Italiener in Sorge
Gastronomen-Protest gegen Corona-Tisch-Abstand
Die italienischen Restaurant-Inhaber protestieren gegen angebliche Pläne der Regierung in Rom, Lokale zur Einhaltung eines Abstands von bis zu vier Metern zwischen den Tischen aus Sorge vor Ansteckungsgefahr einzuhalten. „Dies bedeutet die Schließung aller Restaurants“, protestierte der Gastronomie-Verband FIPE am Samstag.
Die Gastronomie in Italien rechnet bis Ende 2020 mit Verlusten in der Größenordnung von 34 Milliarden Euro. 50.000 Lokale könnten schließen, 350.000 Jobs seien gefährdet, sagte der Generaldirektor des FIPE-Verbands, Roberto Calugi. Er drängte auf eine Vorverlegung des am 1. Juni geplanten Neustarts der Gastronomie in Italien. „Wir verlangen von der Regierung Klarheit über die Regeln, nach denen wir neu starten können. Wir brauchen Zeit, um uns zu organisieren. Jeder verlorene Arbeitstag entspricht einen irreparablen Schaden“, so Calugi.
Vernünftige Regeln gefordert
Solidarisch mit der Gastronomie erklärte sich auch der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. „Die Regierung darf nicht Regeln vorschreiben, die die Gastronomie zum Tod verurteilen“, sagte Zaia. Er forderte „vernünftige Regeln, die das Leben der Bürger nicht noch komplizierter machen“.
Unter dem Druck des Protests verspricht die Regierung von Premier Giuseppe Conte weitere Lockerungen, sollte die Epidemiekurve in den nächsten Wochen weiterhin klar sinken. Dabei sollen regionale Unterschiede berücksichtigt werden. Regionen ohne Neuinfektionen und Todesfälle sollen bei der Lockerung der Vorsichtsmaßnahmen begünstigt werden. Ab dem 18. Mai ist die Wiedereröffnung von Museen, Bibliotheken und Archiven vorgesehen.
Regionen lockern Vorschriften im Alleingang
Einige Regionen Italiens wie Südtirol haben einzelne Vorschriften bereits im Alleingang gelockert. Dank seiner Autonomie erlaubt Südtirol sofort dem gesamten Einzelhandel, allen Produktionstätigkeiten von Industrie, Handwerk und Handel sowie Sozialdiensten, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Am Montag folgen sämtliche Dienstleistungen, darunter auch Friseure und Schönheitspfleger, aber auch die Gastronomie, der Kunst-, Kultur- und Museumsbetrieb samt Bibliotheken und Jugendzentren.
Nachdem in Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien am Freitag erstmals seit dem 8. März keine Covid-19-Todesfälle gemeldet worden waren, drängte der Präsident der Region, Massimiliano Fedriga, die Regierung zu einer sofortigen Wiedereröffnung des Kleinhandels. Ab dem 18. Mai sollten Regionen frei beschließen können, alle Produktionstätigkeiten wieder aufzunehmen, forderte Fedriga.
Indessen feilt die Regierung noch am milliardenschweren Hilfspaket zur Stützung der von der Krise am stärksten betroffenen Sektoren. Das Hilfspaket enthält unter anderem 1,5 Milliarden Euro zur Stärkung des lokalen Gesundheitssystems. 2,1 Milliarden Euro werden der Neuorganisierung des Systems der Intensivtherapien dienen, damit italien-weit strukturell 3625 Bettplätze garantiert werden können. Das sind 70 Prozent mehr als in der Zeit vor der Pandemie. Der Bonus für berufstätige Eltern für Babysitting-Kosten soll 1200 Euro betragen. 150 Millionen Euro werden für das Medien- und Verlagswesen und für Museen zur Verfügung gestellt.
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