Postenschacher-Vorwurf

Casinos-Austria-Aktionär will Köpfe rollen sehen

Österreich
26.11.2019 11:32

Der Chef des tschechischen Casinos-Austria-Aktionärs Sazka fordert nach den Turbulenzen beim teilstaatlichen Glücksspielkonzern eine umfassende personelle Erneuerung. Über die Vorgänge rund um die Besetzung von Casinos-Finanzchef Peter Sidlo zeigt sich Robert Chvatal „schockiert“. Das Ausmaß des Postenschachers habe sein „Vorstellungsvermögen überstiegen“: „Ich habe so etwas noch nie erlebt.“

„Wir glauben, dass da Einzelpersonen in absolut inakzeptabler Weise und nicht zum Wohle des Unternehmens gehandelt, sondern ihre eigenen Nebeninteressen verfolgt haben. Die sollten persönliche Konsequenzen ziehen“, sagt Sazka-Chef Chvatal, der vor seiner Rückkehr nach Tschechien T-Mobile Austria leitete, in einem Interview mit dem „Standard“.

Starke Hinweise auf Postenschacher
In der Causa, die nun auch den Nationalrat beschäftigt, steht der Vorwurf im Raum, dass in der Zeit der türkis-blauen Regierung dem Wiener Ex-FPÖ-Bezirksrat Sidlo von der Novomatic ein Vorstandsposten zugesagt wurde, wenn die Freiheitlichen im Gegenzug für eine Öffnung der Online-Glücksspiellizenzen eintreten. Dieser Vorwurf wird von Chvatal in dem Interview indirekt bestätigt, wenn er sagt, dass in einem Erstgespräch mit Sidlo dieser sofort Online-Spiellizenzen angesprochen hat.

Peter Sidlo (Bild: picturedesk.com/Mirjam Reither)
Peter Sidlo

Die Novomatic hält 17 Prozent an den Casinos Austria und ist damit hinter der Sazka-Gruppe (38 Prozent) und der Republik (33 Prozent) drittgrößter Aktionär des Konzerns. Sowohl Novomatic als auch die FPÖ bestreiten einen Postenschacher, allerdings lassen bekannt gewordene Nachrichten aus WhatsApp-Gruppen zwischen dem Konzern und der Partei auch eine andere Vermutung zu.

„Wir haben großen Druck gespürt“
Chvatal berichtet weiter, dass es Druck aus dem Aufsichtsrat auf die Sazka gegeben haben, „nicht zu viele Troubles zu machen“. „Wir haben großen Druck gespürt, für eine Person zu stimmen, die eindeutig und ohne jeden Zweifel unzureichende Berufserfahrung für eine CFO-Position in so einem großen Glücksspielunternehmen hat. Nun wissen wir, wieso ...“

Sazka-Chef Robert Chvatal (Bild: SAZKA Group)
Sazka-Chef Robert Chvatal

Jetzt will die Sazka-Gruppe Köpfe rollen sehen. Konkret gefragt, ob er damit seine drei Kollegen aus dem Aufsichtsratspräsidium der Casinos Austria meint - Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner, Novomatic-Chef Harald Neumann und Ex-Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) - sagte Chvatal: „Von denen, die laut den medial veröffentlichten Informationen geheime Deals vorbereitet und sich in den Chat-Gruppen unterhalten haben. Alle, die hinter den Hintergrunddeals gestanden sind.“

Kooperation mit Staatsholding ÖBAG angestrebt
Zur weiteren Vorgangsweise meinte Chvatal - wohl kaum zur Freude von Novomatic: „Wir glauben fest daran, dass sich die beiden größten Aktionäre, Sazka und ÖBAG (die Staatsholding vertritt die Interessen des Staates in den teilstaatlichen Unternehmen und untersteht dem Finanzministerium, Anm.), mit zusammen 71 Prozent rasch gemeinsam auf das Wohl des Unternehmens verständigen sollten.“

(Bild: APA/Herbert Neubauer)

Nofalls Hilferuf an „Bundeskanzler“ Kurz
Zusammen sollten Sazka und ÖBAG „die Reset-Taste drücken und gemeinsam die CASAG kontrollieren - und keine Deals im Hintergrund tolerieren“, so Chvatal. Sollte die ÖBAG der geforderten personellen Erneuerung nicht zustimmen, würde ihn das „schocken“. In diesem Fall hoffe er auf ein Machtwort des künftigen Regierungschefs: „Wir würden auf die neue Regierung warten und uns an die nächste Ebene wenden: an den Bundeskanzler. Denn wir haben Vertrauen in Herrn Kurz.“

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