Die SPÖ hat sich in die Krise manövriert, die Stimmung in der Partei ist am Tiefpunkt. 27 Mitarbeiter mussten beim AMS zur Kündigung angemeldet werden, vor wenigen Tagen sollte Pamela Rendi-Wagner gestürzt werden. Der Putsch wurde in letzter Minute abgesagt. Im „Krone“-Interview spricht die SPÖ-Chefin über die vergangenen Tage, aber auch über die Zukunft.
„Krone“: Frau Rendi-Wagner, es gibt heftige Kritik an der Vorgehensweise der Partei in Bezug auf den Sparkurs und die anstehenden Kündigungen. Hätte man das nicht besser machen können?
Pamela Rendi-Wagner: Das ist ein sehr schmerzlicher Schritt, für die Mitarbeiter und für die Partei. Es gibt wohl keinen idealen Weg, um eine so schmerzliche Information zu übermitteln. Der Schritt ist aber unausweichlich, es geht um das Überleben der SPÖ.
Die Mitarbeiter wurden per Mail informiert. Ist das der richtige Weg?
Es ist wichtig, mit den Mitarbeitern persönlich zu sprechen. Das ist am Dienstag bei einer Betriebsversammlung geschehen. Wir werden in den kommenden zwei Tagen mit jedem Einzelnen sprechen. Unser Ziel ist es, dass niemand gekündigt wird, dass alle wieder einen Job bekommen.
Die burgenländische SPÖ hat angekündigt, den einen oder anderen Mitarbeiter aufzunehmen.
Ja, auch Wien und Niederösterreich sind gefragt. Wir prüfen Arbeitsmöglichkeiten in den Landesorganisationen, aber auch bei externen Firmen. Es gibt Privatunternehmen, die sich bei uns gemeldet haben.
Aber hätte man dies alles nicht gleich machen können?
Es ist notwendig, beim AMS eine Frühwarnung zu machen. Aber für mich ist klar: Ich lasse niemanden allein. Wir müssen nun zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen.
Apropos Zusammenhalt: Das findet man in der SPÖ derzeit nicht. Erst vor wenigen Tagen ist ein Putschversuch gescheitert, jetzt soll wieder Ruhe einkehren. Ist das überhaupt möglich?
Das Treffen am Freitag im Wiener Rathaus war wichtig, um allen den Ernst der Situation persönlich näherzubringen. Wir kommen da nur gemeinsam raus. Wir müssen die SPÖ auf gesunde Beine stellen, es braucht eine inhaltliche Erneuerung. Da ist jeder gefragt. Intrigen und Gerüchte werden uns aus dieser kritischen Situation nicht herausbringen. Eitelkeiten und interne Gehässigkeiten stehen dem Erfolg der Sozialdemokratie im Weg, damit muss jetzt Schluss sein.
Es gab auch einen Schlagabtausch zwischen der jetzigen Parteiführung und Ihrem Vorgänger Christian Kern. Das macht die Sache auch nicht besser, oder?
Befindlichkeiten bringen uns nicht weiter. Und es ist für die Mitarbeiter unerheblich, ob der Schuldenstand zwölf oder 14 Millionen beträgt.
Wie lange halten Sie noch durch?
Führung heißt, dann, wenn es schwer wird, Verantwortung zu übernehmen und nicht das Handtuch zu werfen. Zu dieser Verantwortung stehe ich.
Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.