Seit Mittwoch können auch 26.780 SPÖ-Mitglieder in Oberösterreich über einige Themen und den Weiterverbleib von Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner unverbindlich abstimmen. Sie werden dabei von der Landesorganisation nicht speziell mobilisiert oder motiviert, bloß über das Faktum der Befragung informiert. „Ich habe das Ja (zum Bleiben) angekreuzt“, berichtet zwar SPÖ-Landeschefin Birgit Gerstorfer freimütig. Hinter ihr scheiden sich aber die Geister, wie die beiden Interviews anbei unterstreichen.
So wie Dietmar Keck und Rainer Wimmer unterstützt auch proge-Chef Hans Karl Schaller Parteichefin Rendi-Wagner massiv.
„Krone“: Warum scharen sich Gewerkschafter wie Sie jetzt hinter Rendi-Wagner?
Hans Karl Schaller: Da frageich zurück: Was ist die Alternative? Da steht ja niemand zur Verfügung, ob Dosko, Kaiser oder sonst wer. Rendi-Wagner dagegen hat sich um das angenommen. Sie hat gesagt, sie macht das. Und ich sag’s offen: Mich zipft das an, dieses Anpatzen, Matschkern und Kritisieren aus der zweiten Reihe. Das bringt uns nicht weiter.
„Krone“: Was schätzen Sie denn an der Parteichefin so?
Schaller: Sie ist kompetent und für mich auch hemdsärmelig, wenn man das von einer Frau so sagen kann. Und sie hat sich zu mir hergesetzt und mir zugehört und unsere Sorgen und Ängste als Arbeitnehmer ernst genommen und zur Sprache gebracht.
Krone: Anderswo gibt’sgroße Widerstände gegen sie.
Schaller: Das ist für mich auch ein wichtiger Punkt: Sie lässt sich von den Wienern endlich einmal nichts gefallen. Sie steht für unser aller SPÖ, und die Wiener nur für ihre. Und Rendi kämpft auch wirklich gegen die soziale Schieflage.
Nina Andree, Landesvorsitzende der Sozialistischen Jugend OÖ, vermisst eine echte inhaltliche und strukturelle Parteireform.
„Krone“: Was stört Sie so an Rendi-Wagners Schritt?
Nina Andree: Das Einzige, was mit dieser Mitgliederbefragung passiert, ist, dass wir die nächste Personalfrage diskutieren. Wir wollen aber endlich darüber reden, wie kann eine inhaltliche und strukturelle Reform der Partei aussehen. Das muss nicht ausschließen, dass es auch personelle Änderungen gibt.
„Krone“: Ist die Parteivorsitzende bei der SJ unten durch?
Andree: „Unten durch“ ist eine Formulierung, die inso einer Diskussion nichts verloren hat. Es geht darum, dass sich nichts in Richtung Parteireform bewegt, die auch eine verbindliche Direktwahl des Vorsitzes beinhalten muss. Daher können wir Rendi-Wagner das Vertrauen nicht aussprechen.
„Krone“: Was wünschen Sie sich von der Bundespartei?
Andree: Unser Anspruch ist klar: Wir wollen eine starke Sozialdemokratie, die für Inhalte brennt, einen starken linken Oppositionskurs macht undim Parlamentund auf der Straße, siehe die Sozialstreiks, für ein lebenswertes Leben für alle Menschen kämpft!
Werner Pöchinger, Kronen Zeitung
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