250.181 wahlberechtigte Burgenländer sind heute aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Am Prüfstand steht die einzige rot-blaue Landesregierung Österreichs - und der Urnengang gilt auch als erster Stimmungstest für Türkis-Grün im Bund. Klarer Favorit auf den ersten Platz ist die SPÖ mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. „Die Wahl ist gewonnen, wenn wir ein Plus vor dem Ergebnis haben“, sagte Doskozil bei der Stimmabgabe (siehe Video oben). Angesprochen auf die kriselnde Bundes-SPÖ, die von ihm in der Vergangenheit immer wieder kritisiert wurde, meinte der Landeshauptmann, dass dies heute nicht Thema sei. „Heute beurteilen wir das burgenländische Ergebnis, das steht für mich heute im Vordergrund.“ Wahlschluss ist um 16 Uhr, kurz danach werden die ersten Hochrechnungen erwartet.
Für die SPÖ könnte die Landtagswahl den lang ersehnten „richtigen“ Erfolg unter der Obmannschaft von Pamela Rendi-Wagner bringen. Zwar gab es im vergangenen Oktober bei der Landtagswahl in Vorarlberg ein kleines Plus (+0,69 Prozentpunkte), die übrigen drei Wahlen unter der aktuellen Bundesparteivorsitzenden gingen aber allesamt verloren - und das teils kräftig.
Für Landeshauptmann Doskozil ist es die erste Wahl. Bei der letzten Wahl 2015 erhielt die SPÖ unter Hans Niessl mit einem Minus von 6,34 Prozentpunkten und 41,92 Prozent den niedrigsten Zuspruch, seit sie 1964 zur dominierenden Kraft im Land wurde.
Umfragen lassen Plus für SPÖ erwarten
Auf diesen Wert will Doskozil heute auf jeden Fall etwas drauflegen, die Umfragen attestieren diesem Vorhaben durchaus Erfolgsaussichten, wenngleich es bei einem kleinen Plus bleiben dürfte. „Wir werden uns überraschen lassen und ich freue mich wirklich auf diesen Tag, wie er verläuft. Eine persönliche Anspannung ist natürlich vorhanden, aber das ist eine positive persönliche Anspannung“, meinte ein sichtlich gut gelaunter Doskozil nach der Stimmabgabe in Oberwart.
Fotos der Spitzenkandidaten bei der Stimmabgabe:
„Krone“-Analyse: „Es wird kein Sieg der SPÖ, sondern einer von Doskozil“
FPÖ droht vierte Schlappe in Serie
Auch sein Koalitionspartner FPÖ - Spitzenkandidat ist Landeshauptmannstellvertreter Hans Tschürtz - muss besser abschneiden als die (2019 für Ibizagate und Spesenaffäre massiv abgestraften) Freiheitlichen zuletzt, damit die rot-blaue Mehrheit erhalten bleibt. Denn der Polster ist mit 15,04 Prozent (sechs Mandate) aus der vorigen Wahl nicht allzu groß. Laut den letzten Umfragen droht den Freiheitlichen jedoch die vierte große Schlappe in Serie. Wie auch schon bei der Nationalratswahl und den Urnengängen in Vorarlberg und der Steiermark dürfte es auch im Burgenland ein gröberes Minus setzen. Sogar die Einstelligkeit könnte den Blauen drohen.
Video: Tschürtz bei der Stimmabgabe
Tschürtz schließt Rücktritt aus
„Dass uns Ibiza geschadet hat, liegt auf der Hand“, betonte Tschürtz bei der Stimmabgabe im Gemeindeamt von Loipersbach. Der Wähler könne aber durchaus zwischen der Bundes- und der Landespolitik unterscheiden - und auf Landesebene habe es keine Skandale gegeben, sagte er. Deshalb hoffe er erneut auf rund 15 Prozent. Einen Rücktritt, sollte die FPÖ doch ein großes Minus einfahren, schloss Tschürtz aus. Für die Turbulenzen auf Bundesebene könne er nichts. Eine Schmerzgrenze gebe es dennoch: „Unter zehn Prozent werden wir es uns noch einmal überlegen müssen in Bezug auf eine Regierungsbeteiligung“, sagte der Landeshauptmannstellvertreter.
Profitiert auch ÖVP Burgenland vom Kurz-Effekt?
In die Landesregierung gerne zurückkehren würde die ÖVP. Deren Chef Thomas Steiner kann, ganz im türkisen Bundestrend, mit einem deutlichen Plus zu den 29,08 Prozent (elf Mandate) rechnen. „Gespannt und zuversichtlich“ betrat Steiner am Sonntag das Wahllokal. Er hoffe auf mehr Zuspruch, um die ÖVP in Regierungsverantwortung zu führen, sagte der Eisenstädter Bürgermeister den wartenden Medien.
Video: ÖVP-Spitzenkandidat bei Stimmabgabe
Grünen hoffen auf Zuwachs
Die Grünen, einmal mehr von Regina Petrik in die Wahl geführt, werden sich wohl ebenfalls über einen Zuwachs zu den 6,43 Prozent (zwei Mandate) der vorigen Wahl freuen können - und auch sie würden ganz gerne mitregieren. „Das Ziel, ein drittes Mandat zu erreichen, ist für uns greifbar“, so Petrik bei der Stimmabgabe. Die Grünen stehen aktuell bei mäßigen 6,43 Prozent.
NEOS zittern um Einzug
Um den Einzug in den Landtag zittern müssen NEOS - die ihn bei der vorigen Wahl mit nur 2,33 Prozent verpasst haben. Sehr fraglich ist es auch, ob das Bündnis Liste Burgenland (2015 mit 4,82 Prozent) zum dritten Mal über die Vier-Prozent-Hürde schafft.
Manfred Kölly, Spitzenkandidat des Bündnis Liste Burgenland (LBL), hat am Sonntagvormittag in seiner Heimatgemeinde Deutschkreutz seine Stimme für die Landtagswahl abgegeben. Kölly gab sich dabei optimistisch, dass die LBL zum dritten Mal den Einzug in den Landtag schaffen werde. Er habe „keine Zweifel daran“, sagte er vor dem Wahllokal in der Europaschule.
Erste Hochrechnungen um 16 Uhr
Wer in welcher Stärke im nächsten Landtag vertreten ist, wird sich um 16 Uhr, wenn die letzten Wahllokale zusperren, in den ersten Hochrechnungen bereits abzeichnen. Das vorläufige Endergebnis wird zwischen 20 und 21 Uhr erwartet. Es wird bereits die Briefwahlstimmen und die sonstigen Wahlkarten enthalten; sie werden im Burgenland gleich am Sonntag ausgezählt. Bei der Regierungsbildung hat Doskozil freie Hand, das Proporzsystem wurde schon 2015 abgeschafft.
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