Auch Kinder erwischt
Mann rast mit Auto in Karnevalsumzug – Verletzte
In Hessen ist ein Autofahrer mit seinem Pkw während eines Rosenmontagzugs mit „hoher Geschwindigkeit“ in eine Menschengruppe gefahren. Rund 30 Menschen wurden verletzt, mehrere davon schwer. Unter den Opfern sind auch mehrere Kinder. Der Fahrer des Pkw, ein 29-jähriger deutscher Staatsbürger aus der Region, wurde noch am Tatort festgenommen. Ob er seinen Wagen absichtlich in die Menge steuerte, ist trotz Spekulationen in deutschen Medien vorerst offiziell nicht geklärt. „Aufgrund der Situation vor Ort kann ein Anschlag gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden“, erklärte das hessische Innenministerium allerdings. Der Unglücksort ist rund 200 Kilometer von Hanau entfernt, wo in der Vorwoche elf Menschen bei einem rassistisch motivierten Anschlag ums Leben kamen. Alle Fastnachtsumzüge in Hessen wurden mittlerweile abgebrochen.
Durch die Kollision mit dem Auto sind nach derzeitigem Stand der Ermittlungen rund 30 Personen - sieben schwer - verletzt worden. Rund ein Drittel der Opfer sind nach Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth Kinder. Feuerwehr, Polizei und Rettung waren im Großeinsatz. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.
Fahrer vorerst nicht vernehmungsfähig
Das Auto war gegen 14.45 Uhr in die Menschenmenge gerast. Der Fahrer des Wagens soll etwa 30 Meter durch die Menge gefahren sein und dabei noch Gas gegeben haben. Er wurde festgenommen. Die Behörden bestätigten, dass es sich bei dem Fahrer um einen 29-Jährigen aus Volkmarsen handelt. Der Autofahrer ist nach seiner Festnahme vorerst nicht vernehmungsfähig. „Der Mann befindet sich derzeit aufgrund der Verletzungen, die er im Zusammenhang mit dem Schadensereignis selbst erlitten hat, in ärztlicher Behandlung“, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mit. Der Beschuldigte soll dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald dies sein Gesundheitszustand zulässt.
Der 29-Jährige war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war er der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen. Bei dem Auto, mit dem der Mann in die Menschenmenge raste, handelt es sich um einen Mercedes Kombi. Der beschädigte Wagen ist auch auf Fotos und Videoaufnahmen aus Volksmarsen zu sehen.
Mann vorsätzlich in Menge gerast?
Verwirrung herrschte am Abend über die Hintergründe: Wurde zunächst von einem Polizeisprecher bestätigt, dass der Mann vorsätzlich in die Menge gefahren ist, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Nordhessen in Kassel allerdings der Nachrichtenagentur Reuters später, er könne nicht bestätigen, dass es sich bei dem Vorfall um Absicht gehandelt habe. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es dazu in der aktuellsten Mitteilung der zuständigen Generalstaatsanwaltschaft. Das hessische Innenministerium hatte zuvor einen Anschlag nich ausschließen wollen. Nach Informationen des Hessischen Rundfunks sieht es nach den bisherigen Erkenntnissen zumindest nicht nach einer politischen oder extremistischen Tat aus.
Zeugen schilderten, der Fahrer habe die Absperrung am Rosenmontagsumzug umgangen und sei dann mit Vollgas auf die Menschenmenge zugerast. Die Zeugen hatten den Eindruck, dass der Fahrer es vor allem auf Kinder abgesehen hatte - was jedoch nicht bestätigt ist. Der Fahrer steuerte sein Fahrzeug nach Angaben des Ministeriums nach ersten Erkenntnissen mit „hoher Geschwindigkeit“ durch die Menschenmenge.
Medien- und Augenzeugenberichte, wonach der 29-Jährige stark alkoholisiert war, konnten die Ermittler ebenfalls vorerst nicht bestätigen. Eine Nachbarin sagte zu RTL: „Ich habe ihn heute wegfahren sehen, er sah aus, als stünde er unter Drogen und sagte, ‘bald stehe ich in der Zeitung‘.“ EIn Behördensprecher sagte am Montagabend, zum jetzigen Zeitpunkt könne er weder dementieren noch bestätigen, das Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen seien.
Zweiter Mann soll Tat gefilmt haben - verhaftet
Nach Angaben des Frankfurter Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill gab es in den Abendstunden eine zweite Festnahme. Es sei noch nicht klar, ob der Festgenommene als Tatverdächtiger gelte oder ein Zeuge sei, sagte er auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main. Der Verhaftete soll hinter dem Auto gefilmt haben.
Hessens Ministerpräsident „schockiert über diese schlimme Tat“
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigte sich erschüttert. „Ich bin schockiert über diese schlimme Tat“, erklärte Bouffier. Die Hintergründe der Tat seien bisher unklar. Er bitte darum, „nicht über mögliche Motive zu spekulieren“. Dies sei die Stunde der Ermittler, die mit Hochdruck an der Aufklärung der Gewalttat arbeiteten. Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas wünschte den Verletzten in einem Tweet eine gute und zügige Genesung.
Auch Kanzlerin Merkel bestürzt
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte nach der Tat bestürzt. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten von Volkmarsen und ihren Angehörigen“, ließ Merkel über die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer auf Twitter erklären. „Ich wünsche allen baldige und vollständige Genesung.“ Die Kanzlerin richtete zudem der Polizei und allen medizinischen Einsatzkräften ihren „herzlichen Dank“ aus.
Volkmarsen ist eine Kleinstadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg mit rund 6800 Einwohnern. Sie ist rund 30 Kilometer von Kassel entfernt.
Bereits am Sonntag verdächtiger Vorfall in Ortschaft
Bereits am Sonntag hatte es nach Angaben der örtlichen Feuerwehr einen Zwischenfall bei einer Karnevalsveranstaltung in einer Halle in Volkmarsen gegeben: Wegen eines Feueralarms seien der Veranstaltungsort geräumt und der betroffene Bereich kontrolliert worden, schrieb die Feuerwehr auf Facebook. Der Grund für den Alarm sei nicht feststellbar gewesen, anschließend sei die Veranstaltung nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen gibt, ist unklar.
Alle Fastnachtsumzüge in Hessen wurden mittlerweile abgebrochen, teilte die Polizei mit. Auch in Mainz hat die Polizei auf den Vorfall in Volkmarsen reagiert und überwacht jetzt mit Drohnen gezielt Zufahrtsstraßen. Ziel sei es, „auffällige Fahrzeugbewegungen“ frühzeitig zu erkennen.
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