Pro Jahr trinken Herr und Frau Österreicher im Schnitt rund 104 Liter Bier, wie die Zahlen von 2018 zeigen. Etliche Liter davon werden in den Gastronomiebetrieben konsumiert. Diese mussten wegen dem Coronavirus schließen. Die „Krone“ hat bei drei Tiroler Brauereien nachgefragt, wie sich das auf die Geschäftslage ausgewirkt hat.
Für die Starkenberger Brauerei in Tarrenz war die Schließung der Gastronomiebetriebe eine große Herausforderung, wie Bernhard Prosser, einer der Partner, erklärt. „Wir verlieren durch die Schließung der Gastronomiebetriebe über 75% unseres Umsatzes. Wenn unsere Partner kein Bier über den Zapfhahn ausgeben, geht das eins zu eins an uns.“ Prosser spricht von einer Katastrophe, denn mit dem Handel mache man nur wenig Umsatz. Dieser sei aber kooperativ und halte zu den regionalen Brauereien. Rund 70 Prozent der Mitarbeiter habe man in die Kurzarbeit geschickt.
Prosser: „Motto der Wirte macht uns Hoffnung“
Trotz dieser schlechten Situation versucht Prosser positiv in die Zukunft zu blicken. „Das Motto unserer Wirte, die sagen, ,Wir halten zusammen und gehen gestärkt aus der Krise‘, macht auch uns Hoffnung.“ Wenn man im Sommer 30 bis 50 Prozent der Vorjahresmenge verkaufen könne, „dann kommen wir mit einem blauen Auge davon.“ Den Verlust werde man aber nicht wettmachen. Das sei ein Ding der Unmöglichkeit.
Großer Zusammenhalt
Für die Zeit nach der Krise hofft Prosser auf den Zusammenhalt, der jetzt so groß sei wie nie zuvor. „Ich gehe davon aus, dass wir den regionalen Gedanken bei den heimischen Wirten in Zukunft viel mehr sehen werden und diese sagen: ,Wir brauchen kein Heineken oder Konzern-Bier, sondern ein regionales.‘ Darin sehe ich unsere Zukunft.“
Lechner: „Von der Krise profitieren die Großen“
Gedrückte Stimmung herrscht auch bei Zillertal Bier. Kleine Brauereien seien wesentlich mehr von der Gastronomie abhängig als die Konzern-Brauereien. „Bier wird in Österreich zu rund zwei Drittel über den Lebensmittelhandel verkauft. Dieses Gewicht ist bei kleinen Brauerein komplett anders. Da gehen vielleicht 30 bis 40 Prozent über den Handel“, lautet die Analyse von Geschäftsführer Martin Lechner. Die Großen seien also die Profiteure der Krise. Aufgrund „einer unsauberen Preispolitik“ würden diese auch versuchen, noch mehr zu verkaufen, obwohl sie eigentlich auf weniger Umsatz verzichten müssten.
Zuerst nur auf gehobenere Gastronomie spezialisiert
Noch recht jung ist die Brauerei Bierol in Schwoich. 2014 begann die kleine Mannschaft rund um Christoph Bichler mit ersten Brauexperimenten. Heute ist die Brauerei auf „Craft Beer“ spezialisiert. Von Beginn an habe man sich auf die gehobenere Gastronomie in ganz Österreich und auf Spezialitätenshops konzentriert.
Bichler: „Onlineshop hat unser Geschäft gerettet“
Dank eines schnell eingerichteten Onlineshops halte man sich aber gut über Wasser. „Das hat uns sehr gut geholfen. Durch die Gastronomen, die wir quer durch Österreich beliefern, haben wir einen recht großen Bekanntheitsgrad. Da kam viel Zuspruch für den Onlineshop. Das war unser Vorteil. Es ging recht schnell los mit den Bestellungen“, zeigt sich Bichler zufrieden. Zwar könne man die Umsatzmenge natürlich nicht mit vorher vergleichen, aber es gehe weiter und „es wird uns mit Sicherheit auch nach der Krise noch weiter geben.“
Brau Union führt Reinigung der Schankanlage gratis durch
Da die Gastronomen selbst auch stark gebeutelt sind, gibt es von der Brau Union, die in ganz Österreich tätig ist, trotz eigener Einbußen Unterstützung. Damit das Bier nach der Wiedereröffnung gleich in optimaler Qualität gezapft werden kann, führt sie laut Gerhard Leitner, Verkaufsdirektor der Region West, die Reinigung und Wiederinbetriebnahme der Schankanlagen bei den Partnern gratis durch. „So helfen wir in dieser schwierigen Zeit unseren Kunden, möglichst rasch ohne weitere Belastungen den Betrieb wieder aufnehmen zu können.“
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