Hugo Portisch wurde am Mittwochnachmittag im Bundeskanzleramt das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Bisher hatte die Journalisten-Legende Orden, hochrangige Posten und Titel entweder abgelehnt oder sehr widerwillig angenommen. „Jetzt habe ich keine Ausrede mehr gehabt“, sagte Portisch im Talk mit krone.tv-Moderatorin Damita Pressl im Vorfeld der Verleihung in seiner Wohnung unweit des Wiener Rochusmarktes. Denn die Übergangsregierung, die keiner Partei nahestehe, könne diese Ehrung nicht politisch ausschlachten - unter den Vorgängerregierungen habe die Gefahr bestanden, sich vereinnahmen zu lassen.
Seine journalistischen Leistungen sieht Portisch in seiner bescheidenen Art als Selbstverständlichkeit, seine Verdienste sieht er anderswo. Er rechne sich an, dass er zweimal entscheidend in das „Tagewerk der Republik eingegriffen“ und damit auch etwas bewirkt habe: beim Volksbegehren gegen die Vereinnahmung des Fernsehens und Radios durch die Parteien im Jahr 1964 sowie durch sein Mitwirken, dass Österreich sich zu seiner Mitverantwortung an den Gräueln des Zweiten Weltkriegs bekannte.
Ministerposten und Amt des Bundespräsidenten abgelehnt
Ein Fernsehkommentar Portischs war es gewesen, der Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) im Juli 1991 zu seiner berühmten Rede über die Mitschuld Österreichs animiert hatte. Vranitzky trug Portisch nach den für Österreich politisch schwierigen Jahren der Bundespräsidentschaft Kurt Waldheims sogar das höchste Amt im Staate an. Portisch lehnte dies aber ebenso ab wie er zuvor schon Minister-Angebote der Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP) und Bruno Kreisky (SPÖ) sowie den Posten des ORF-Generaldirektors zurückgewiesen hatte.
„Empfindlichere“ Politik und „Methoden aus Zeiten des Proporz“
Ob es heutzutage mehr Grund dazu gebe, sich demokratiepolitisch Sorgen zu machen? Er sehe eine „empfindlichere“ Politik und erkenne „Methoden von damals, zu Zeiten des Proporz“, wieder, so Portisch im krone.at-Talk - wie die sogenannte Message Control, das Aussperren von Journalisten oder dafür zu sorgen, dass die Presse keine Informationen erhalte.
„Trump hat nicht verstanden, was Amerika einst groß gemacht hat“
Als er über den Akteur seines jüngsten Buches, Donald Trump, spricht, wird der bis dahin in gewohnt ruhiger Manier Sprechende für seine Verhältnisse etwas ungehalten: Das Verhalten des US-Präsidenten sei „völlig unberechenbar“ und zeuge von „strahlender Dummheit“, Trump habe nicht verstanden, was Amerika einst groß gemacht habe.
Was Portisch in seiner langen Karriere - abgesehen von der Mondlandung, über die er im Juli mit „Krone“-Journalistin Conny Bischofberger gesprochen hatte - besonders berührt hat, sehen Sie im Interview oben.
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