Sieben Meter Schnee und saftige Minustemperaturen - das hatten wir in Teilen der Steiermark vor einem Jahr, die Schneelage wurde mancherorts zur Katastrophe! Und heuer? Sonnen wir uns in frühlingshafter Milde. Soll das schon der steirische Winter gewesen sein?
Was ist los mit dem steirischen Winter? Warum ist es vielerorts so warm und sonnig wie im Frühjahr?
Wir verzeichnen laut den Meteorologen Steffen Dietz (Ubimet) und Arnold Stoderegger (ZAMG) vermehrt Wetterlagen, bei denen viel warme Luft aus dem Süden kommt. Diese Großwetterlagen sind zudem „festgefroren“, das heißt, dass sie im Zuge des Klimawandels länger anhalten.
Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr lag beispielsweise auf der Tauplitz auf 1600 Meter Seehöhe sieben Meter Schnee - heuer sind es gerade einmal 80 Zentimeter. Vergangenes Jahr hatte es dort am 11. Jänner minus 14 Grad, heuer plus 6 - also ein Unterschied von 20 Grad und 6,2 Meter Schnee!
Gibt es Wettermodelle, die den weiteren Verlauf prognostizieren? Wird der Frühling zu kalt, wenn es jetzt zu warm ist?
Es wird die nächsten Tage noch wärmer, der Föhn kann die Temperaturen auf bis zu 12 Grad hoch blasen. Früher konnte man sich drauf verlassen: Es gleicht sich alles aus - wenn es im Jänner also zu warm war, dann wurde es nachher zu kalt. Allerdings ist in Zeiten des Klimawandels darauf kein Verlass mehr. In den vergangenen zwei Jahren waren in der Steiermark 20 von 24 Monaten im Schnitt zu warm!
Welche Auswirkungen hat das auf den heimischen Tourismus?
Bislang überwiegen positive. In den steirischen Winterskigebieten tummeln sich so viele Urlauber und Einheimische wie noch nie. Nur vereinzelt wären laut Tourismusboss Erich Neuhold Lifte in der Ost- und Weststeiermark außer Betrieb (z. B. am Gaberl). Dafür boomt das Wandern, die Thermen werden bei gutem Wetter wie derzeit noch lieber genutzt, die Radwege sind gut befahren. Auch Buschenschenken, die geöffnet sind, sind laut Neuhold bestens besucht.
Freilich sind vielerorts die Beschneiungskosten höher, insgesamt aber bilanziert der Touristiker: „Im Moment gibt es nur Gewinner. Nur wäre mehr Schnee natürlich fürs Winter-Ambiente gut.“
Welche Folgen hat das für die Natur?
„In Teilen der Steiermark hat es bislang noch überhaupt keinen Bodenfrost gegeben, sind Teiche und Tümpel nicht zugefroren“, berichtet Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes. „Das heißt, das Bodenleben läuft ganz anders ab als es sonst im Winter der Fall ist.“ Das wäre gut für nützliche Arten - allerdings auch für Schädlinge. Borkenkäfer, Stechmücken und Zecken bleiben gut im Bestand. Fliegen und Bienen erkunden vereinzelt die Natur.
Monika Großmann vom Verein Kleine Wildtiere in großer Not: „Die Wetterlage ist schlecht für viele Tierarten. Winterschläfer kommen nie richtig in den Schlafmodus, das lässt ihre Vorräte schwinden. Sollte es noch einmal richtig kalt werden, ist das ein echtes Überlebensrisiko. Oder auch wenn durch die Wärme zu früh Hasen oder Eichhörnchen auf die Welt kommen! Wenn dann ein Wintereinbruch kommt, erfrieren die Babys elendiglich.“
Was bedeutet die aktuelle Situation für die Landwirtschaft?
„Es fehlt das Wasser, um die Grundwasserspiegel zu erhöhen, und die Winterfeuchtigkeit für den Wald“, weiß Werner Brugner (Landwirtschaftskammer), dem noch ein Thema Sorge bereitet: Wenn die Bäume zu früh austreiben - und das tun sie vereinzelt ja schon - könnte Spätfrost wieder zu einem Desaster führen.
Was ist mit Rehen und Hirschen, die im Vorjahr in den dramatischen Schneemassen ums Überleben kämpfen mussten?
Selbst dort, wo stur nicht gefüttert wird - was er und viele andere Fachleute ja heftigst kritisieren -, ginge es im Vergleich zum Drama im Vorjahr heuer besser, sagt Experte Martin Prumetz. „Zumindest dort, wo das Wild von den Menschen in Ruhe gelassen wird. Denn ihr Stoffwechsel ist jetzt auf Sparflamme, jede Aufregung kann daher fatale Folge haben.“ Wir erinnern uns an die entsetzlichen Bilder aus dem Vorjahr, wo Wild bis zum Kopf im Schnee versank. Oder stecken blieb auf der Flucht vor Tourengehern. Oder verhungerte.
Wie wirkt sich die Sonne auf unser Gemüt aus?
„Bestens“, sagt der bekannte Psychiater Manfred Walzl. „Sonne, Luft, Licht sorgen dafür, dass der Seratoninspiegel steigt, und das ist ja das Glückshormon, vergleichbar mit Schokolade. Dieser Winter ist also wie ,Schoko für die Seele‘, es könnte gar nicht besser sein. Und die Leute sind gleich besser aufgelegt als bei Nebel und trübem Wetter.“
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