Moke en vogue

Miami liebt Mini Moke: Ein neuer kommt um 50.000$!

Motor
10.08.2020 16:00

Das Cabrio mag ja ganz nett sein. Doch wenn das Wetter wirklich gut ist, gibt es eigentlich nur einen passenden Mini: den Moke. Nirgends wissen sie das besser als in Miami. Dort ist der Klassiker so ein Kult, dass ihn ein Luxushändler jetzt sogar als Neuwagen zurückbringen will.

(Bild: kmm)

Rolls-Royce Wraith, Bentley Continental Cabrio, Lamborghini Hurracan - wer auf dem Ocean Drive in Miami Beach auffallen will, der muss schon die großen Kaliber auffahren. Oder man nimmt einen Leihwagen, wie es ihn sonst kaum mehr auf der Welt zu mieten gibt: den Mini Moke. Denn zumindest für die Bikini-Variante des kleinen Briten scheint die Zeit hier an der Küste Floridas stehen geblieben zu sein. War der in den 60ern als Alternative zum Buggy auf VW Basis, dem Citroen Mehari oder der Cabrio-Version des Renault R4 aufgelegte Frischluftflitzer früher Stammgast in den Strandmetropolen dieser Welt, ist er in Saint Tropez, auf Sylt, in Sidney oder in der Karibik zu einer Seltenheit geworden.

Doch auf der Strandinsel vor Miami ist der Moke noch immer en vogue. In Bonbonfarben lackiert, steht er neben Luxuslimousinen und Supersportwagen als Strandshuttle vor den Designhotels und wo sich andere Verleiher auf Muscle-Cars wie den Mustang versteifen, gibt es in Miami gleich mehrere Moke-Vermieter, wo man den windigen Winzling für eine Handvoll Dollar zum Inselhopping ausleihen kann.

Entwickelt wurde er parallel zum Mini als leichtes und preiswertes Fahrzeug für die britische Armee. Allerdings hat sich der Wagen weniger bei den Militärs als bei den Millionären etabliert, die ihn gerne als Drittauto am Strandhaus geparkt haben. Die ersten 15.000 Exemplare wurden von 1964 bis 1968 noch in Birmingham gebaut, danach wurde die Produktion erst nach Australien und dann nach Portugal verlegt, wo 1993 der letzte Moke vom Band läuft.

Mini Moke und das ewige Leben
Doch in steter Regelmäßigkeit haben neue Firmen die Rechte an Marke und Modell gekauft und versucht die Geschichte fortzuschreiben. Mit dem Original aus den 1960ern haben die Leihwagen hier deshalb nur noch die Form gemein - und natürlich den Fun-Faktor. Denn es spielt eigentlich keine Rolle, welcher Motor den Moke antreibt, welches Baujahr im Fahrzeugschein steht und wo in der Welt der Wagen montiert wurde: Es braucht nur ein paar Meter, bis die Mundwinkel nach oben gehen und das Herz unter dem Hawaii-Hemd aus Freude zu hüpfen beginnt.

(Bild: BMW)

Das liegt natürlich vor allem an seiner luftigen Art, bei der kein konventionelles Cabrio mithalten kann. Denn wo andere Autos eine feste Karosserie und allenfalls ein Faltdach haben, lässt der Mini Moke buchstäblich alle Hüllen fallen: Nur die für einen Mini beinahe riesige Frontscheibe und eine dünne Plane schützt vor Wind und Wetter. Die Karosserie beschränkt sich auf Bodenblech, Kotflügel und einen Seitenschweller, der kaum bis an die Waden reicht. Wird das Hauszelt über den von Gartensesseln inspirierten Sitzen abgebaut, genießt man mehr Platz, als man je in einem anderen Mini hatte. Nirgends schabt die Schulter an der Scheibe, selbst im Fond stößt kein Knie an, und auch die Kopffreiheit ist endlich unendlich.

In Miami gibt es gleich mehrere Moke-Vermieter, wo man den windigen Winzling für eine Handvoll Dollar zum Inselhopping ausleihen kann. (Bild: BMW)
In Miami gibt es gleich mehrere Moke-Vermieter, wo man den windigen Winzling für eine Handvoll Dollar zum Inselhopping ausleihen kann.

Die meisten Moke aus Miami stammen von einem Unternehmen, das sich eigentlich auf den Vertrieb von Golfcarts spezialisiert hat und die Retro-Modelle für die Vermieter in China fertigen lässt. Die haben zwar einen politisch korrekten Elektro-Antrieb, fahren aber kaum schneller als die meisten Golf-Karren und zuckeln deshalb eher spaßfrei die Strandpromenade entlang. Denn mehr als 25 Meilen pro Stunde oder etwa 40 km/h sind technisch nicht drin und juristisch nicht erlaubt. Im Stop-and-Go-Verkehr auf dem Ocean Drive ist das kein Schaden, aber schon die Brücke rüber nach Key Biscayne wird da schnell zur Geduldsprobe - erst recht wenn es in der Mitte mal kurz steil bergauf geht und die E-Maschine ihre liebe Mühe hat mit dem Moke.

(Bild: BMW)

Bugatti, Porsche und ... Moke!
Das stört nicht nur viele Touristen, sondern auch Henry Herazo. Als Geschäftsführer bei Curated Motors ist er etwas schnellere Autos gewohnt. Stehen in seinem Showroom doch PS-Pretiosen und rasende Raritäten wie der Jaguar XJ220, der Bugatti EB110, der Mercedes SLR, der Porsche 918 oder der Lamborghini Diablo. Doch seit geraumer Zeit parken vor der Tür auch zwei Mokes und in seiner Brieftasche trägt er eine zweite Visitenkarte, die ihn als Chef von Moke USA ausweist und zum Autohersteller stempelt. Oder zumindest zu einem waschechten Importeur.

Denn Herazo will den Moke zurück nach Amerika bringen. Und zwar nicht als lahmen Leihwagen für gelangweilte Touristen, sondern als luftiges Spielzeug für Besserverdiener. Dafür hat er sich mit Moke International zusammengetan, die den Moke vor ein paar Jahren aus China zurückgeholt haben und ihn in Frankreich nun mit deutlich besserer Qualität montieren. Das Werk baut bis zu 4000 Autos im Jahr und knapp ein Zehntel davon kann Herazo in die USA holen, ohne sich um Zulassungsvorschriften zu scheren. „Damit gelten wir als Kleinserienhersteller und haben viel mehr Freiheiten“, freut sich Herazo, der das Autogeschäft bei Toyota USA gelernt hat.

Echter Spaßbolzen kehrt zurück
Noch läuft der Mini bei den Franzosen mit einem chinesischen Dreizylinder-Benziner vom Band, der deutlich mehr Spaß macht als die Mietwagen von Miami Beach. Denn statt eines Surrens hört man ein wütendes Knurren, beim Kickdown quietschen die Reifen und mit gerade mal 50 PS ist man so flott unterwegs, dass man sich fühlt wie im Autoscooter und in Kurven dankbar ist für die Gurte, die sie mittlerweile an die Sitze geschraubt haben. Und selbst an der Steigung auf der Brücke rüber nach Key Biscayne geht dem Moke die Puste nicht aus - schließlich liegt das Spitzentempo bei 110 km/h.

Doch Herazo weiß um den Trend zur Nachhaltigkeit und um die Sensibilität der Schönwetter-Oase und will den Moke deshalb ausschließlich elektrisch anbieten. Allerdings mit einem Anrieb, der zum Fun-Faktor des Frischluftflitzers passt. So verspricht er eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 140 km/h und mit einem neuen Lithium-Ionen-Akku eine Reichweite von rund 200 Kilometern. Während es die Golf-Karts mit Moke-Karosse schon für unter 20.000 Dollar gibt, wird bei Moke USA mit der Ernsthaftigkeit auch der Preis steigen: 50.000 Dollar soll die wiederbelebte Ikone kosten, wenn sie zum Ende des Jahres in den Handel kommt, stellt Herazo in Aussicht.

Auf ein Jahr ausverkauft
Wobei das mit dem Handel so eine Sache ist. Denn weil er nur 325 Autos pro Jahr verkaufen darf, wird es den Moke nur in auf den Hamptons, in Florida, Kalifornien und rund um Phoenix geben - und für mindestens ein Jahr seien alle Autos schon verkauft, räumt Herazo mit einem lachenden und einem weinenden Auge ein.

Aber Moke USA denkt gerne groß und will es deshalb nicht bei der Kleinserie belassen. Crashtests hin und Normen her, will er zumindest mittelfristig auch eine bezahlbare Batterievariante anbieten und die Stückzahlen deutlich steigern. „Dann wird Moke wieder zu einem echten Hersteller“, träumt Herazo sich in eine Liga mit Marken wie McLaren, Lamborghini - oder eben mit Mini. Und muss sich dabei nicht einmal vor bösen Briefen aus München fürchten. Denn bei der Mini-Mutter BMW beobachtet man das lange Leben des Moke und alle künftigen Pläne mit neugierigem Desinteresse. Zwar sind die Bayern sehr empfindlich, wenn es um Markenrechte geht, und mit der Studie Beachcomber haben sie selbst sogar mal an einem Revival des Moke durchgespielt. Doch solange der Moke ohne den Vornamen Mini auftritt, sind den Bayern die Hände gebunden, räumt ein Manager ein: „Die Markenrechte wurden lange verkauft, bevor wir Mini übernommen haben.“

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(Bild: kmm)



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