Liederbuch-Affäre

Kurz: „Extrem widerlich, zutiefst antisemitisch“

Steiermark
31.10.2019 12:26

Nach der durch einen „Krone“-Bericht ans Tageslicht gekommenen Liederbuch-Affäre rund um die steirische FPÖ gehen nicht nur bei den Freiheitlichen, sondern auch bei deren politischen Mitbewerbern die Wogen hoch. Noch am Mittwochabend gab es eine Reihe von Reaktionen aus der steirischen Landespolitik, am Donnerstagvormittag meldete sich auf Bundesebene auch Altkanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz kritisch zu Wort und bezeichnete die Texte als „extrem widerlich“ und „zutiefst antisemitisch“.

Zudem enthielten die Liedtexte „eine Verächtlichmachung der Bundeshymne und damit Österreichs“. Als Mensch und Patriot lehne er das ab, so Kurz vor Beginn der aktuellen Sondierungsgespräche mit den Grünen.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
ÖVP-Chef Sebastian Kurz

Nehammer: „Hofer muss endlich aufräumen“
ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer forderte - so wie auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch - FPÖ-Obmann Norbert Hofer auf, von seinem Durchgriffsrecht Gebrauch zu machen und in seiner Partei „endlich aufzuräumen“. „Antisemitismus, egal in welcher Form, hat in Österreich absolut keinen Platz. Im FPÖ-Umfeld sind bereits zum wiederholten Mal antisemitische Liedtexte aufgetaucht, hier kann der Parteichef nicht mehr tatenlos zusehen“, so Nehammer.

Rufe nach Rücktritt werden lauter
Ähnlich äußerte sich auch Jörg Leichtfried von der SPÖ und dessen für Parteikollegin Sabine Schatz, Sprecherin für Erinnerungskultur, ist der steirische Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger rücktrittsreif. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner attestierte der FPÖ, „nicht regierungstauglich“ zu sein. Die Texte seien „menschenverachtend und abstoßend“, dass sich die Freiheitlichen nicht distanzierten, sei „unfassbar“.

SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner

Die Grünen („Über einen Rücktritt kann es eigentlich keine Diskussion geben“) und die NEOS forderten wegen der „täglichen Einzelfall-Grauslichkeiten, halbherzigen Distanzierungen und scheinheiligen Ausflüchten der Freiheitlichen“ ebenfalls Zangers Rückzug und setzten folgenden Tweet ab:

Vilimsky ortet „Schmutzkübel-Kampagne gegen die FPÖ“
Die Freiheitlichen wiederum versuchten am Donnerstag, die Affäre hinunterzuspielen. So unternahm etwa Wolfgang Zanger einen Klarstellungsversuch und nach ihm meldete sich auch Generalsekretär Harald Vilimsky zu Wort. Er ortet eine „durchsichtige Schmutzkübel-Kampagne gegen die FPÖ. Quasi wie bestellt erfolgte nach der letzten Niederösterreich-Wahl nun auch in der Steiermark mit einer mehr als nebulosen Liederbuch-Geschichte eine Schmutzkübel-Inszenierung gegen die FPÖ“.

Dieses Manöver sei „plump und nur darauf ausgerichtet, der FPÖ einen politischen Schaden zuzufügen“, erklärte Vilimsky, ehe er mitteilte, dass die FPÖ die Passagen des Liederbuchs verurteile und deren Inhalte kategorisch ablehne.

Auszüge aus dem Buch „Liederliche Lieder“ der Schülerverbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld (Bild: "Krone", krone.at-Grafik)
Auszüge aus dem Buch „Liederliche Lieder“ der Schülerverbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld

Erinnerungen an die Causa Landbauer
Wie die vergangene Niederösterreich-Wahl - Stichwort Udo Landbauer - hat nun auch die bevorstehende steirische Landtagswahl ihren Liederbuch-Skandal. Via „Krone“ wurde am Mittwoch ein Kompendium aus dem Besitz der Verbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld bekannt, das neonazistische, antisemitische und österreichfeindliche Texte enthält. Zanger ist Mitglied der Burschenschaft.

Porträt von Georg Horner
Georg Horner
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