Auf Initiative der „Steirerkrone“ schreibt das Kulturressort des Landes Steiermark einen Kunstwettbewerb aus: Skulpturen an öffentlichen Plätzen sollen die Nachwelt an die große Pandemie erinnern.
Der Schwarze Tod schwappte in den vergangenen Jahrhunderten mehrmals in bedrohlichen Wellen über unser Land. 1680 suchte die Epidemie Graz heim, Schulen wurden geschlossen, jene, die es sich leisten konnten, flüchteten aufs Land, viele, die bleiben mussten, fielen der Pest zum Opfer. Als die Seuche endlich von ihrem Schrecken eingebüßt hatte, errichtete die erleichterte Bevölkerung an vielen Orten Dankessäulen. Heute, 340 Jahre später, stehen diese imposanten Denkmäler noch -und erinnern in bedeutsamer Monumentalität an die Schrecknisse der damaligen Zeit.
Ein Signal für den Sieg über die Krankheit
Zudem signalisieren die barocken Kunstwerke stolz und selbstbewusst, dass die Krankheit schließlich doch besiegt wurde und die Wunden wieder verheilt sind. Am Grazer Karmeliter-, dem Gries- und dem Lendplatz ragen Pestsäulen aus Bronze und Stein in den Himmel. Freilich unter anderen medizinischen, politischen und gesamtgesellschaftlichen Voraussetzungen weckt die aktuelle Corona-Krise Erinnerungen an die Pestepidemie von anno dazumal. Auch die in allen Bereichen angeschlagene und schlimm „verwundete“ Steiermark wird wieder auferstehen, da ist sich die Politik sicher; hoffentlich so schnell wie möglich.
Die Erinnerung soll lebendig bleiben
Aber in den Köpfen der Steirer wird lange die Erinnerung an eine Zeit lebendig bleiben, in der Schulen, Kindergärten, Gasthäuser, Baumärkte, Frisörsalons, Spielplätze und Parks geschlossen waren. Wir werden unseren Enkerln davon erzählen, wie wir mit Einmalhandschuhen und Gesichtsmasken rasch die allernotwendigsten Lebensmittel einkaufen gingen. Für einige wurde das Home-Office zur Geduldsprobe, andere litten darunter, ihre Freunde nur via Smartphone hören und sehen zu können.
Damit die Erinnerung aber nicht nach zwei oder drei Generationen verblasst oder gänzlich aus dem kollektiven Gedächtnis verschwindet, werden das Land Steiermark und das Institut für Kunst im öffentlichen Raum auf Initiative der „Steirerkrone“ ein Denkmal an die wohl schwerste (Gesundheits-)Krise nach 1945 errichten. Gehört diese für die meisten von uns noch nie erlebte Ausnahmesituation dann endgültig der Vergangenheit an, wird das Denk- sicher auch zu einem „Dank-Mal“ werden.
Wettbewerb zur Errichtung einer Corona-Skulptur im öffentlichen Raum
Gemeinsam wollen wir also feiern, wenn wir die Pandemie überstanden haben - und laden bereits jetzt alle Künstler mit Steiermark-Bezug ein, sich an einem Wettbewerb zur Errichtung einer Corona-Skulptur im öffentlichen Raum zu beteiligen. Sie kann in Graz stehen, aber auch an anderen Orten in der Steiermark.
Die baugeschichtlichen Vorbilder sind vielfältig: Pestsäulen, Kriegerdenkmäler, Monumentalkunst aller Art, aber freilich auch zeitgenössische Kunst wie das „Lichtschwert“ vor der Grazer Oper. Die riesige Statue sollte den steirischen herbst 1992 bewerben und an die 500. Wiederkehr der Entdeckung Amerikas 1492 erinnern.
Zum Entwurf eines Denkmals sollen - wie es treffend im Ausschreibungstext heißt - folgende Fragen führen: „Was ist Corona für ein Phänomen?“, „Wie kann eine Reflexion über das Geschehene aussehen?“, „Was bedeutet Rettung und von wem kann sie ausgehen?“, „Welche Zeichen sind im Zusammenhang mit dieser Katastrophe relevant?“, „Welche Auswirkungen haben diese persönlichen Einschränkungen auf uns?“, „Wie kann unsere Zukunft aussehen?“.
Ausschreibung startet bereits am 14. April 2020
Der Startschuss zum Wettbewerb des Landes Steiermark und dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum startet am kommenden Dienstag, 14. April 2020. „Der Entwurf soll soweit visualisiert sein, dass das Projekt vorstellbar ist. Beispielsweise durch eine Zeichnung, ein Modell, eine Skizze, einen Plan oder ein Foto“, erklärt Kulturlandesrat Christopher Drexler. Vorschläge für einen Standort in der Landeshauptstadt - eventuell auf einem zentralen Platz oder in einem Park - und auf anderen Plätzen in den weiß-grünen Regionen sind willkommen. „Jedenfall s soll das oder die Denkmälerfür alle frei zugänglich sein“, sagt Drexler.
Kunstwerk-Eröffnung im Frühjahr 2021
Nach dem Ende der öffentlichen Ausschreibung am 19. Juni 2020 wählt eine Jury fünf bis zehn Entwürfe aus, die dann bis 28. August 2020 konkretisiert werden sollen. Schon Mitte September 2020 wird der Sieger gekürt - und dann kann zu Hammer und Meißel gegriffen werden. Die Enthüllung des steirischen Corona-Denkmals wollen wir im Frühjahr 2021 feiern!
Infos, Kontakt und Einreichung der Ideen
Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Marienplatz 1/1, 8020 Graz,
kioer@museum-joanneum.at, www.kioer.at
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