Weiteres Opfer tot
Alkolenker: „Warum bin nicht ich gestorben?“
Nach dem schweren Verkehrsunfall in Luttach in Südtirol, bei dem sechs junge Menschen aus Deutschland sofort getötet wurden, ist am Montag auch noch eine schwer verletzt gewesene Frau gestorben. Eine weitere Person schwebt noch in Lebensgefahr. Der 27-jährige Unfalllenker wurde mittlerweile ins Gefängnis nach Bozen überstellt. Zuvor war er wegen Suizidgefahr unter polizeilicher Bewachung in der Psychiatrie angehalten worden. Nach Angaben seines Pflichtverteidigers bereue der verzweifelte Mann das tödliche Unglück und habe ihm gesagt: „Es tut mir leid. Warum bin ich nicht tot? Warum bin nicht ich anstelle der Jugendlichen gestorben?“
Am späten Montagnachmittag verstarb eine weitere in das Unglück involviert gewesene Frau. Sie hatte sich nach dem Unfall in lebensgefährlichem Zustand befunden und sei in der Innsbrucker Klinik ihren Verletzungen erlegen, teilte der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit. Damit kamen bei dem Unfall sieben Personen ums Leben. Bei den direkt Getöteten handelt es sich um drei Männer und drei Frauen aus Nordrhein-Westfalen. Drei Personen befinden sich noch auf der Intensivstation, der Zustand eines Patienten wurde als „sehr kritisch“ beschrieben. Jene Personen, die bei dem Unfall mittelschwere und leichte Verletzungen davontrugen, sind auf dem Weg der Besserung, manche konnten bereits entlassen werden.
Unfalllenker hielt sich „nicht für so stark alkoholisiert“
Wie der Anwalt des Unfallenkers am Montag mitteilte, habe ihm sein Mandant gesagt, dass ihm bewusst gewesen sei, dass er vor der Fahrt getrunken habe, er habe sich aber „nicht für so stark alkoholisiert“ gehalten, wie nach dem Unfall erhoben wurde. Laut Staatsanwaltschaft wies der Südtiroler einen Blutalkoholgehalt von 1,97 Promille auf. Der Anwalt rechnete mit einer Vernehmung durch einen Untersuchungsrichter Mitte der Woche.
Der 27-Jährige, der aus der Region stammt, war Sonntagfrüh gegen 1.15 Uhr mit seinem Audi in die Reisegruppe aus Deutschland gerast. Nach einem Discobesuch war die Gruppe Jugendlicher mit einem Bus zur Unterkunft gefahren. Der „Nightliner“ wurde eigens dafür eingerichtet, Jugendliche am Wochenende sicher nach Hause zu bringen.
Die jungen Leute im Alter zwischen 20 und 25 Jahren waren gerade ausgestiegen und hätten noch 100 Meter zu ihrer Unterkunft zurückzulegen gehabt. Der Busfahrer versuchte noch, den Unfalllenker mittels Lichtsignalen zu warnen, konnte die Tragödie aber nicht verhindern. Manche der Opfer wurden 20 bis 30 Meter durch die Luft geschleudert.
Feuerwehr: „Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld“
Den Ersthelfern bot sich ein Bild des Grauens. „Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld“, erklärte der Chef der freiwilligen Feuerwehr Luttach. Laut dem Anwalt des Todeslenkers habe ihm dieser gesagt: „Als ich die vielen Jugendlichen am Boden liegen sah, bin ich zu einem hingerannt und habe versucht, ihn wiederzubeleben. Ich hatte ja Erste-Hilfe-Kurse besucht.“
Inzwischen sind die ersten Angehörigen und der deutsche Botschafter im Ahrntal eingetroffen. Die Leichen wurden bereits freigegeben. Da die Todesursache klar sei, habe man keine Autopsie angeordnet, so die Staatsanwaltsschaft Bozen. Der schwere Verkehrsunfall hat in und weit über Südtirol hinaus tiefe Bestürzung ausgelöst. Unter anderem zeigten sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der italienische Ministerpräsident Giusepe Conte tief betroffen und sprachen den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl aus.
27-Jährigem drohen bis zu 18 Jahre Haft
Derzeit deutet nach Angaben der Staatsanwaltschaft alles darauf hin, dass der Beschuldigte zu schnell unterwegs war. Dies soll über ein Expertengutachten geklärt werden. Dem 27-Jährigen, der knapp zwei Promille Alkohol im Blut hatte, werden laut Staatsanwaltschaft mehrfache Tötung im Straßenverkehr sowie schwere Körperverletzung zur Last gelegt. In Italien gilt Alkohol als erschwerender Umstand und führt zu einer Erhöhung der Strafe - dem Unfalllenker drohen bis zu 18 Jahre Haft.
Nächste Tragödie: Alkolenker überfährt zwei Frauen
Unterdessen ereignete sich am Montag die nächste Tragödie in Italien: Eine 34-Jährige und eine 43-Jährige waren nach einem Discobesuch auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug, als sie ein Auto erfasste. Ihre Körper wurden in ein Feld am Straßenrand geschleudert. Rettungseinheiten versuchten eine Stunde lang, die Frauen wiederzubeleben - ohne Erfolg. Auch diesmal war Alkohol am Steuer im Spiel.
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