Fan der Kohleindustrie
Australiens Premier pfeift auf strenge Klimaziele
Während in seinem Land weiterhin verheerende Buschfeuer wüten, hat der australische Premier Scott Morrison Forderungen für mehr Klimaschutz und damit verbundene Kritik an der klimaschädlichen Kohleindustrie des Landes vehement zurückgewiesen. „Wir werden uns nicht auf unbesonnene Klimaziele einlassen und traditionelle Industrien aufgeben, wodurch australische Arbeitsplätze gefährdet würden, obwohl die Ziele keinen bedeutsamen Einfluss auf das globale Klima haben“, erklärte er.
Morrison, ein starker Befürworter der Kohleindustrie, räumte ein, es gebe auf allen Ebenen einen Bedarf für „echte Maßnahmen gegen den Klimawandel“. Aber die Vermutung, dass eine Erhöhung der australischen Klimaziele die derzeit tobenden Buschfeuer oder extreme Wetterereignisse verhindert hätte, „ist einfach falsch“, schrieb er in einem am Montag veröffentlichten Beitrag in der in Sydney erscheinenden Zeitung „Daily Telegraph“.
Premier kritisiert Debatte als „nicht hilfreich“
Zuvor hatte Morrisons Stellvertreter Michael McCormack gefordert, mehr im Kampf gegen den Klimawandel zu tun. Der Premier, der zuletzt heftige Kritik wegen seines Hawaii-Urlaubs hatte einstecken müssen, wies das als „politisch motiviert“ zurück. In Australien streiten Politiker seit Wochen darüber, inwiefern die verheerenden Buschbrände mit dem Klimawandel zusammenhängen. Morrison bezeichnete die Debatte als „nicht hilfreich“ und „das Letzte, was die Bevölkerung in der Krise braucht“. Australische Wissenschaftler gehen jedenfalls von einem deutlich gestiegenen Brandrisiko und einer Verlängerung der Brandsaison durch den Klimawandel aus.
Klimaschädliche Emissionen wegen Kohleindustrie
Mehrfach wurde dabei auch Kritik an der Kohleindustrie laut, die Australien zu den Ländern mit den - pro Kopf der Bevölkerung - höchsten klimaschädlichen Emissionen der Welt macht und zugleich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Das Land fördert fast 30 Prozent der auf den Weltmärkten gehandelten Kohle, drei Viertel der Kohleproduktion werden exportiert - bei einem Volumen von jährlich rund 67 Milliarden australischen Dollar (rund 42 Milliarden Euro).
Morrison relativiert: „Wir tun mehr als genug“
Seit Jahren kritisieren Klimaschützer, die Regierung tue viel zu wenig, um die bei der Produktion enstehenden Emissionen zu reduzieren, und treibe den Ausbau der Industrie sogar voran, anstatt in erneuerbare Energien zu investieren. Morrison wiederum wies erst kürzlich darauf hin, dass nach den Regeln der Klimabuchhaltung, die den CO2-Ausstoß in einem Land erfasst, Australien lediglich für etwa 1,6 Prozent der Emissionen weltweit verantwortlich ist. Außerdem tue das Land bereits „mehr als genug“ im Kampf gegen die globale Erwärmung.
Schwere Dürre, tobende Brände, extreme Hitze
Seit Oktober haben Hunderte Buschbrände in Australien nach Angaben der Behörden bereits mehr als drei Millionen Hektar Land vernichtet. Bisher kamen landesweit mindestens zehn Menschen infolge der Feuer ums Leben, mehr als 800 Häuser wurden zerstört. Australien leidet seit zweieinhalb Jahren unter einer starken Dürre, die ausgetrocknete Vegetation entzündet sich besonders leicht. In der vergangenen Woche hatte das Land zudem seine heißesten Tage seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt.
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