„Wollen keine Toten“

Gastronomie: Zehn Prozent fallen Krise zum Opfer

Österreich
07.04.2020 10:18

Neben den gesellschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen ist mittlerweile auch klar, dass die Corona-Krise einen erheblichen Schaden in Österreichs Wirtschaft hinterlassen wird. Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hat Verständnis dafür, dass gastronomische Betriebe noch bis mindestens Mitte Mai geschlossen bleiben müssen. Gesundheit gehe vor Profit, Umsatz und Wirtschaft, „wir wollen keine Toten“, bekräftigte Pulker am Dienstagvormittag in der Ö1-Radiosendung „Journal um acht“. Aber er nimmt auch an, dass es rund zehn Prozent der Betriebe nicht schaffen werden, die Krise wirtschaftlich zu überstehen.

„Wir sind eben eine Branche, wo es nicht so leicht möglich ist, zum Gast und zum Kunden keinen Kontakt zu haben, weil wir eine persönliche Dienstleistung anbieten. Und daher ist es natürlich für uns verständlich, auch wenn wir uns nicht darüber freuen, (...) dass wir noch nicht öffnen dürfen“, sagte der WKÖ-Funktionär.

Mario Pulker, Gastronom und Sprecher der heimischen Gastronomie (Bild: Zwefo)
Mario Pulker, Gastronom und Sprecher der heimischen Gastronomie

„Was die Regierung jetzt macht, ist natürlich für sehr viele Menschen in unserer Branche sehr, sehr schwierig, aber das ist so, dem ist nichts hinzuzufügen, mit dem muss man umgehen. Und die Regierung tut auch ihr Möglichstes, um uns das zu erleichtern. Aber natürlich wird es auch so sein, dass man dann ganz genau schauen muss, wenn man öffnen darf, wie gehe ich damit um“, erklärte Pulker.

„Man geht zu uns rein, um sich zu unterhalten“
Oberste Priorität habe dabei, die Ansteckungsgefahr für alle Beteiligten zu minimieren. „Unsere Branche ist eine Kommunikationsbranche, man geht dort nicht nur rein wie beim Handel, kauft was und geht sofort wieder raus, sondern man geht rein, um sich zu unterhalten. Man wird vom Mitarbeiter oder vom Chef beraten“, führte Pulker etwa die Speisenauswahl an.

Ein geschlossenes Lokal im burgenländischen Rust (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Ein geschlossenes Lokal im burgenländischen Rust

Daneben seien auch die Hygienemaßnahmen entsprechend zu verstärken. „Wenn der eine Gast geht und der andere Gast kommt, muss man natürlich dann alles desinfizieren und so weiter und so fort“, betonte Pulker. Ein Mundschutz beim Essen und Trinken sei „an sich schon eine Schwierigkeit, und auch daraus ergibt sich natürlich, dass wir natürlich nicht zu den Branchen gehören, die zuerst aufsperren. Wir erarbeiten hier auch Leitlinien für unsere Mitgliedsbetriebe, wie man dann nach der Eröffnung damit umgeht“, kündigte der WKÖ-Spartenobmann an.

(Bild: dpa-Zentralbild/Robert Michael)

„Für die Betriebe ist das wirtschaftlich sehr schwierig“
Dass die Gastronomie nun mindestens zwei Monate geschlossen bleibt, „ist für die Betriebe wirtschaftlich sehr, sehr schwierig“, weiß Pulker. Aber wenigstens sei es nun wieder erlaubt, vorbestellte Speisen in Lokalen abzuholen. „Mit dieser Maßnahme sehen sich viele in der Lage, über diese schwierige Zeit halbwegs drüberzukommen. Aber im Großen und Ganzen ist für uns eines wichtig, nämlich, dass diese Hilfsfonds, die jetzt aufgelegt wurden, schnellstmöglich und so unbürokratisch wie möglich von unseren Mitgliedsbetrieben in Anspruch genommen werden können.“

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Es kann schon sein, dass zehn Prozent der Betriebe es nicht schaffen werden, über die Krise rüberzukommen.

Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKÖ

Momentan laufe dies „sehr gut“, sagte Pulker mit Blick auf die rund 60.000 Mitgliedsbetriebe - „vom Würstelstand bis zum Vierhaubenlokal ist bei uns alles drinnen, jeder der gastronomisch tätig ist, gehört zu unserer Fachgruppe“. Auf die Frage, wie viele davon nicht mehr aufsperren werden, lautete Pulkers Antwort: „Wenn man sich die Struktur der Betriebe anschaut, die Eigenkapitaldecke der Betriebe, kann es schon sein, dass zehn Prozent der Betriebe es nicht schaffen werden, über die Krise zu kommen.“

(Bild: APA/BARBARA GINDL)

„Wir sehen jetzt schon laufend Konkurse“
Man sehe jetzt schon laufend Konkurse. „Aber da kann man nicht nur sagen, das ist die Schuld oder Folge der Corona-Krise. Weil wenn man in Konkurs geht oder den Betrieb auflösen muss, dann hat das meistens schon eine längere Vorgeschichte“, erläuterte Pulker. Trotzdem müsse man „jetzt aufpassen“, falls die Krise noch länger als zwei Monate dauere: „Wie gesagt, die Eigenkapitaldecke ist sehr, sehr dünn. Jeder Tag, der länger geschlossen ist, ist für die Betriebe wirtschaftlich sehr, sehr schwierig.“

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