, wie René Jonke vom Kreditschutzverband KSV 1870 bestätigt.

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