SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner dürfte trotz des ihr entgegenschlagenden innerparteilichen Windes vorerst weiter an der Parteispitze bleiben. Nachdem am Donnerstag Gerüchte über ihren unmittelbar bevorstehenden Rücktritt die Runde gemacht hatten, legten sich die Wogen am Abend offenbar wieder. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser wies Gerüchte zurück, für eine Partei-Übernahme zur Verfügung zu stehen.
Der schon tagelang brodelnde Unmut innerhalb der SPÖ wurde am Donnerstag weiter angefacht, nachdem am Abend bekannt geworden war, dass die zur Kündigung vorgesehenen Mitarbeiter in der Parteizentrale lediglich via E-Mail über ihren bevorstehenden Job-Verlust informiert worden waren. Und das Nachrichtenmagazin „profil“ berichtete von einer ihm zugespielten Mahnung der SPÖ Wien an Rendi-Wagner, datiert mit Mai 2019. Demnach blieb die SPÖ-Chefin 16 Monate lang ihre im SPÖ-Parteistatut vorgesehene Mandatsabgabe schuldig - in Höhe von mehr als 13.000 Euro.
Danach machten Gerüchte über einen bevorstehenden Abgang Rendi-Wagners die Runde. Kolportiert wurde, dass die SPÖ-Vorsitzende bereits am Freitag ihr Amt los sein könnte. Präsidiumsmitglieder schlossen ein entsprechendes Szenario nicht aus, laut Informationen der „Krone“ hatte zuvor ein Krisenstab getagt.
Klubvize fordert Rendi-Wagners Abgang
Als prominente Stimme forderte am Abend via Twitter SPÖ-Klubvize Andreas Kollross zumindest indirekt Rendi-Wagners Abgang: „Manchmal muss man zur Kenntnis nehmen, dass es nicht mehr geht. Aus. Schluss. Vorbei“, schrieb er. Die SPÖ Niederösterreich erklärte in einem von Parteichef Franz Schnabl gezeichneten Schreiben, sich Konsequenzen für die Verantwortlichen des E-Mails an die gekündigten Mitarbeiter zu erwarten. Das Krisenmanagement der Parteispitze sei in den vergangenen Tagen ein „Albtraum“ gewesen.
Die Bundespartei wies unterdessen Spekulationen, wonach Rendi-Wagner gehen wird, als „völlig falsch“ und „Unsinn“ zurück. „Pamela Rendi-Wagner ist fest entschlossen, den Weg der inhaltlichen Erneuerung der Partei und den leider notwendigen Konsolidierungs- und Stabilisierungskurs zur finanziellen Gesundung zu gehen“, ließ die Partei in einem von Kommunikationschef Stefan Hirsch übermittelten Statement wissen. Dabei lasse sich die Vorsitzende „auch von solchen unwahren Gerüchten nicht beirren“.
SPÖ-Urgestein Josef Cap im #brennpunkt-Talk: „Flächendeckendes Problem“
Kaiser weist Übernahme-Gerüchte zurück
Die Kärntner SPÖ wies dann Spekulationen zurück, Landeshauptmann Peter Kaiser wäre bereit, die Partei für eine gewisse Zeit zu übernehmen, um wieder Ruhe in die Sozialdemokratie zu bringen. Kaiser habe „immer seine Loyalität zu Partei und der Vorsitzenden unter Beweis gestellt“, betonte sein Sprecher. Auch werde seitens der Kärntner SPÖ „in keinster Weise eine Personaldiskussion oder -spekulation angetrieben“.
Dem Vernehmen nach lautet nun der Plan, dass Rendi-Wagner zumindest bis zur Burgenland-Wahl im Jänner die Partei weiter führen soll. Vor allem die Wiener und burgenländische Landesorganisationen, die 2020 Landtagswahlen vor sich haben, sollen sich gegen einen sofortigen Rückzug Rendi-Wagners gestemmt haben, während die Mehrheit der allerdings weniger mächtigen Landesorganisationen hinter den Kulissen den Tag über auf einen Abgang gedrängt hatten. Er sei zuversichtlich, „unsere Bundesparteivorsitzende wird auch im nächsten Jahr Pamela Rendi-Wagner heißen“, sagte Burgenlands SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil bei der Vorstellung seines Unterstützungskomitees am Donnerstagabend.
Betriebsversammlung in der Löwelstraße
Inwieweit nun innerparteilich Ruhe einkehrt, ist offen. Am Freitag jedenfalls wird es angesichts der Kündigungen in der SPÖ-Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße ab 8 Uhr zu einer ganztägigen Betriebsversammlung kommen. Spätestens Montag übernächster Woche soll der Parteivorstand ein von Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gestaltetes Sparprogramm absegnen.
Zumindest noch verstummen die innerparteilichen Kritiker nicht. Nationalratsabgeordnete und SJ-Vorsitzende Julia Herr erklärte, die Situation der Partei sei „inakzeptabel“. Den vorherrschenden Unmut „verstehe und teile“ sie. Den Rücktritt von Andrea Brunner als Vize-Bundesgeschäftsführerin und den Verbleib von Christian Deutsch als Parteimanager bezeichnete sie als „absolut falsches Zeichen“ - und: „Da gibt es offensichtlich Versagen von der Führungsriege.“
Kündigungen per Mail sorgen für Unmut
Die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) postete unterdessen auf Facebook: „Was DA jetzt passiert ist unpackbar!!!!!“.
Und die geschäftsführenden Vorsitzenden der GPA-djp, Barbara Teiber, richtete der SPÖ aus, dass der Umgang mit den Mitarbeitern inakzeptabel sei: „MitarbeiterInnen per Mail von ihrer bevorstehenden Kündigung zu informieren, das geht so nicht“, twitterte sie.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.