1000 Lichtjahre weg

Forscher entdecken erdnächstes Schwarzes Loch

Wissenschaft
06.05.2020 14:00

Mit einem 2,2-Meter-Teleskop am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile hat ein internationales Astronomen-Team ein Schwarzes Loch entdeckt, das nur 1000 Lichtjahre von unserer Erde entfernt ist. Dieses Schwarze Loch liegt damit näher an unserem Sonnensystem als jedes andere bisher gefundene. Es ist Teil eines Dreifachsystems, dessen zwei Sterne auf der Südhalbkugel mit dem bloßen Auge am Nachthimmel sichtbar sind.

Dieses System mit dem Katalognamen HR 6819 besteht aus einem Stern (in der Animation oben ist dessen Umlaufbahn blau dargestellt), dem jetzt neu entdeckten - nicht sichtbaren - Schwarzen Loch (rote Umlaufbahn), die sich gegenseitig umkreisen, sowie einer zweiten Sonne, die in einem weiten Orbit (ebenfalls in blau) um die beiden kreist.

Künstlerische Darstellung der Bahnen des Dreifachsystems mit dem erdnächsten Schwarzen Loch (gelb markiert) (Bild: ESO/L. Calçada, krone.at-Grafik)
Künstlerische Darstellung der Bahnen des Dreifachsystems mit dem erdnächsten Schwarzen Loch (gelb markiert)

Den Nachweis für das Schwarze Loch fanden die Forscher, indem sie seine beiden Begleitsterne mit dem 2,2-Meter-Teleskop am La-Silla-Observatorium der ESO in Chile nachverfolgten. Die Astronomen glauben, dass dieses System nur die Spitze des Eisbergs sein könnte und man in Zukunft weitere ähnliche Schwarze Löcher finden werde.

Das 2,2-Meter-Teleskop MPG (im Vordergrund) am La Silla Observatory der ESO in Chile (Bild: ESO/H.H. Heyer)
Das 2,2-Meter-Teleskop MPG (im Vordergrund) am La Silla Observatory der ESO in Chile

Sternsystem auf Südhalbkugel mit freiem Auge sichtbar
Das Dreifachsystem HR 6819 befindet sich im Sternbild Telescopium (siehe Grafik unten) und ist uns so nahe, dass seine beiden Sterne von der Südhalbkugel aus in einer dunklen, klaren Nacht ohne Fernglas oder Teleskop mit freiem Auge beobachtet werden können. „Dieses System enthält das der Erde nächstgelegene Schwarze Loch, von dem wir wissen“, sagt der chilenische ESO-Wissenschaftler Thomas Rivinius.

Das Dreifachsystem (rot markiert) mit dem Schwarzen Loch im Sternbild Telescopium (Bild: ESO, IAU und Sky & Telescope)
Das Dreifachsystem (rot markiert) mit dem Schwarzen Loch im Sternbild Telescopium

Schwarzes Loch hat die vierfache Masse unserer Sonne
Bei dem Schwarze Loch in HR 6819 handle es sich um eines der allerersten gefundenen Schwarzen Löcher mit stellarer Masse, die nicht gewaltsam mit ihrer Umgebung interagieren und daher wirklich schwarz erscheinen, so die Astronomen. Seine Anwesenheit ausmachen und seine Masse berechnen konnten sie, indem sie die Umlaufbahn des inneren Sterns im Dreifachsystem untersuchten. „Ein unsichtbares Objekt mit einer Masse, die mindestens viermal so groß ist wie die der Sonne, kann nur ein Schwarzes Loch sein“, berichtet Forscher Rivinius.

Bis dato hat man erst ein paar Dutzend Schwarze Löcher in unserer Galaxie entdeckt. Experten schätzen aber, dass im Laufe der Lebenszeit der Milchstraße viel mehr Sterne zu Schwarzen Löchern kollabiert sind, als diese ihr Leben beendeten. Die Entdeckung eines stillen, unsichtbaren Schwarzen Lochs in HR 6819 gebe einen Hinweise darauf, wo sich die vielen versteckten Schwarzen Löcher in der Milchstraße befinden könnten.

Künstlerische Darstellung eines Schwarzes Loches (Bild: Ute Kraus, Universität Hildesheim (CC BY-SA 2.5))
Künstlerische Darstellung eines Schwarzes Loches

„Nur die Spitze eines aufregenden Eisbergs“
„Es muss Hunderte von Millionen Schwarzer Löcher geben, aber wir wissen nur von sehr wenigen. Wenn wir wissen, wonach wir suchen müssen, sollten wir besser in der Lage sein, sie zu finden“, sagt Rivinius. Die Entdeckung des Schwarzen Lochs in einem Dreifachsystem so nahe beieinander bedeutet, dass wir nur „die Spitze eines aufregenden Eisbergs“ sehen, zeigt sich Petr Hadrava von der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag, der am Fund beteiligt war, überzeugt.

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