Was bedeutet die Liederbuch-Affäre für die bevorstehende Wahl in der Steiermark? Und was für die Sondierungen sowie die Regierungsbildung? Ist die Reaktion der FPÖ ein Schwächezeichen von Parteichef Norbert Hofer? Im „Krone“-Interview gibt Meinungsforscher Peter Hajek aufschlussreiche Antworten.
„Krone“: Herr Hajek, in drei Wochen wird in der Steiermark gewählt. Wird sich die Liederbuch-Affäre da auf das Ergebnis auswirken?
Peter Hajek: Insofern, als dass mögliche schwankende FPÖ-Wähler daheim bleiben dürften. Weil sie sich denken, das ist jetzt wirklich genug. Es wird bei der Landtagswahl aber keine erdrutschartigen Bewegungen geben. Klar ist dennoch: Es wird der FPÖ nicht nutzen, und ein Erholungseffekt ist auch nicht zu erwarten.
Die FPÖ erklärt nun, dass sie nicht mit den widerlichen Liedern zu tun habe und dass all dies die Partei nichts angehe, obwohl der blaue Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger Mitglied der betreffenden Burschenschaft ist und das ungustiöse Buch daheim hat. War diese Reaktion der Freiheitlichen erwartbar?
Von Norbert Hofer war das so nicht erwartbar. Immerhin wollte er hart durchgreifen, wenn es um den rechten Rand geht - aber offenbar gelingt ihm das nicht. Vielleicht ist es der FPÖ aber auch egal.
Hat Parteichef Hofer also doch nicht das Sagen in der FPÖ? Gibt doch Herbert Kickl den Ton an?
Norbert Hofer ist ganz offensichtlich nicht der alleinige starke Mann, als der er sich noch vor Wochen präsentiert hat.
Gehen Sie davon aus, dass die FPÖ in den kommenden Tagen doch noch Konsequenzen zieht, oder wird das Motto eher lauten „Augen zu und durch“?
Zweiteres. Die FPÖ ist nicht mehr bei 25 Prozent, wo sie Rücksicht auf gewisse Wählerschichten nehmen muss. Die Partei ist jetzt dort, wo es um ihre Kernwähler geht, die ohnehin blau wählen. Generell ist noch zu sagen: Wenn es die Burschenschaften ernst meinen würden, hätten sie doch nach der Landbauer-Affäre in Niederösterreich alle sofort nachschauen müssen, ob nicht noch irgendwo solche Liederbücher herumliegen. Das jetzt ist ja wie ein Offenbarungseid.
Wird die Liederbuch-Affäre Auswirkungen auf die Sondierungen bzw. auf die Überlegungen von Sebastian Kurz bezüglich einer neuen Regierung haben?
Die Sache macht eine Neuauflage von Türkis-Blau noch um ein Äutzerl weniger möglich als vorher. Die Affäre hat aber auch den Handlungsspielraum von ÖVP-Chef Sebastian Kurz noch einmal eingeschränkt. Ich denke aber, das ist ihm ohnehin schon lange Zeit bewusst.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.