Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Mittwoch für die Schulen des Landes einen „Modernisierungs- und Digitalisierungsschub“ angekündigt. In den nächsten zehn Jahren sollen rund 2,4 Milliarden Euro für Neubau, Erweiterung und Sanierung von AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) aufgewendet werden. Das sieht das neue Schulentwicklungsprogramm (SCHEP) vor, das den Ministerrat passierte. In Sachen Digitalisierung blieb Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) jedoch bei Ankündigungen zum Ausbau der IT-Infrastruktur, von einem Plan war dazu vorerst noch nichts Konkretes zu erfahren.
Neue Schulbauprogramme werden etwa alle zehn Jahre vorgelegt. Mit ihnen soll der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Bezirken Rechnung getragen werden. So entstehen Schulneubauten etwa vor allem dort, wo es zu Bevölkerungszuwächsen gekommen ist bzw. diese erwartet werden. Dementsprechend finden sich im neuen, von Faßmann am Mittwoch präsentierten Plan Neubau-Pläne vor allem in Wien, Linz und Graz sowie im Speckgürtel rund um die Bundeshauptstadt.
Neue AHS-Bauten für Mehrheit der Bundesländer geplant
In Wien sollen etwa bis 2030 sechs neue AHS-Bauten realisiert werden - Langformen am Nordwestbahnhof (Leopoldstadt), beim Eurogate (Landstraße), in Rothneusiedl (Favoriten), An den Eisteichen (Meidling) sowie in der Winkeläckerstraße (Floridsdorf) sowie ein Sport-Oberstufenrealgymnasium beim Austria-Stadion (Favoriten). Dazu kommen ein HTL-Neubau in der Brünnerstraße (Floridsdorf) sowie eine neue Handelsakademie/Handelsschule im Süden Wiens noch ohne konkrete Ortsangabe.
In Oberösterreich entstehen zwei neue AHS-Langformen in Linz-Umgebung (ohne konkrete Ortsangabe - eine südlich, eine westlich von Linz) sowie je ein Oberstufen-Realgymnasium in Linz-Umgebung (ohne konkrete Ortsangabe im Norden von Linz) bzw. in Steyr. Ebenfalls geplant ist eine neue HTL entweder im Linzer Umland, Wels oder Steyr.
Für Niederösterreich sind fünf neue AHS-Bauten (alle Langform) aufgelistet - in Tullnerbach (Expositur des BG/BRG Purkersdorf), in Klosterneuburg sowie drei noch ohne konkrete Ortsangabe (je eine nördlich, südlich und nordöstlich von Wien).
In der Steiermark entstehen drei neue AHS-Langformen - zwei in Graz (Reininghausgründe bzw. Graz Süd) sowie eine im östlichen Umland der Landeshauptstadt. Dazu kommt noch eine Bildungsanstalt für Elementarpädagogik ebenfalls in der östlichen Grazer Umgebung.
In Tirol soll im Umland Innsbrucks ein Oberstufenrealgymnasium gebaut werden, in Vorarlberg wird in Dornbirn neben der bestehenden HTL ein Sport-Oberstufenrealgymnasium errichtet. Keine Neubauten geplant sind in Kärnten, Salzburg und im Burgenland.
Es gilt weiter der Grundsatz „Ausbau vor Neubau“
Gleichzeitig gilt aber wie schon bisher der Grundsatz „Ausbau vor Neugründung bzw. Neubau“ - das heißt, dass primär bestehende Standorte erweitert werden sollen. „Neue Ausbildungsinhalte sollen nach Möglichkeit an bestehenden Standorten eingegliedert werden und eher keine neuen Schulgründungen verursachen“, heißt es im Plan.
Festgehalten ist auch, dass es zu keiner weiteren Erhöhung der AHS-Quoten kommen soll - also des Prozentsatzes jener Schüler, die nach der Volksschule an die AHS wechseln. „Der Ausbau von Standorten der AHS-Langform bzw. die Gründung einer neuen AHS-Langform ist künftig an die Voraussetzung gebunden, dass die Schulbesuchsquote in der Region unverändert bleibt und der Anstieg der Schüler/innen bzw. Klassenzahlen ausschließlich auf ein demografisches Schüler/innen-Mehr zurückzuführen ist.“
Das neue SCHEP baut auf seinem Vorgängerprogramm von 2008 auf - vom damals genehmigten Kostenrahmen von rund 2,3 Milliarden Euro wurden bisher rund 90 Prozent (2,1 Milliarden Euro) realisiert. 198 Projekte sind fertiggestellt, 16 befinden sich in der Bauphase. Für die nächste Phase sprach Kanzler Kurz am Mittwoch beim Ministerrat von Investitionen für 270 Bauprojekte. Wie Faßmann ergänzte, sei der Plan aber nicht „starr“, Nachjustierungen seien jederzeit möglich.
Vorerst nur vage Ankündigung bei Digitalisierung der Schulen
Wie es indessen mit dem - wie in der Corona-Krise und dem damit verbundenen Home-Schooling für Hunderttausende Schüler teils dramatisch deutlich wurde - dringend notwendigen Digitalisierungsschub für die Schulen des Landes aussieht, darüber war vorerst nichts Näheres zu erfahren. Es blieb hier am Mittwoch im Anschluss an den Ministerrat bei einer bloßen Ankündigung eines Ausbaus der IT-Infrastruktur. In den vergangenen Wochen war immer klarer geworden, dass Österreich in Sachen digitaler Schule dringenden Nachholbedarf hat und etwa für digitale Schulbücher (Stichwort Schulbuchaktion) wie berichtet bereits vor der Corona-Krise das nötige Geld fehlte.
Etwas mehr war in einer Aussendung von ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner zu erfahren, der von einem „Bekenntnis zu einer modernen Infrastruktur“ spricht. Sie sei „wichtige Voraussetzung für den Einsatz digital unterstützter Lern- und Lehrformen“. Ziel der Regierung sei es daher, jede Schule „mit grundlegender IT-Infrastruktur auszustatten. So werden die Schulstandorte an das Glasfasernetz angebunden, und eine leistungsfähige und ausreichende WLAN-Versorgung in den Unterrichtsräumen wird gewährleistet“, so Taschner.
Bundesschulsprecherin: „Digitale Bildung nicht mehr wegzudenken“
Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike zeigt sich jedenfalls erfreut über den Fortschritt: „Als Schülerinnen und Schüler haben wir gesehen, wie schnell man in Notsituationen fortschrittlich wird und einen komplett digitalen Unterricht auf die Beine stellen kann. Gerade deshalb ist es sehr erfreulich, dass vom Bildungsministerium dieses Entwicklungsprogramm ausgearbeitet wurde.“ Vor allem die nächsten Jahren der Umsetzung seien enorm wichtig, „denn digitale Bildung ist nicht mehr wegzudenken und stellt ein absolutes Muss dar“.
Auch der Bundesobmann der Schülerunion, Sebastian Stark, ist davon überzeugt, „dass nun mit dem Schulentwicklungsprogramm eine große Menge Geld für dringende und wichtige Themen wie Digitalisierung, ganztägige Schulangebote und Nachhaltigkeit in die Hand genommen wird“. Es sei Zeit, „dass in allen Schulen der Overheadprojektor in Pension geschickt und die Tür zu fortschrittlichem Unterricht in modernen und adäquaten Gebäuden geöffnet wird“, so Stark.
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