Die von Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) für 30. April geplante Angelobung von Rekruten im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen wird nicht stattfinden. Dass die Grundwehrdiener ausgerechnet an einem Ort vereidigt hätten werden sollen, an dem Nazi-Schergen grausame Verbrechen begingen, stieß auf derart heftige Kritik von Grünen, SPÖ und dem wissenschaftlichen Beirat des Mauthausen Memorials, dass die neue Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Dienstagabend absagte.
Am Dienstagnachmittag hieß es noch, dass der Beirat gegen die Angelobung ist und noch diese Woche zu dieser Causa tagen wird. Tanner erklärte dazu zunächst, sie werde sich an die Entscheidung des Beirats halten. Am Abend wurde dann eine Stellungnahme des Beirats veröffentlicht, in der er sich „mit Nachdruck gegen die geplante Angelobung“ ausspricht. Tanner, die sich erst vor wenigen Tagen einem Interview mit der „Krone“stellte, bestätigte anschließend, die Veranstaltung sei daher „abgesagt“.
SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, hatte zuvor ebenfall kritisiert: „Ich halte es für problematisch, dort Rekruten anzugeloben. Das hat an der Gedenkstätte keinen Platz.“ Ähnlich sah es David Stögmüller von den Grünen: Orte wie Mauthausen oder Gusen sollen der „pädagogischen Auseinandersetzung und dem Gedenken dienen und nicht durch Rituale zur nationalen Identitätsbekundung missbraucht werden“.
Beirat des Mauthausen Memorials „mit Nachdruck dagegen“
Der wissenschaftliche Beirat war ebenfalls der Ansicht, dass Mauthausen ein internationaler Gedenkort sei, „ein militärisches Gelöbnis mit seiner auf die nationale Identität gerichteten Formel gehört nicht an diese Gedenkstätte“, teilte Beiratsvorsitzender Bernhard Perz mit. Der Zeithistoriker an der Uni Wien sah dies nicht als richtigen Weg „einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Massenverbrechen“.
Für Mauthausenkomitee „stimmt die Symbolik“
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausenkomitees, meinte hingegen im Vorfeld, dass für ihn die Symbolik stimme. „Es ist doch besser, wenn Grundwehrdiener auf dem Appellplatz scheußlicher Verbrechen als auf dem Heldenplatz in Wien angelobt werden.“ Schon bei den jährlichen Befreiungsfeiern sei es immer der ausdrückliche Wunsch der Opfer und Hinterbliebenen, dass auch das Heer daran teilnimmt und sich zu „einem freien Österreich bekennt“, argumentiert Mernyi.
Unter diesem Gesichtspunkt konnte er der Idee von Kunasek etwas abgewinnen. Vor dem Gelöbnis solle noch eine Führung durch die Gedenkstätte stattfinden.
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