Die #brennpunkt-Diskussion am Mittwochabend stand ganz im Zeichen des Coronavirus SARS-CoV-2. Nach den ersten zwei infizierten Personen in Tirol und - glücklicherweise unbegründeten - Verdachtsfällen in Wien und Niederösterreich hat die Verunsicherung der Bevölkerung merklich zugenommen. Katia Wagners Gäste waren im „Krone“-Studio jedenfalls um Deeskalation bemüht. Der Infektiologe und Tropenmediziner Wolfgang Graninger spricht klar von einer „Übertreibung“: „Vor diesem Virus braucht man sich nicht fürchten.“
Für den Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) war es ein „intensiver Arbeitstag“, wie er selbst sagt. So wurde erst am Mittwochvormittag eine Schule im achten Wiener Gemeindebezirk nach einem Verdachtsfall (Anm.: dieser stellte sich danach als negativ heraus) großräumig abgesperrt.
Hacker sah darin ein Fehlverhalten der Koordination auf Bundesebene: „Ich finde es ein bisschen ärgerlich, dass heute einfach übertrieben worden ist. Es war schließlich nicht der erste Verdachtsfall in Österreich, wo wir die Virologie einverlangt haben.“ So sei es auch nicht vorgesehen, dass während einer solchen Phase gleich der Betrieb gesperrt wird, beklagt der SPÖ-Stadtrat.
Außerdem sei Österreich noch „weit entfernt“ von einer größeren Ausbreitung. Jedoch würde man sich jetzt in einer wichtigen Phase befinden, wo man den Ausbruch einer Pandemie reduzieren oder gar zur Gänze verhindern könnte.
Top-Mediziner: „Grippe ist weitaus gefährlicher“
Ähnlich wie Hacker sehen das auch die anderen Gäste im Studio. Top-Mediziner und Infektiologe Wolfgang Graninger gab gar zu bedenken, dass die Grippe weitaus gefährlicher sei. Er halte nicht viel von der „Hysterie“ im Land, sieht aber in „dem ganzen Tamtam“ eine gute „Probe“, um das Verhalten der Bevölkerung für eine wirklich gefährliche Krankheit zu testen.
„Die ganze Geschichte ist bei Weitem übertrieben. Die zwei Prozent der Erkrankten in China, welche daran gestorben sind, waren alte Menschen, die auch so hätten versterben können. Vor diesem Virus braucht man sich bestimmt nicht fürchten“, beruhigt Graninger.
Bei Verdacht am besten zu Hause bleiben
Alle Infizierten gesammelt in einem Krankenhaus zu halten, so wie es China in der Stadt Wuhan im Moment macht, sei laut dem Mediziner nicht die beste Lösung: „Ist doch klar, dass sich dort alles und jeder ansteckt bei dem Gedränge. Für die Vorsorge bei uns in Österreich wäre es ratsam, bei Husten, Halsweh und Fieber einfach daheim zu bleiben und die Testungen daheim durchzuführen.“
ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer verteidigt das von Hacker kritisierte Vorgehen der Bundesregierung. So sei dieses eine Fortsetzung jener Maßnahmen gewesen, welche man aus internationalen Beispielen kennen würde.
„Der zuständige Einsatzstab im Innenministerium, wo auch die Vertreter der Bundesländer zugeschaltet sind, hat entschieden, dass, wenn ein Verdachtsfall vorliegt, der Bereich bis zum Ergebnis der Testung abgeriegelt werden muss“, so Mahrer.
„Virus ist für Wirtschaft ein Milliardenthema“
„Für die Wirtschaft ist dieses Virus ein Milliardenthema“, sagt Wirtschaftsjournalist und stellvertretender „Krone“-Chefredakteur Georg Wailand: „Allein in Wien und an anderen Börsen sind die Kurse um acht Prozent zurückgegangen.“
Auch der Tourismus würde stark darunter leiden: „Die AUA schickt ihre Piloten auf unbezahlten Urlaub und die Reisebüros müssen Kurzarbeit abmelden, weil einfach nichts mehr zu tun ist im Moment. Wir müssen das ernst nehmen. Vonseiten der Wirtschaft plädieren wir daher auf eine umfassende Information und eine gute Zusammenarbeit mit der Wissenschaft“, so Wailand.
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